Erinnerung an die Opfer des Pogroms vom Juni 1941

Monumentul Victimelor Pogromului Fascist de la Iaşi din zilele de 28-29 iunie 1941


In der Universitätsstadt Jassy im Nordosten Rumäniens erinnern mehrere Erinnerungsorte an die Opfer des Pogroms vom Juni 1941. Vom 29. Juni bis zum 1. Juli 1941 töteten rumänische Polizisten, Gendarmen und Zivilisten, aber auch rumänische und deutsche Soldaten, mehrere Tausend Juden aus Jassy. Die meisten der Opfer wurden in Massengräbern auf dem jüdischen Friedhof bestattet.

Geschichte

Die Universitätsstadt Jassy (rumänisch: Iaşi) liegt im Nordosten Rumäniens in der historischen Region Moldau. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten etwa 45.000 Juden in Jassy, sie machten etwa die Hälfte aller Einwohner aus. Die Großstadt wurde früh zu einem Zentrum jüdischen Lebens, war jedoch auch geprägt von Antisemitismus: hier wurde 1923 von Studenten die faschistische »Legion Erzengel Michael« gegründet, die später als »Eiserne Garde« massiven antijüdischen Terror verbreitete.
Im Juni 1941 bereiteten deutsche und rumänische Truppen in Jassy gemeinsam den bevorstehenden Angriff auf die Sowjetunion vor. Jassy lag an der damaligen Grenze zur Sowjetunion. Am 19. Juni 1941 befahl der rumänische Diktator Ion Antonescu dem Stadtkommandanten von Jassy Oberst Lupu, alle Juden zu registrieren, um sie später verhaften zu können. Am 22. Juni 1941 begann der Angriff der deutschen und rumänischen Armeen auf die Sowjetunion. Die örtliche Presse schürte die Angst der Bevölkerung vor Luftangriffen und warf den Juden vor, mit der Sowjetunion zusammenzuarbeiten. Wenige Tage später gab Antonescu der Polizei den Befehl, jüdische Wohnungen zu durchsuchen und die Einwohner zu verhaften unter dem Vorwand, dass sie Waffen versteckten. Am Morgen des 29. Juni trieben deutsche und rumänische Soldaten bis zu 3.500 Juden zusammen und schossen mit Maschinengewehren in die Menge. Zeitweilig glich die Stadt einem Schlachtfeld: Die Täter, zu denen auch zahlreiche rumänische Zivilisten gehörten, mordeten und plünderten stundenlang unkontrolliert. Anschließend beschlossen die rumänischen Behörden, weiter zu töten: Am 30. Juni pferchten rumänische Soldaten etwa 1.900 Juden in einen Güterzug. Ohne Wasser und Versorgung fuhr der Zug bei extremer Hitze acht Stunden lang in das 20 km entfernte Podu Iloaiei, etwa 1.200 Menschen kamen dabei qualvoll um. Ein zweiter Zug mit etwa 2.500 Juden fuhr sechs Tage lang in die südrumänische Stadt Călăraşi. Ab und zu hielt er an, um Leichen von den Waggons abzuladen.

Opfergruppen

Beim 29. Juni 1941 begonnenen Pogrom in Jassy, töteten rumänische und deutsche Einheiten mehrere Tausend Juden. Schätzungen gehen von insgesamt 4.000 bis 10.000, einige sogar von bis zu 13.000 Opfern aus.

