Gedenkstätte Buchenwald

Gedenkstätte Buchenwald


Das auf dem Ettersberg bei Weimar gelegene Konzentrationslager Buchenwald war eines der größten Konzentrationslager im Deutschen Reich. Von 1937 bis 1945 inhaftierte die SS in Buchenwald und in seinen zahlreichen Außenlagern hunderttausende Menschen. Anschließend, bis 1950, nutzte der sowjetische Geheimdienst NKWD das Areal als Speziallager Nr. 2. In der Gedenkstätte Buchenwald erinnern mehrere Ausstellungen und Denkmäler an die Opfer.

Geschichte

In der Nähe von Weimar mussten Gefangene aus den Konzentrationslagern Lichtenburg und Sachsenhausen das KZ Buchenwald errichten. Die SS eröffnete das Lager im Juli 1937. Es bestand aus dem so genannten »großen« Lager für Häftlinge, die bereits länger in Buchenwald waren, dem 1939 zunächst für polnische Gefangene errichteten Zeltlager und dem 1942 als Quarantänestation errichteten »kleinen« Lager.
Ab 1942 war Buchenwald aufgrund ständig neu ankommender Häftlingstransporte vollkommen überfüllt. Infolge der mangelnden Wasserversorgung, der schlechten sanitären Bedingungen und der hohen Belegungsrate wüteten immer wieder Epidemien. Häftlinge aus Buchenwald mussten in SS-eigenen Betrieben und ab 1942 verstärkt in Rüstungsfirmen Zwangsarbeit leisten. Bis Kriegsende entstanden an mehreren Produktionsstandorten von Rüstungsbetrieben im mitteldeutschen Raum Außenlager, für deren Verwaltung das KZ Buchenwald zuständig war. Ab 1944 wurden fehlende Arbeitskräfte in der deutschen Kriegsproduktion durch tausende Juden sowie Sinti und Roma aus Auschwitz ersetzt. Nach dem Transport nach Buchenwald und nach ihrer Registrierung dort verlieh die SS die Häftlinge an Unternehmen der Rüstungsindustrie.
Die jüdischen Gefangenen wurden im Vergleich zu anderen Häftlingen besonders schlecht versorgt, so dass die Sterberate unter ihnen besonders hoch war.
Ab Januar 1945 wurde Buchenwald zum Ziel für Evakuierungstransporte aus den aufgelösten Lagern im Osten. Mit mehr als 100.000 Lagerinsassen war das Lager in dieser Zeit das größte noch bestehende Konzentrationslager überhaupt.
Anfang April 1945 versuchte die SS Buchenwald zu räumen und schickte 27.000 Häftlinge auf Todesmärsche. Etwa 21.000 Inhaftierte, darunter über 600 Kinder und Jugendliche, blieben im Stammlager zurück. Durch ihren Widerstand gelang es den Häftlingen, die vollständige Evakuierung des Lagers zu verhindern.

