Denkmal für die Opfer des »Zigeunerlagers Hodonin«

Památník romským obětem v Hodoníně u Kunštátu


In Hodonin bei Kunstadt (tschechisch: Hodonín u Kunštátu) steht in der Nähe des ehemaligen »Zigeunerlagers Hodonin« ein Denkmal zur Erinnerung an die Opfer.

Geschichte

Am 15. März 1939 besetzte die deutsche Wehrmacht die Überbleibsel der Tschechoslowakei, das Gebiet wurde am Tag darauf als »Protektorat Böhmen und Mähren« vom Dritten Reich einverleibt. Kurz danach fing im Protektorat die Verfolgung von Juden und von Sinti und Roma an. Einer Zählung zufolge wohnten 1940 6.540 »Zigeuner« im Protektorat. Das Innenministerium des Protektorats fing in November 1939 damit an, deren Ansiedlung voranzutreiben. Ab August 1940 errichteten die Protektoratsbehörden insgesamt sechs Zwangsarbeitslager für »Asoziale«, darunter im böhmischen Lety bei Pisek und im mährischen Hodonin bei Kunstadt. In Hodonin wurden auch viele Roma ohne Arbeit oder festen Wohnsitz inhaftiert, sie stellten etwa 20 Prozent aller Häftlinge dort. Nach der Verordnung zur »Bekämpfung der Zigeunerplage« vom 10. Juli 1942 wurde die gesamte Romabevölkerung Böhmens und Mährens als Rasse verfolgt. In August 1942 wurden die Roma durch die örtlichen Behörden registriert. Nichtsesshafte wurden in die in »Zigeunerlager« umgewandelten Lager Hodonin und Lety gebracht. Mehr als 1.300 Roma waren nun im Lager Hodonin inhaftiert, das von tschechischen Gendarmen bewacht wurde und dem Innenministerium des Protektorats unterstellt war. Am 7. Dezember 1942 deportierte die deutsche Kriminalpolizei im Protektorat (Kripo) ungefähr 75 Häftlinge aus Hodonin nach Auschwitz ins Stammlager. Mit Heinrich Himmlers Erlass vom 16. Dezember 1942 fing die massenhafte Deportation der Roma nach Auschwitz-Birkenau an, wo im Frühjahr 1943 ein »Zigeunerfamilienlager« errichtet wurde. Am 21. August 1943 wurden fast alle Häftlinge aus Hodonin dorthin verschleppt. Die Deportationen plante die deutsche Kripo, diese wurden durch die Protektoratsbehörden und ihre Gendarmerie durchgeführt. Im Dezember 1943 wurde das Lager in Hodonin aufgelöst.

Opfergruppen

Im »Zigeunerlager Hodonin« starben etwa 200 Roma wegen schlechter Haftbedingungen, Krankheiten oder Misshandlungen durch die Wachmannschaft. Etwa 850 Häftlinge des Lagers deportierte die Kripo in Zusammenarbeit mit den Protektoratsbehörden nach Auschwitz. Von den ungefähr 5.500 aus dem Protektorat deportierten Roma überlebten lediglich etwa 500.

