Erinnerung an die Alte Synagoge

Site mémoriel pour l'ancienne synagogue consistoriale


Mehrere Erinnerungszeichen markieren die Stelle in der Straßburger Innenstadt, wo die Alte Synagoge bis zu ihrer Zerstörung durch die Nationalsozialisten 1940 stand.

Geschichte

Straßburg (französisch: Strasbourg), die Hauptstadt der Region Elsass, kam nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 zum neugegründeten Deutschen Reich. Zuvor gehörte die Stadt fast zweihundert Jahre lang zu Frankreich. Die jüdische Bevölkerung der Stadt wuchs bereits vor 1871 stark an, danach verstärkte auch noch die Landflucht diese Tendenz. Die Jüdische Gemeinde beschloss daraufhin den Bau einer neuen Hauptsynagoge. Diese entstand zwischen 1895 und 1898 nach den Plänen des Architekten Ludwig Lewy im damals verbreiteten neoromanischen Stil am Kleberstaden (französisch: Quai Kléber). Das Gotteshaus hatte über 1.500 Sitzplätze, der Hauptturm hatte – ähnlich dem Mittelturm des Speyerer Doms – einen achteckigen Grundriss.
Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte Straßburg wieder zu Frankreich, bis die deutsche Wehrmacht 1940 Frankreich besiegte und in der Folge das Deutsche Reich das Elsass eingliederte. Viele Juden flohen ins Landesinnere oder in den unbesetzten, südlichen Teil Frankreichs, wo sie jedoch aufgrund der antisemitischen Politik der Kollaborationsregierung unter Marschall Pétain auch nicht in Sicherheit waren.
Im September 1940 setzten Antisemiten die Straßburger Synagoge in Brand. Das ausgebrannte Gebäude wurde in den darauffolgenden Monaten abgetragen.

Opfergruppen

Vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges lebten etwa 10.000 Juden in Straßburg. Etwa 800 von ihnen kamen im Holocaust um.

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Frankreich geriet nach der Niederlage seiner Armee im Juni 1940 unter deutschen Einfluss. Der Norden fiel unter deutsche Militärverwaltung, der Süden blieb zunächst unbesetzt. Im südfranzösischen Kurort Vichy wurde eine von Deutschland abhängige Regierung gebildet. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs lebten etwa 300.000 Juden in Frankreich. Ihre genaue Zahl ist nicht bekannt, da die Religionszugehörigkeit in Frankreich nicht registriert wurde. Ende 1940 wurden im Norden die ersten antijüdischen Verordnungen erlassen. Der Politik der Zwangsregistrierung, Ausgrenzung und Beraubung folgten systematische Festnahmen durch die französische Gendarmerie. Vor allem Juden ohne französischen Pass gerieten ins Visier des deutschen SS- und Polizeiapparates sowie der einheimischen Behörden. Mit dem Anwachsen des französischen Widerstandes ging der deutsche Militärbefehlshaber General Otto von Stülpnagel (1878–1948) dazu über, als Abschreckung Unbeteiligte erschießen und insbesondere Juden festnehmen zu lassen. Diese Verhafteten gehörten zu den ersten, die ab März 1942 in die Vernichtungslager im besetzten Polen verschleppt wurden. Etwa 75.000 Menschen wurden in über siebzig Transporten verschleppt und ermordet. Die Mehrzahl der französischen Juden überlebte, zumeist in Verstecken im südlichen Landesteil. Krieg und Verfolgung fielen in Frankreich etwa 600.000 Menschen zum Opfer, unter ihnen 270.000 Zivilisten. Während andere Opfergruppen bis heute wenig differenziert behandelt werden, hat sich seit Ende der 1980er Jahre die Forschung zu Patienten, die in Heimen und Kliniken zu Tode kamen, verstärkt. Heute wird von bis zu 50.000 Opfern ausgegangen. In beiden Landesteilen hatte es während der Besetzung Verfolgung, Kollaboration und Widerstand gegeben. Insbesondere die Erinnerung an den Kampf der »Résistance« als Ausdruck französischer Vaterlandsliebe und das Leid der »Deportation« boten nach dem Krieg die Möglichkeit, Gegensätze zwischen Konservativen (Gaullisten) und nach Moskau ausgerichteten Kommunisten zu überbrücken. Dem entsprechen die Widmungen zahlreicher Museen und Gedenkstätten – wie das »Mémorial des Martyrs de la Déportation« (Denkmal für die Märtyrer der Deportation) in Paris aus dem Jahr 1956 und das 2005 in der KZ-Gedenkstätte Natzweiler eröffnete »Centre Européen du Résistant Déporté« (Europäisches Zentrum des deportierten Widerstandskämpfers). Ab Anfang der 1990er Jahre entstanden Einrichtungen wie das Maison d’Izieu (Haus von Izieu) bei Lyon, wo an 44 verschleppte jüdische Kinder erinnert wird, die Nationale Gedenkstätte im ehemaligen Lager Gurs sowie ein Erinnerungszentrum in Oradour sur Glane – einer Ortschaft, die die SS 1944 zerstört hatte. Die zentrale Gedenkstätte für die Opfer des Holocaust ist die 2005 eröffnete »Mémorial de la Shoah« im Zentrum der Hauptstadt. Mittlerweile haben mehrere französische Staatspräsidenten die Mitverantwortung des Landes für den Holocaust in Frankreich anerkannt. Die 1988 eröffnete und 2002 erweiterte Gedenkstätte in Caen, die an die Landung der Westalliierten in der Normandie 1944 erinnert, ist die meistbesuchte Gedenkstätte außerhalb von Paris. Hier finden die jährlichen nationalen Gedenkfeiern an den Sieg über das nationalsozialistische Deutschland statt. Zudem gibt es zahlreiche regionale Museen, in denen die Auseinandersetzung mit Verfolgung, Widerstand und Deportation im Mittelpunkt steht.

Erinnerung

Seit dem Zweiten Weltkrieg ist Straßburg wieder eine französische Stadt. Viele elsässische Juden kehrten in die Stadt zurück. 1958 weihte die Jüdische Gemeinde eine neue Hauptsynagoge unter dem Namen »Friedenssynagoge« ein. An die Alte Synagoge erinnerte jahrzehntelang nichts, bis 1976 ein erster Gedenkstein an ihrer Stelle aufgestellt wurde. 2012 wurde das Denkmal um eine »Allee der Gerechten unter den Völkern« ergänzt. Auf der Installation wird an Elsässer erinnert, die verfolgten Juden das Leben gerettet haben, gleichzeitig sind viele großformatige Bilder der ehemaligen Synagoge zu sehen. Das Gedenkzeichen wurde von der Dachorganisation der jüdischen Gemeinden in Frankreich und der Stadt Straßburg initiiert.
Heute leben etwa 20.000 Juden in Straßburg, ein Teil von ihnen stammt aus nordafrikanischen Ländern wie Algerien und Marokko.

Öffnungszeiten

Die Gedenkzeichen sind jederzeit zugänglich.

Kontakt

3 Quai Kléber
67000 Strasbourg