Gedenkstätte Caen

Le Mémorial de Caen


Die 1988 eröffnete Gedenkstätte »Le Mémorial de Caen« erinnert an die Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944, und legt einen Schwerpunkt auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts als Ära der Gewalt.

Geschichte

Im Juni 1940 zwang die deutsche Wehrmacht die französische Armee zur Kapitulation; zunächst geriet der Norden Frankreichs, ab 1942 auch der Süden des Landes unter deutsche Besatzung. Der amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt und der britische Premierminister Winston Churchill einigten sich im Mai 1943 auf eine Invasion Frankreichs im Frühjahr des kommenden Jahres. Der Kriegsgegner, das nationalsozialistische Deutschland, sollte durch die Eröffnung einer zusätzlichen Kriegsfront in Westeuropa entscheidend geschwächt und bezwungen werden. In einem gigantischen Landungsmanöver namens »Operation Overlord« gelang es am 6. Juni 1944 und in den folgenden Tagen amerikanischen, britischen, französischen, kanadischen und polnischen Soldaten, an der Küste der Normandie zu landen und Brückenköpfe zu errichten. Die Stadt Caen wurde bereits am ersten Tag der Invasion erreicht, der Kampf um ihre Befreiung dauerte jedoch noch bis Mitte Juli an. Sie wurde in dieser Zeit zu drei Vierteln zerstört.

Opfergruppen

Die Ausstellung ist, neben dem konkreten Bezug zur Landung der Alliierten im Juni 1944, den Ursachen und Wirkungen des Zweiten Weltkriegs gewidmet.
Bei den Kämpfen in der Normandie fielen auf beiden Seiten zehntausende Soldaten. Etwa 20.000 Zivilisten starben an den Folgen der Kampfhandlungen.

Erfahre mehr über Frankreich

Frankreich geriet nach der Niederlage seiner Armee im Juni 1940 unter deutschen Einfluss. Der Norden fiel unter deutsche Militärverwaltung, der Süden blieb zunächst unbesetzt. Im südfranzösischen Kurort Vichy wurde eine von Deutschland abhängige Regierung gebildet. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs lebten etwa 300.000 Juden in Frankreich. Ihre genaue Zahl ist nicht bekannt, da die Religionszugehörigkeit in Frankreich nicht registriert wurde. Ende 1940 wurden im Norden die ersten antijüdischen Verordnungen erlassen. Der Politik der Zwangsregistrierung, Ausgrenzung und Beraubung folgten systematische Festnahmen durch die französische Gendarmerie. Vor allem Juden ohne französischen Pass gerieten ins Visier des deutschen SS- und Polizeiapparates sowie der einheimischen Behörden. Mit dem Anwachsen des französischen Widerstandes ging der deutsche Militärbefehlshaber General Otto von Stülpnagel (1878–1948) dazu über, als Abschreckung Unbeteiligte erschießen und insbesondere Juden festnehmen zu lassen. Diese Verhafteten gehörten zu den ersten, die ab März 1942 in die Vernichtungslager im besetzten Polen verschleppt wurden. Etwa 75.000 Menschen wurden in über siebzig Transporten verschleppt und ermordet. Die Mehrzahl der französischen Juden überlebte, zumeist in Verstecken im südlichen Landesteil. Krieg und Verfolgung fielen in Frankreich etwa 600.000 Menschen zum Opfer, unter ihnen 270.000 Zivilisten. Während andere Opfergruppen bis heute wenig differenziert behandelt werden, hat sich seit Ende der 1980er Jahre die Forschung zu Patienten, die in Heimen und Kliniken zu Tode kamen, verstärkt. Heute wird von bis zu 50.000 Opfern ausgegangen. In beiden Landesteilen hatte es während der Besetzung Verfolgung, Kollaboration und Widerstand gegeben. Insbesondere die Erinnerung an den Kampf der »Résistance« als Ausdruck französischer Vaterlandsliebe und das Leid der »Deportation« boten nach dem Krieg die Möglichkeit, Gegensätze zwischen Konservativen (Gaullisten) und nach Moskau ausgerichteten Kommunisten zu überbrücken. Dem entsprechen die Widmungen zahlreicher Museen und Gedenkstätten – wie das »Mémorial des Martyrs de la Déportation« (Denkmal für die Märtyrer der Deportation) in Paris aus dem Jahr 1956 und das 2005 in der KZ-Gedenkstätte Natzweiler eröffnete »Centre Européen du Résistant Déporté« (Europäisches Zentrum des deportierten Widerstandskämpfers). Ab Anfang der 1990er Jahre entstanden Einrichtungen wie das Maison d’Izieu (Haus von Izieu) bei Lyon, wo an 44 verschleppte jüdische Kinder erinnert wird, die Nationale Gedenkstätte im ehemaligen Lager Gurs sowie ein Erinnerungszentrum in Oradour sur Glane – einer Ortschaft, die die SS 1944 zerstört hatte. Die zentrale Gedenkstätte für die Opfer des Holocaust ist die 2005 eröffnete »Mémorial de la Shoah« im Zentrum der Hauptstadt. Mittlerweile haben mehrere französische Staatspräsidenten die Mitverantwortung des Landes für den Holocaust in Frankreich anerkannt. Die 1988 eröffnete und 2002 erweiterte Gedenkstätte in Caen, die an die Landung der Westalliierten in der Normandie 1944 erinnert, ist die meistbesuchte Gedenkstätte außerhalb von Paris. Hier finden die jährlichen nationalen Gedenkfeiern an den Sieg über das nationalsozialistische Deutschland statt. Zudem gibt es zahlreiche regionale Museen, in denen die Auseinandersetzung mit Verfolgung, Widerstand und Deportation im Mittelpunkt steht.

Erinnerung

Die Initiative für die Errichtung der Gedenkstätte geht auf den damaligen Bürgermeister der Stadt Jean-Marie Girault zurück. Sie wurde 1988 vom französischen Staatspräsidenten François Mitterrand eröffnet. Die mächtige Betonfassade des nach Plänen des Architekten Jacques Millet erbauten Gebäudes soll den Atlantikwall symbolisieren, den die deutschen Besatzer gegen einen Angriff vom See aus errichtet hatten. Der schwarz verspiegelte Eingangsbereich symbolisiert hingegen die Bresche, die die erfolgreiche alliierte Landung in der Normandie in diesen Wall schlug.
Die Gedenkstätte zählt zu den meistbesuchten Museen in Frankreich außerhalb der Region Paris. Sie verfügt über Räume für die Dauerausstellung (5.600 qm) und Wechselausstellungen. In wirtschaftlicher Hinsicht ist sie eine Aktiengesellschaft auf gemischter privat-gemeinschaftlicher Basis; die Stadt Caen hält 51,5% an ihr. Die Gedenkstätte ist der Versöhnung und der Friedenserziehung verpflichtet. Ein Teil der Ausstellung konzentriert sich auf die Geschichte von Deportation und Völkermord während des Zweiten Weltkrieges. Neue Räumlichkeiten, in denen die Geschichte des Kalten Krieges gezeigt wird, wurden 2002 eröffnet.

Angebote

Dauer- und Wechselausstellungen, Mediathek; Archiv, pädagogisches Programm, begleitete Exkursionen zu den Stränden der Invasion

Öffnungszeiten

Jahreszeitlich unterschiedliche Öffnungszeiten, von Februar bis November 9.00 bis 19.00, im Winter kürzere Öffnungszeiten und Schließtage

Kontakt

http://www.memorial-caen.fr

resa@memorial-caen.fr

+33 (0)231 060 645

Esplanade Eisenhower
14050 Caen