Opfergruppen

In der ersten Phase seines Bestehens inhaftierte die SS im KZ Buchenwald vor allem politische Gegner des Nationalsozialismus sowie vorbestrafte Kriminelle, Homosexuelle und Zeugen Jehovas, ab 1938 auch Juden. Mit Kriegsbeginn kamen immer mehr Menschen aus den besetzten Ländern Europas in das Lager.
Fast alle im Oktober 1942 im KZ befindlichen Juden deportierte die SS nach Auschwitz.
SS-Ärzte benutzten in Buchenwald Häftlinge für medizinische Versuche. Mitte 1943 richtete die Waffen-SS hier ihre »Abteilung für Fleckfieber- und Virusforschung« ein. Viele starben an den Folgen der Experimente.
Ab 1941 wurde Buchenwald zunehmend zu einem Ort des Massenmords, Exekutionen im Lager und in den umliegenden Wäldern waren häufig. Tausende sowjetische Kriegsgefangene ermordete die SS durch Genickschuss. Insgesamt kamen weit über 50.000 Häftlinge im KZ Buchenwald, seinen Außenlagern und bei den Todesmärschen ums Leben. Allein von Januar bis April 1945 starben etwa 14.000 Häftlinge. Schätzungsweise 243.000 Männer, Frauen und Kinder durchliefen das Hauptlager und seine 136 Außenlager.
Im sowjetischen Speziallager Nr. 2 waren bis 1950 insgesamt mehr als 28.400 Gefangene inhaftiert. In vielen Fällen verhaftete das NKWD Personen ohne juristische Verfahren, die zu Unrecht einer nationalsozialistischen Mittäterschaft beschuldigt wurden. Offiziellen sowjetischen Angaben zufolge starben auf dem Ettersberg mehr als 7.000 Gefangene. 1.500 Inhaftierte wurden vom NKWD in die Sowjetunion verschleppt. Etwa 2.400 Personen übergaben die sowjetischen Behörden bei der Auflösung des Lagers 1950 an die DDR-Justiz.

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Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann die staatliche Verfolgung der Gegner des Regimes, von Juden, als »Zigeuner« bezeichneten Roma, Patienten sowie zahlreichen anderen Gruppen. Antisemitismus wurde erstmals Bestandteil der Regierungspolitik eines modernen Staates, die Verfolgung aller Gruppen schrittweise verschärft. Dabei griffen staatliche Verordnungen, Gewalttaten von Anhängern des Regimes und die Hetze der Presse ineinander. Der Terror gegen Juden im November 1938 (»Kristallnacht«) mit etwa hundert Toten bildete den Scheitelpunkt hin zur vollständigen Ausgrenzung und Ermordung der jüdischen Minderheit. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 gerieten weite Teile Europas unter deutsche Herrschaft. Insbesondere im Osten entstand ein vielgliedriges System von Lagern und Mordstätten, in dem die SS bis zu sechs Millionen Juden, unter ihnen etwa 165.000 deutsche Juden, ermordete. Die Zahl der übrigen Deutschen, die in Folge des Krieges ihr Leben verloren, wird auf etwa sieben Millionen geschätzt, darunter fast 3,5 Millionen Zivilisten. Etwa 28 Millionen Einwohner der besetzten Sowjetunion (Soldaten und Zivilbevölkerung) und drei Millionen nichtjüdische Polen kamen gewaltsam zu Tode; an sie wird in Deutschland bis heute kaum erinnert. Deutschland wurde 1945 von den Alliierten besetzt; 1949 entstanden die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit sehr unterschiedlichen Gedenkkulturen. In der DDR dominierte die Selbstinterpretation als »antifaschistischer« deutscher Nachfolgestaat. Die Orte der ehemaligen Konzentrationslager (KZ) Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen wurden zu »Nationalen Mahn- und Gedenkstätten« und stellten vor allem den kommunistischen Widerstand dar. In der Bundesrepublik dominierte zunächst die Erinnerung an die Opfer der alliierten Bombenangriffe, von Flucht und Vertreibung. Das Gedenken an die nationalsozialistische Verfolgung, den Holocaust oder den Widerstand war einzelnen Gruppen überlassen, Täter und Tatbeteiligungen – außerhalb juristischer Prozesse – kein Gegenstand öffentlicher Diskussion. Das änderte sich ab Mitte der 1960er Jahre, als nach intensiver Debatte die Verjährung für Mord aufgehoben wurde. Gleichzeitig entstanden Erinnerungsstätten an Orten ehemaliger KZ (1965: Dachau und Neuengamme; 1966: Bergen-Belsen) und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1968 in West-Berlin. Erst in den 1980er Jahren entwickelte sich durch lokale Initiativen eine vielfältige, oft kleinteilige Erinnerungslandschaft. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden eine gesamtstaatliche Gedenkstättenkonzeption entwickelt und Orte der Erinnerung umfangreich überarbeitet. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin konnte 2005 der Öffentlichkeit übergeben werden. Eine umfangreiche Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen und ihrer Täter, die Topographie des Terrors, wurde im Mai 2010 eröffnet; das Ausstellungszentrum »Flucht, Vertreibung, Versöhnung« folgte 2021. Mittlerweile erinnern zentrale Denkmäler in Berlin auch an weitere Opfergruppen: An die ermordeten Sinti und Roma, an die Opfer im Rahmen der NS-»Euthanasie« ermordeten Patienten und an die verfolgten Homosexuellen. Die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in den früheren Ostgebieten fielen nach Kriegsende einem doppelten Vergessen anheim. Die Erinnerung blieb für Jahrzehnte auf landsmannschaftliche Verbände in der BRD beschränkt und schloss die Zeit von 1933 bis 1945 meist aus. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nehmen sich jedoch deutsche, polnische, litauische und russische Initiativen auch dieses Teils der deutschen Vergangenheit an.