Erfahre mehr über Tschechische Republik

Die tschechischen Länder Böhmen, Mähren und Tschechisch-Schlesien gehörten bis 1918 zu Österreich-Ungarn und schlossen sich nach dem Ersten Weltkrieg mit der Slowakei zur Tschechoslowakei zusammen. Von Herbst 1938 bis Frühjahr 1939 wurde der Staat in mehreren Schritten durch das Deutsche Reich zerschlagen: Im September 1938 schloss Deutschland das überwiegend von einer deutschen Bevölkerung bewohnte Grenzland im Norden und Westen als »Sudetengau« dem Reichsgebiet an. Übrig blieb die sogenannte Resttschechei, deren Gebiet am 14. März 1939 von der deutschen Wehrmacht eingenommen wurde. Zugleich erklärte die Slowakei ihre Unabhängigkeit. Die Tschechoslowakei hörte auf, zu existieren; die tschechischen Länder standen fortan als Reichsprotektorat Böhmen und Mähren unter deutscher Kontrolle. Der entstehende Widerstand der Bevölkerung wurde blutig unterdrückt, zugleich begann die Verfolgung von Juden und Roma. Von den rund 120.000 Juden der böhmischen Länder wurden etwa 78.000 während des Holocaust ermordet. Dabei diente die ehemalige Festung Theresienstadt (Terezín) als zentraler Ort der Internierung und Durchgangslager in die Vernichtungszentren im Osten. Zudem wurden etwa 8.000 nichtjüdische Tschechen ermordet, davon etwa 1.700 während der Terrorwelle nach dem tödlichen Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich (1904–1942) am 27. Mai 1942. Als Reaktion machten deutsche Polizeikräfte das Dorf Liditz (Lidice) und den Weiler Ležáky dem Erdboden gleich. 1945, vier Tage vor Kriegsende, brach in Prag und anderen tschechischen Städten ein bewaffneter Aufstand aus, der sich vor allem gegen tschechische Kollaborateure und die deutsche Minderheit richtete. Die Erinnerung an die Jahre von 1938 bis 1945 ist vor allem durch das Trauma der völligen Zerschlagung des Landes geprägt. Im Zentrum standen die Verbrechen der Nationalsozialisten und lange Zeit der Wunsch nach Rache. Eine der Folgen war die Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung. Zu dieser Erinnerung gehört heute aber auch das schmerzliche Bewusstsein des relativ schwachen Widerstands und der verbreiteten Kollaboration. Die wiederhergestellte Tschechoslowakei war ab 1948 kommunistisch. Die Erinnerung an den Holocaust hatte kaum Platz, zumal das Land in den frühen 1950er Jahren, auf dem Höhepunkt der stalinistischen Säuberungen, von einer judenfeindlichen Welle erschüttert wurde. In der Erinnerungskultur wurde – neben den im »Ostblock« üblichen Huldigungen an die siegreiche Rote Armee – besonders die Erinnerung an das Massaker von Lidice gepflegt. Hier war es möglich, die Brutalität der Nationalsozialisten darzustellen, ohne an den Holocaust erinnern zu müssen. Mit dem Ende des Staatssozialismus 1989 änderte sich dies; eine Entwicklung, die in der Reformzeit des Prager Frühlings 1968 bereits einmal eingesetzt hatte, aber mit dem Einmarsch von Staaten des Warschauer Pakts gestoppt worden war. Schrittweise gerät in Teilen der tschechischen Gesellschaft so auch die Erinnerung an eine heute zerstörte, in Jahrhunderten gewachsene Kultur des Zusammenlebens von Tschechen, Deutschen und Juden in den Blick, nicht nur in der Hauptstadt Prag werden ihre Spuren immer sichtbarer Der wichtigste Ort der Erinnerung an die Opfer des Holocaust ist die Gedenkstätte auf dem Gebiet des ehemaligen Ghettos Theresienstadt (Terezín). Zum offenen Konflikt kam es seit den 1990er Jahren in Zusammenhang mit dem ehemaligen Konzentrationslager Lety, in das böhmische Roma gezwungen worden waren, bevor sie nach Auschwitz-Birkenau deportiert wurden. Lange war hier ein Schweinemastbetrieb untergebracht, der ein würdiges Gedenken unmöglich machte. Dieser wurde 2022 abgerissen, um für eine Gedenkstätte Platz zu machen.

Erinnerung

Nach dem Krieg richtete die sowjetische Armee ein Militärkrankenhaus auf dem Gelände des ehemaligen Lagers ein. 1946 wurde hier ein einfaches Holzkreuz aufgestellt, das an die »Opfer des Nazismus« erinnerte, ohne Erwähnung, dass es sich bei den Opfern um Roma handelte. Von 1948 bis 1950 diente das Gelände als Arbeitslager für Verfolgte der stalinistischen Diktatur. Später wurde hier eine Erholungseinrichtung gebaut, die bis ins 21. Jahrhundert hinein Gäste empfing. Erst 1997 erfolgte auf Initiative des Museums für Romakultur in Brünn (tschechisch: Brno) die Einweihung eines Denkmals für die Opfer des »Zigeunerlagers Hodonin«. Es entstand durch die Unterstützung der Stadtverwaltung von Kunstadt und die Regierung der Tschechischen Republik. Der Bildhauer Eduard Oláh schuf das Denkmal, das am Ort der Massengräber etwa 150 Meter vom ehemaligen Lager entfernt errichtet wurde.
1998 wurde auf dem Friedhof in Černovice, wo 73 Häftlinge begraben sind, eine Gedenktafel für die Opfer des ehemaligen »Zigeunerlagers Hodonin« angebracht.
Im Dezember 2009 hat die tschechische Regierung das Gelände gekauft, um dem Gedenken an die Opfer einen angemessenen Rahmen zu schaffen. Am Ort soll ein Zentrum für Bildung und Konferenzen zur Verfolgung der Roma errichtet werden.

Öffnungszeiten

Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.
Ausstellung vom April bis Oktober mittwochs bis sonntags 09:00 bis 17:00

Kontakt

https://hodoninpamatnik.cz/

hodonin@rommuz.cz

+420 775 403 155