Erfahre mehr über Rumänien

Das Königreich Rumänien fand in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen zu keiner politischen Stabilität und sah sich von Gebietsansprüchen der Nachbarn bedroht. Das Land suchte die Nähe zum nationalsozialistischen Deutschland. In den Grenzfragen unterstützte die Berliner Führung jedoch Ungarn, Bulgarien und den zwischenzeitlichen Verbündeten Sowjetunion. Im Laufe des Jahres 1940 musste Rumänien dem Verlust großer Teile seines Territoriums zustimmen. Dies führte zur innenpolitischen Radikalisierung. König Karl (1893–1953) übertrug General Ion Antonescu (1882–1946) unbeschränkte Befugnisse, musste dann jedoch zugunsten seines Sohnes Michael (1921–2017) abdanken. Die rechtsradikale »Garda de Fier« (Eiserne Garde), mit der Antonescu verbündet war, begann sofort mit der Verfolgung der Juden. 1941 beteiligte sich Rumänien am deutschen Angriff auf die Sowjetunion. Unter rumänischer Regie wurden bis zu 155.000 Juden und 25.000 Roma aus der Bukowina und Bessarabien in besetzte ukrainische Gebiete (»Transnistrien«) deportiert. Zehntausende überlebten Massenmorde, Lagerhaft und Zwangsarbeit, Hunger und Krankheiten nicht. Die Juden in Nordsiebenbürgen (seit 1940: Ungarn) litten derweil unter den dortigen antisemitischen Verordnungen. Allerdings blieben sie mehrheitlich von gewalttätiger Verfolgung verschont, bis im Frühjahr 1944 die Wehrmacht dort einmarschierte und die SS in Zusammenarbeit mit ungarischen Behörden mit Deportationen nach Auschwitz begann. Die Gesamtzahl der ermordeten rumänischen Juden bezieht sich also auf verschiedene Gebiete: 50.000 Juden aus Bessarabien und der Bukowina sowie etwa 20.000 Juden aus dem Innern Rumäniens wurden ermordet, etwa 120.000 siebenbürgische Juden Opfer der ungarisch-deutschen Besatzung. Im August 1944 führte die Offensive der Roten Armee zu einem Bündniswechsel Rumäniens. Michael I. entmachtete Antonescu. Das Land fiel unter sowjetischen Einfluss. 1946 wurde der Diktator hingerichtet, 1947 dankte der König ab. In der ersten Zeit nach 1945 gedachte man zunächst der Befreiung durch die Rote Armee. In Bukarest entstand ein Denkmal für die gefallenen sowjetischen Soldaten. Die Zeit als deutscher Bündnispartner blieb in der Erinnerung ausgespart. Unter Nicolae Ceaușescu (1918–1989), der das Land mit seinem Geheimdienst ab 1965 regierte, wurde die »Befreiung vom faschistischen Joch« als Verdienst rumänischer Helden dargestellt. Mit dem Ende seines Regimes 1989 erschienen vielen Rumänen entgegengesetzte Sichtweisen attraktiv: Der Angriff auf die Sowjetunion 1941 wurde nun häufiger als Kampf gegen den Bolschewismus gesehen. Das Ansehen Antonescus stieg. Für einen Teil der Rumänen erhielt wiederum der im Exil lebende König größere Bedeutung und wurde zum Symbol der Demokratie, da er den Diktator gestürzt hatte und später von den Kommunisten vertrieben wurde. Für die Erinnerung an den Holocaust blieb in der Nachkriegszeit kein Platz. Die meisten Überlebenden hatten das Land bereits in den 1950er Jahren verlassen. Das Gedenken war Sache der jüdischen Gemeinden: Sie errichteten 1977 ein kleines Forschungszentrum und 1978 ein kleines Museum in Bukarest sowie einige Denkmäler. Im Jahr 2004 nahm eine Kommission zur Erforschung des Holocaust und der rumänischen Verbrechen ihre Arbeit auf, die vom rumänischstämmigen Überlebenden und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel (1928–2016) geleitet wurde. Ein Nationales Institut setzt die Forschungen seit 2005 fort. 2009 wurde ein zentrales Holocaustdenkmal in Bukarest eingeweiht, dass auch an rumänische Roma erinnernt, die nach Transnistrien deportiert wurden. Sonst gibt es allerdings wenig Erinnerung an die etwa 12.500 Opfer dieser Gruppe.

Erinnerung

In Jassy und Umgebung gibt es mehrere Denkmäler, die an die Opfer des Pogroms im Sommer 1941 und der Deportationszüge erinnern. Auf dem jüdischen Friedhof von Jassy wurden die meisten Opfer des Pogroms in Massengräbern bestattet. Die Gräber sind mit großen Betonplatten bedeckt. In der Nähe der Gräber gibt es eine Gedenktafel, die an die Toten des Pogroms und die Opfer der Todeszüge aus Jassy erinnert.
1976 wurde vor der Großen Synagoge ein Obelisk zur Erinnerung an die Opfer des Pogroms aufgestellt. Die1671 eröffnete Große Synagoge ist als einziges von ursprünglich mehr als 110 jüdischen Gotteshäusern in Jassy erhalten geblieben. Im Gebäude informiert ein kleines Museum über die Geschichte der jüdischen Gemeinde von Jassy und den Pogrom vom Sommer 1941. Seit 2004 stehen die Synagoge und der Obelisk unter Denkmalschutz. Um 2010 wurden beide umfassend renoviert.
An mehreren Orten, so auch in Podu Iloaiei und bei Târgu Frumos, sind Opfer der Todeszüge in Massengräbern bestattet worden. Diese sind später ebenfalls um Denkmäler ergänzt worden.

Öffnungszeiten

Das Denkmal vor der Großen Synagoge ist jederzeit zugänglich.
GPS-Daten der Massengräber:
Jüdischer Friedhof am nördlichen Stadtrand von Jassy: 47°10'39.5"N 27°32'20.8"E
Jüdischer Friedhof in Târgu Frumos: 47°12'11.8"N 26°59'41.5"E
Jüdischer Friedhof in Podu Iloaiei: 47°12'56.1"N 27°16'21.1"E

Kontakt

Strada Sinagogilor / Strada Cucu
700083 Iaşi