Friedhof der Aufständischen von Warschau

Cmentarz Powstańców Warszawy


Polen befand sich seit September 1939 unter deutscher und sowjetischer Besatzung. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion ab dem 22. Juni 1941 wurde auch Ostpolen von den Nationalsozialisten besetzt. Jahre brutaler Unterdrückung folgten. Am 1. August 1944 erhob sich die polnische Heimatarmee (polnisch: Armia Krajowa) im Warschauer Aufstand gegen die deutschen Besatzer. Nach 63 Tagen schlugen SS-Truppen den Aufstand nieder und zerstörten anschließend systematisch die Stadt. Auf dem Friedhof der Aufständischen fanden seit 1945 über 100.000 Opfer der deutschen Besatzung ihre letzte Ruhestätte.

Geschichte

Die polnische Hauptstadt Warschau wurde bereits am 1. September 1939, dem ersten Tag des Zweiten Weltkriegs, von der Wehrmacht angegriffen. Nach dreiwöchiger Belagerung wurde die Stadt am 1. Oktober von der Wehrmacht eingenommen. In der Folge übten die Nationalsozialisten ein Terrorregime gegen die polnische Bevölkerung aus. Noch schlimmer traf es die Juden, die ab 1940 im Warschauer Ghetto eingesperrt wurden. Am 19. April 1943 setzten sie sich im Warschauer Ghettoaufstand zur Wehr. Der Aufstand scheiterte jedoch und das jüdische Viertel Warschaus wurde dem Erdboden gleichgemacht. Nur ein Bruchteil der jüdischen Stadtbevölkerung überlebte die deutsche Besatzung.

Ein Jahr später, am 1. August 1944, erhob sich die polnische Heimatarmee gegen die deutschen Besatzer. Sie versuchte, die Stadt vor dem Einmarsch der Roten Armee selbst zu befreien. Nach erbitterten Häuserkämpfen brachten die polnischen Verbände in den ersten Tagen wichtige Teile der Stadt unter ihre Kontrolle. Die Deutschen gewannen jedoch schnell die Oberhand, und in den folgenden Wochen verübten SS- und Polizeieinheiten unzählige Massaker an der Zivilbevölkerung. Besonders brutal waren die Massaker in den Stadtteilen Wola und Ochota, wo über 50.000 beziehungsweise 10.000 Polen getötet wurden.

Opfergruppen

Als die Aufständischen am 2. Oktober 1944 kapitulierten, gerieten etwa 15.000 Soldaten der Heimatarmee, darunter etwa 2.000 Frauen, in deutsche Gefangenschaft. Insgesamt fielen mindestens 16.000 Aufständische im Kampf, etwa 150.000 Zivilisten, darunter viele Jugendliche, kamen ums Leben. Vor allem in den ersten Tagen des Aufstandes führte die SS Massenerschießungen durch, denen etwa 40.000 Menschen zum Opfer fielen. Etwa 100.000 Überlebende wurden zur Zwangsarbeit ins Deutsche Reich verschleppt, Hunderttausende aus der Stadt vertrieben. Allein 500.000 Einwohner wurden in das Durchgangslager Pruszków bei Warschau zwangsevakuiert. Etwa 60.000 Polen wurden in verschiedene Konzentrationslager deportiert. Warschau war fast menschenleer, als die SS die Stadt Straße für Straße, Haus für Haus niederbrannte.

