Das »Arbeitslager Eintrachthütte« war vom 26. Mai 1943 bis zum 23. Januar 1945 ein Außenlager des Konzentrationslagers Auschwitz im Ortsteil Eintrachthütte (polnisch: Zgoda) der oberschlesischen Stadt Schwientochlowitz (polnisch: Świętochłowice). Nach dem Einmarsch der Roten Armee war das Lager fast ein Jahr lang als Lager Zgoda ein von der polnischen Verwaltung betriebenes Arbeitslager für deutsche Zivilisten und antikommunistische Polen.
Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstand auf dem Gelände des späteren nationalsozialistischen Arbeitslagers ein Hüttenwerk. Dieses erhielt im Laufe der Zeit den Namen Eintrachthütte. Durch die Teilung Oberschlesiens 1922 fiel es an Polen und wurde in Zgoda (polnisch für Eintracht) umbenannt. Nach dem deutschen Angriff auf Polen 1939 wurde das Gebiet wieder dem Deutschen Reich angegliedert. Spätestens ab 1941 setzte die NS-Verwaltung in der Eintrachthütte Zwangsarbeiter ein. 1943 wurde hier ein Außenlager des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau eingerichtet.
Das »Arbeitslager Eintrachthütte« hatte eine maximale Kapazität von etwa 1.300 Häftlingen und bestand hauptsächlich aus zweiräumigen Holzbaracken, in denen pro Raum 60 bis 80 Häftlinge untergebracht waren. Die Häftlinge mussten in umliegenden Industriegebieten und in der Hütte Zwangsarbeit leisten. Die Lebensbedingungen waren katastrophal. Prügelstrafen und Hinrichtungen gehörten zum Alltag. Kranke und Arbeitsunfähige wurden in das Hauptlager Auschwitz-Birkenau zurückgeschickt, dennoch starben wöchentlich 10 bis 15 Häftlinge im Lager selbst.
Nach dem Einmarsch der Roten Armee im Januar 1945 wurden in den eroberten Gebieten Zehntausende Menschen aufgrund ihrer deutschen Volkszugehörigkeit inhaftiert. Die Lager und Gefängnisse stammten aus der Vorkriegszeit oder wurden von den Nationalsozialisten übernommen. Im Januar 1945 wurden die Lager dem polnischen Ministerium für Öffentliche Sicherheit unterstellt. Eine systematische Vernichtung wie in den deutschen Konzentrationslagern fand in diesen Lagern nicht statt, aber es kam zu teilweise brutalen Vergeltungsaktionen und tausende internierte Deutsche kamen in den Lagern ums Leben. In Oberschlesien entstanden 1945 sieben Arbeitslager, eines davon am ehemaligen Standort des kurz davor geräumten Lagers Eintrachthütte. Es wurde in »Zgoda« umbenannt und galt neben Lamsdorf als eines der berüchtigtsten Lager dieser Periode. Es wurde im November 1945 auf Anordnung des Sicherheitsministeriums geschlossen.
Schätzungen gehen von etwa eintausend Opfern des Arbeitslagers Eintrachthütte aus. Unklar ist, wie viele nach der Evakuierung Ende 1944 auf den Todesmärschen nach Mauthausen starben. Die meist jüdischen KZ-Häftlinge stammten aus ganz Europa, unter anderem aus Drancy, Saloniki (griechisch: Thessaloniki), Westerbork, Minsk, Riga, aus polnischen Ghettos und aus Ungarn.
Die Mindestzahl der Toten im Lager Zgoda wird auf etwa 1.700 geschätzt, andere Studien gehen von mehr als 2.000 oder sogar 3.000 Toten aus. Einige von ihnen, darunter viele Frauen und Kinder, starben im Juli 1945, als im Lager eine Typhusepidemie ausbrach.
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Nach dem Krieg nahm das Stahlwerk den Namen Zakłady Urządzeń Technicznych »Zgoda« an und wurde zu einem der wichtigsten Stahlwerke in Polen. Auch außerhalb Polens erlangte das Zgoda-Werk große Bedeutung. So besuchten unter anderem der finnische Präsident Urho Kekkonen und der kubanische Staats- und Regierungschef Fidel Castro das Werk. Zu den Produkten des Stahlwerks gehörten: Schiffsmotoren, hydraulische Pressen und Hebemaschinen. Im Mai 2008 ging es in die Liquidation.
Die Erinnerung an beide Lager wurde in der Volksrepublik Polen durch die kommunistische Führung unterdrückt. Insbesondere das Handeln der kommunistischen Lagerleitung des Arbeitslagers Zgoda sollte dadurch verschwiegen werden. Lediglich eine 1970 angebrachte Erinnerungstafel erinnerte an das KZ Eintrachthütte.
Nach dem Sturz des kommunistischen Regimes in Polen 1989 wuchs insbesondere das Interesse an die Vergangenheit des Ortes als Lager Zgoda. Ab 1996 lief in Polen ein Strafprozess gegen Salomon Morel (1919–2007), den ehemaligen Kommandanten des Lagers Zgoda. Ihm wurden unter anderem Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen.
Unter dem Begriff »Oberschlesische Tragödie« wird heute sowohl von Vertriebenenverbänden in Deutschland als auch von lokalen Gruppen in Polen an die Gewalt nach dem Einmarsch der Roten Armee 1945 erinnert. Seit 2009 organisiert die Bewegung für die Autonomie Schlesiens den »Zgoda-Marsch«, dessen Route von Kattowitz/Katowice, über Königshütte/Chorzów zum ehemaligen Lager Zgoda in Schwientochlowitz/Świętochłowice führt.
Am 17. Juni 2005 wurde am ehemaligen Lagertor die Gedenkstätte der Opfer zweier Totalitarismen eingeweiht. Das Tor ist das einzige erhaltene Element aus den Jahren 1943-1945. 2007 wurden vor dem Tor Steintafeln angebracht, die an die Opfer der beiden Lager erinnern.
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