Falstad-Zentrum - Gedenkstätte und Menschenrechtszentrum
Falstadsenteret - Minnested og senter for menneskerettigheter
Ab Oktober 1941 diente die ehemalige Sonderschule für straffällig gewordene Jugendliche als SS-Strafgefangenenlager Falstad. Das Lager war vor allem Durchgangslager, in dem Häftlinge vor ihrer Deportation in deutsche Konzentrationslager festgehalten wurden. Im Lager wurden aber auch Juden interniert, die später in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert wurden.
Seit 1995 erinnert auf dem ehemaligen Lagergelände ein Museum an das Lager Falstad.
Geschichte
Im Oktober 1941 richtete der Kommandeur der Sicherheitspolizei in einem zuvor als Sonderschule für straffällig gewordene Jugendliche genutzten Gebäude das SS-Strafgefangenenlager Falstad ein. Im Mai 1942 wurde SS-Hauptscharführer Paul Gogol Lagerkommandant. Ehemalige Häftlinge berichten von einer Brutalisierung der Haftbedingungen unter Gogol. Ab August 1942 existierte auch eine Frauenabteilung im Lager.
Falstad wurde hauptsächlich als Durchgangslager genutzt. Die anschließenden Deportationen der Häftlinge in deutsche Konzentrationslager wurden häufig über das SS-Polizeihaftlager Grini abgewickelt. Insgesamt 5.000 Gefangene aus 13 Ländern sind während der Besatzungszeit registriert worden. Darunter waren auch 49 Juden aus Norwegen, 48 von ihnen wurden später über Oslo in das Lagerkomplex Auschwitz deportiert. Nur sechs von ihnen überlebten.
Mindestens 230 Häftlinge, darunter sowjetische und jugoslawische Kriegsgefangene sowie norwegische Regimegegner wurden im nahe gelegenen Wald erschossen.
Opfergruppen
Insgesamt etwa 5.000 Gefangene durchliefen das Lager Falstad. Die größten Gruppen bildeten norwegische Regimegegner, sowjetische und jugoslawische Kriegsgefangene, Häftlinge aus Polen sowie Juden.
Vermutlich 230 Menschen sind im nahe gelegenen Wald erschossen worden. 42 Juden, die bis zu ihrer Deportation im Februar 1943 in Falstad gefangen waren, sind im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordet wurden.
Erfahre mehr über
Norwegen
Im April 1940 besetzte die deutsche Wehrmacht nach mehrwöchigen Gefechten das Königreich Norwegen. Hier lebten zu diesem Zeitpunkt über 1.300 norwegische Juden und etwa 600 jüdische Flüchtlinge, vor allem in Oslo und Trondheim. Die Mehrheit der norwegischen Bevölkerung stand den Deutschen ablehnend gegenüber. Bis zum deutschen Einmarsch besaß auch die seit 1933 existierende norwegische Partei »Nasjonal Samling« (Nationale Einheit) unter Vidkun Quisling (1887–1945) mit ihrem judenfeindlichen Kurs keinen Rückhalt in der Bevölkerung. Ab Juni 1941 betrieben deutsche Besatzer und Quislings Nationalisten die Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung und die Verfolgung von Regimegegnern immer radikaler. Im Februar 1942 wurde eine Kollaborationsregierung mit Quisling als Ministerpräsident eingesetzt, die unter Kontrolle des deutschen Reichskommissars Josef Terboven (1898–1945) stand und die den Terror – insbesondere gegen Juden – weiter verschärfte. Im Oktober 1942 wurden alle Juden in Norwegen verhaftet. Ende November 1942 und Ende Februar 1943 deportierte die SS 690 von ihnen – Kinder, Frauen und Männer – auf Schiffen nach Stettin in Pommern (heute: Polen) und von dort direkt oder über Berlin in das Vernichtungslager Auschwitz. Insgesamt wurden mindestens 765 Juden aus Norwegen Opfer des Massenmords – mehr als vierzig Prozent der jüdischen Bevölkerung des Landes.
In Norwegen entstanden mehrere Widerstandsgruppen, die zivilen Ungehorsam leisteten und Sabotageakte durchführten. Verhaftete Untergrundkämpfer kamen in die Konzentrationslager Natzweiler-Struthof, Neuengamme und Sachsenhausen. Beim Rückzug der Wehrmacht im Frühjahr 1945 wurden viele Orte und Industrieanlagen in Nordnorwegen vollständig niedergebrannt, Quisling am 8. Mai 1945 verhaftet und am 24. Oktober 1945 in der Festung Akershus in Oslo hingerichtet. Der Name Quisling ist in mehrere Sprachen als der Inbegriff von Kollaboration und Verrat eingegangen. Bis 1945 hatten sich etwa 45.000 Norweger seiner Partei angeschlossen. Im Akershus befindet sich seit 1970 das zentrale norwegische Widerstandsmuseum und ein Denkmal für die norwegischen Patrioten, die an dieser Stelle während des Zweiten Weltkrieges erschossen wurden. Seit den 1990er Jahren entstanden mehrere Holocaustdenkmäler in Trondheim und Oslo. In Quislings früherem Osloer Dienstsitz (»Villa Grande«) ist seit 2005 das Zentrum zur Erforschung des Holocaust und der religiösen Minderheiten untergebracht. Zum Symbol des norwegischen Widerstands und der Nachkriegsdemokratie wurde die Königsfamilie unter Haakon VII. (1872–1957). König und Kronprinz hatten sich gemeinsam der Kapitulation verweigert und waren ins britische Exil gegangen. In der Nähe einer Birke, an der sie im April 1940 Zuflucht gesucht hatten, wurde 1997 ein »Friedenshain« angelegt, der einen »dauerhaften Kampf für Freiheit, Frieden und Menschenwürde in der gegenwärtigen und zukünftigen Wirklichkeit« anmahnen soll. Diese Orientierung auf Gegenwart und Zukunft sowie eine entsprechende Friedens- und Menschenrechtserziehung ist vielen norwegischen Gedenkeinrichtungen eigen. Seit den 1980er Jahren hat auch die kritische Auseinandersetzung mit der Kollaboration und dem Alltag unter deutscher Besatzung ihren Platz in der Erinnerungskultur gefunden.
Erinnerung
Bereits 1947 wurde eine Skulptur zum Gedenken an die im nahen Wald erschossenen Gefangenen eingeweiht.
In den Jahren 1945 bis 1949 wurde das Lagergelände als Gefängnis für norwegische Kollaborateure genutzt. Später, bis 1990, war im Hauptgebäude wieder eine Schule untergebracht. 1995 wurde auf dem Gelände das Falstad-Museum eröffnet. Das im Jahr 2000 unter Mitwirkung verschiedener Gruppen, unter anderem der jüdischen Gemeinde Trondheim, als Stiftung gegründete »Falstad-Zentrum – Gedenkstätte und Menschenrechtszentrum« nahm 2005 in den renovierten historischen Gebäuden seine Arbeit auf. 2006 konnte eine neue Dauerausstellung eröffnet werden.
Angebote
Ausstellung, Archiv mit Angaben über die Gefangenen und Bibliothek, Projektangebote zu Menschenrechtsbildung
Öffnungszeiten
dienstags bis freitags 12.00 bis 16.00, sonntags 13.00 bis 17.00
1. Juni bis 31. Juli samstags 13.00 bis 17.00