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Mit dem Angriff auf Polen und der Besetzung des Landes durch deutsche Truppen im Westen und durch die Rote Armee im Osten begann im September 1939 der Zweite Weltkrieg. Unmittelbar nach dem Einmarsch setzten in beiden Teilungsgebieten Verfolgung und Terror ein. Deutsche Verbände verübten Massaker an Angehörigen der geistigen Eliten, jüdischen und nichtjüdischen Zivilisten sowie Patienten. Ab Ende 1939 errichtete die deutsche Verwaltung Ghettos, in denen die jüdische Bevölkerung unter elenden Bedingungen zusammengedrängt wurde. 1941, nach dem Angriff auf die Sowjetunion, geriet auch Ostpolen unter deutsche Herrschaft. SS-Einsatzgruppen ermordeten zunächst systematisch jüdische Männer, später auch Frauen und Kinder. Im Herbst 1941 begannen lokale deutsche Dienststellen im früheren Westpolen mit der Vorbereitung von Massentötungen jüdischer Ghettohäftlinge durch Giftgas. Bis 1945 wurden etwa drei Millionen polnische Juden in den Vernichtungsstätten Kulmhof, Belzec, Treblinka und Sobibor, in Majdanek und Auschwitz ermordet, verhungerten in den Ghettos oder wurden erschossen. 1943 erhoben sich die jüdischen Bewohner des Warschauer Ghettos zu einem Aufstand, den die SS blutig niederschlug. Polnische Soldaten kämpften auf Seiten der Alliierten an allen Fronten des Weltkriegs. Partisanengruppen, darunter die patriotische »Armia Krajowa« (Heimatarmee), bildeten die größte Widerstandsbewegung im besetzten Europa. Am 1. August 1944 begann der Warschauer Aufstand, die umfangreichste Erhebung von Zivilisten gegen die Deutschen im besetzten Europa. Er scheiterte, auch weil die Rote Armee – bereits am anderen Weichselufer stehend – nicht eingriff. Die Zahl der Toten wird auf bis zu 250.000 geschätzt. Insgesamt kamen etwa drei Millionen nichtjüdische Polen unter deutscher Besatzung gewaltsam zu Tode. Nachdem die Rote Armee bereits im Januar 1944 (ost-)polnischen Boden erreicht hatte, wurden die Truppen der Armia Krajowa vom sowjetischen Geheimdienst entwaffnet, ihre Offiziere erschossen oder verschleppt. Die Millionen Toten der Besatzungszeit, die dauerhafte Annexion Ostpolens durch die Sowjetunion, die Eingliederung ostdeutscher Gebiete und der daraus resultierende Bevölkerungsaustausch verursachten in Polen ein schweres politisches und gesellschaftliches Trauma. In der Erinnerungskultur stand das Gedenken an die Ermordung der europäischen Juden in deutschen Vernichtungslagern auf polnischem Boden zunächst im Hintergrund. So galt Auschwitz – im Ausland längst zum Symbol des Holocaust geworden – über Jahrzehnte vor allem als »Ort polnischen Martyriums«. Veränderungen gibt es allerdings seit Beginn des 21. Jahrhunderts. Dazu mögen auch die heftigen Debatten um den ostpolnischen Ort Jedwabne beigetragen haben. Das Massaker an etwa 340 Juden am 10. Juli 1941, das bis dahin »Gestapo und Hitler-Polizei« zugeschrieben worden war, hatten polnische »Nachbarn« ohne deutschen Zwang verübt. Die Diskussionen im In- und Ausland um eine polnische Mittäterschaft führten 2001 dazu, dass sich Staatspräsident Aleksander Kwaśniewski (*1954) bei den Opfern entschuldigte. Forderungen von Fachleuten, etwa aus dem Institut des Nationalen Gedenkens, sich den schwierigsten Kapiteln der Vergangenheit zu stellen, wurden lauter. Zu diesen zählen auch antijüdische Pogrome 1946/47 und der staatliche Antisemitismus im sozialistischen Nachkriegspolen. Der polnische Staat investiert sehr viel in Erinnerungspolitik, auch in Großprojekte mit internationaler Ausstrahlung. Das Museum des Warschauer Aufstandes wurde bereits 2004 eröffnet. Das POLIN Museum der Geschichte der polnischen Juden eröffnete auf dem Gebiet des ehemaligen Warschauer Ghettos 2013, ein Museum des Warschauer Ghettos soll 2024 folgen. In Danzig gibt es seit 2017 das Museum des Zweiten Weltkrieges. Die ehemaligen deutschen Vernichtungslager Belzec und Sobibor wurden nach der Jahrtausendwende in moderne Gedenkstätten umgewandelt. Auch in der Kultur ist eine immer intensivere Beschäftigung mit dem jüdischen und multikulturellen Erbe Polens zu beobachten.

Erinnerung

Während des Aufstandes und der gesamten deutschen Besatzungszeit wurden Tausende von Opfern in provisorischen Gräbern verscharrt. Nach Kriegsende 1945 wurde beschlossen, im Stadtteil Wola einen zentralen Friedhof für die gefallenen Aufständischen und andere Opfer der deutschen Besatzung zu errichten. Die ersten Umbettungen auf den neu angelegten Friedhof der Aufständischen begannen im November 1945. In den folgenden zwei Jahren wurden dort die sterblichen Überreste von Opfern aus der gesamten Stadt beerdigt.

In den 1950er Jahren wurde die Verwaltung des Friedhofs dem Verband der Kämpfer für Freiheit und Demokratie, einer Veteranenorganisation des kommunistischen Regimes in Polen, übertragen. Das Regime versuchte zudem, die Erinnerung an den Aufstand zu unterdrücken, und so wurde der Friedhof, der bis dahin den Namen »Friedhof der Verteidiger von Warschau« trug, in »Städtischer Friedhof Nr. 2 in Wola« umbenannt. Anfang der 1960er Jahre wurde der Friedhof um fast 90 Prozent verkleinert. Die freigewordene Fläche wurde zu einem Park umgestaltet. Alle Hinweise auf den Warschauer Aufstand wurden entfernt.

1973 wurde das von Gustaw Zemła gestaltete Denkmal für die Unbesiegbaren Gefallenen 1939–1945 eingeweiht. Das Denkmal steht auf einem mit Pflastersteinen bedeckten Grabhügel, unter dem sich die Asche von 50.000 Opfern des nationalsozialistischen Terrors in Warschau befindet.

Nach dem Fall des kommunistischen Regimes wurde die Erinnerung an den Warschauer Aufstand in den 1990er Jahren wiederbelebt. So wurden auf dem Friedhof religiöse und an den Aufstand erinnernde Symbole hinzugefügt. 2021 wurde der Grundstein für eine neue Gedenkstätte auf dem Friedhof gelegt. Diese besteht aus zwei Pavillons und einer Gedenkmauer mit 93.240 Messingtafeln, die die Namen und das Alter von 62.000 identifizierten Personen tragen. Dazwischen befinden sich Lücken, die eines Tages mit weiteren Daten gefüllt werden sollen. Die Gedenkstätte wurde am 2. Oktober 2023 eingeweiht.

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