Erinnerung

Durch die Bilder, die die US-Armee unmittelbar nach der Befreiung des Lagers veröffentlichte, war Buchenwald weltweit zu einem Symbol für die Verbrechen des Nationalsozialismus geworden. Thüringen wurde jedoch Teil der sowjetischen Besatzungszone, und mit der Errichtung des Speziallagers Nr. 2 war Gedenken am ehemaligen Standort des KZ lange nicht möglich.
Für die Ideologen der DDR-Führung stand die Erinnerung an den kommunistischen Widerstand im Zentrum des Gedenkens. Unter diesen Vorzeichen entstand 1958 die Nationale Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald. Den Mittelpunkt bildete ein Mahnmal des Bildhauers Fritz Cremer. Es zeigt eine zehnköpfige Gruppe von Häftlingen, die den Widerstandskampf im Lager symbolisiert. Einen besonderen Stellenwert hatte der Kult um den ehemaligen KPD-Führer Ernst Thälmann, der gegen Ende des Krieges im KZ Buchenwald erschossen worden war. Ein differenziertes Gedenken an einzelne Opfergruppen des KZ Buchenwald gab es hingegen nicht.
Das ehemalige Lagergelände wurde zur DDR-Zeit weitgehend eingeebnet: Bis auf wenige Ausnahmen wurden die Gebäude und die Häftlingsbaracken abgerissen. Erhalten blieben unter anderem das Krematorium und das Torgebäude.
Nach 1990 wurde die Gedenkstätte Buchenwald im Auftrag des thüringischen Wirtschaftsministeriums neu konzipiert. Sämtliche Außenanlagen wurden erneuert. In der ehemaligen Effektenkammer befindet sich seit 1995 das Museum der Gedenkstätte. Ausstellungen behandeln die Geschichte des KZ und der Gedenkstätte, aber auch des sowjetischen Speziallagers Nr. 2.
2007 weihten die Verantwortlichen einen »Gedenkweg Buchenwald-Bahn« ein. Er kennzeichnet die von Häftlingen erbaute Bahnstrecke vom KZ-Gelände nach Weimar.
Die Gedenkstätte wird von der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora getragen.

Angebote

Ständige Ausstellungen, Bibliothek, Archiv, pädagogische Angebote, Wanderausstellungen, Gruppenführungen für Schulklassen und Jugendliche in mehreren Sprachen, Tagesprogramme für Gruppen, Jugendbegegnungsstätte, Archiv zum Konzentrationslager, zum Speziallager und zur Geschichte der Gedenkstätte, digitale Sammlung

Öffnungszeiten

Museum: November bis März 9.00 bis 16.00, April bis Oktober 10.00 bis 18.00, montags geschlossen
Besichtigung der Außenanlagen täglich

Kontakt

http://www.buchenwald.de

information@buchenwald.de

+49 (0)3643 430 0

Gedenkstätte Buchenwald
99427 Weimar