Elie-Wiesel-Haus

Casa Memoriala Elie Wiesel


In Sighet (deutsch auch: Marmaroschsiget, rumänisch: Sighetu Marmaţiei, ungarisch: Máramarossziget) eröffnete 2002 ein Museum zu Ehren des aus der Stadt stammenden Holocaustüberlebenden und Nobelpreisträgers Elie Wiesel in dessen Geburtshaus.

Geschichte

Sighet liegt am Fuße der Karpaten im Tal der Theiß. Anfang des 20. Jahrhunderts gehörte dieses Gebiet zum ungarischen Teil der Habsburgermonarchie. Die ersten Juden kamen im 18. Jahrhundert nach Sighet. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts bestimmte ein weites Netzwerk von Institutionen und Organisationen den Alltag der jüdischen Bevölkerung. Sie war weitgehend orthodox, ihr Grad an Assimilierung blieb gering.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Sighet bei der Pariser Friedenskonferenz Rumänien zugeschlagen, und befand sich nun direkt an der Grenze zum neuen Staat Tschechoslowakei. 1940 kam das Gebiet wieder zu Ungarn. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Stadt etwa 10.000 jüdische Einwohner, etwa ein Drittel der Gesamtbevölkerung. Die Mehrheit der Juden hatte Jiddisch als Muttersprache, sprach aber auch Ungarisch. Im Sommer 1941, kurz nach dem Angriff auf die Sowjetunion schoben die ungarischen Behörden zehntausende Juden mit »ungeklärter Staatsbürgerschaft« in die besetzte Ukraine ab, darunter viele Juden aus Sighet. Ein Großteil der Deportierten wurde einige Wochen später, vor allem in Kamenez-Podolsk, von der SS erschossen. Nach Sighet kehrte ein einziger Überlebender zurück.
In den Jahren 1941-42 schickte die ungarische Armee hunderte jüdische Männer aus Sighet als sogenannte Arbeitsdienstler an die Ostfront. Nur wenige überlebten Hunger und Frost.
Wenige Wochen nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in das verbündete Ungarn wurden richteten die Behörden zwei Ghettos in Sighet ein. Im Mai 1944 deportierten die SS und die ungarischen Behörden alle Juden aus der Stadt und Umgebung nach Auschwitz-Birkenau.

Opfergruppen

In insgesamt vier Transporten deportierten die SS und die ungarischen Behörden insgesamt 12.759 Juden aus Sighet und Umgebung ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Diese Zahl erhöhte sich noch, nachdem weitere Juden in Verstecken aufgespürt wurden. Die überwiegende Mehrheit der Deportierten wurde sofort nach ihrer Ankunft durch Giftgas ermordet. Die Zahl derjenigen, die wie Elie Wiesel in Auschwitz-Birkenau zur Arbeit eingeteilt und die Haft in deutschen Konzentrationslagern überlebten, ist nicht bekannt.

Erfahre mehr über Rumänien

Das Königreich Rumänien fand in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen zu keiner politischen Stabilität und sah sich von Gebietsansprüchen der Nachbarn bedroht. Das Land suchte die Nähe zum nationalsozialistischen Deutschland. In den Grenzfragen unterstützte die Berliner Führung jedoch Ungarn, Bulgarien und den zwischenzeitlichen Verbündeten Sowjetunion. Im Laufe des Jahres 1940 musste Rumänien dem Verlust großer Teile seines Territoriums zustimmen. Dies führte zur innenpolitischen Radikalisierung. König Karl (1893–1953) übertrug General Ion Antonescu (1882–1946) unbeschränkte Befugnisse, musste dann jedoch zugunsten seines Sohnes Michael (1921–2017) abdanken. Die rechtsradikale »Garda de Fier« (Eiserne Garde), mit der Antonescu verbündet war, begann sofort mit der Verfolgung der Juden. 1941 beteiligte sich Rumänien am deutschen Angriff auf die Sowjetunion. Unter rumänischer Regie wurden bis zu 155.000 Juden und 25.000 Roma aus der Bukowina und Bessarabien in besetzte ukrainische Gebiete (»Transnistrien«) deportiert. Zehntausende überlebten Massenmorde, Lagerhaft und Zwangsarbeit, Hunger und Krankheiten nicht. Die Juden in Nordsiebenbürgen (seit 1940: Ungarn) litten derweil unter den dortigen antisemitischen Verordnungen. Allerdings blieben sie mehrheitlich von gewalttätiger Verfolgung verschont, bis im Frühjahr 1944 die Wehrmacht dort einmarschierte und die SS in Zusammenarbeit mit ungarischen Behörden mit Deportationen nach Auschwitz begann. Die Gesamtzahl der ermordeten rumänischen Juden bezieht sich also auf verschiedene Gebiete: 50.000 Juden aus Bessarabien und der Bukowina sowie etwa 20.000 Juden aus dem Innern Rumäniens wurden ermordet, etwa 120.000 siebenbürgische Juden Opfer der ungarisch-deutschen Besatzung. Im August 1944 führte die Offensive der Roten Armee zu einem Bündniswechsel Rumäniens. Michael I. entmachtete Antonescu. Das Land fiel unter sowjetischen Einfluss. 1946 wurde der Diktator hingerichtet, 1947 dankte der König ab. In der ersten Zeit nach 1945 gedachte man zunächst der Befreiung durch die Rote Armee. In Bukarest entstand ein Denkmal für die gefallenen sowjetischen Soldaten. Die Zeit als deutscher Bündnispartner blieb in der Erinnerung ausgespart. Unter Nicolae Ceaușescu (1918–1989), der das Land mit seinem Geheimdienst ab 1965 regierte, wurde die »Befreiung vom faschistischen Joch« als Verdienst rumänischer Helden dargestellt. Mit dem Ende seines Regimes 1989 erschienen vielen Rumänen entgegengesetzte Sichtweisen attraktiv: Der Angriff auf die Sowjetunion 1941 wurde nun häufiger als Kampf gegen den Bolschewismus gesehen. Das Ansehen Antonescus stieg. Für einen Teil der Rumänen erhielt wiederum der im Exil lebende König größere Bedeutung und wurde zum Symbol der Demokratie, da er den Diktator gestürzt hatte und später von den Kommunisten vertrieben wurde. Für die Erinnerung an den Holocaust blieb in der Nachkriegszeit kein Platz. Die meisten Überlebenden hatten das Land bereits in den 1950er Jahren verlassen. Das Gedenken war Sache der jüdischen Gemeinden: Sie errichteten 1977 ein kleines Forschungszentrum und 1978 ein kleines Museum in Bukarest sowie einige Denkmäler. Im Jahr 2004 nahm eine Kommission zur Erforschung des Holocaust und der rumänischen Verbrechen ihre Arbeit auf, die vom rumänischstämmigen Überlebenden und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel (1928–2016) geleitet wurde. Ein Nationales Institut setzt die Forschungen seit 2005 fort. 2009 wurde ein zentrales Holocaustdenkmal in Bukarest eingeweiht, dass auch an rumänische Roma erinnernt, die nach Transnistrien deportiert wurden. Sonst gibt es allerdings wenig Erinnerung an die etwa 12.500 Opfer dieser Gruppe.

Erinnerung

Das Elie-Wiesel-Haus wurde am 29. Juli 2002 in der Altstadt von Sighet eingeweiht. Es erinnert an jüdisches Leben in Sighet und an die Opfer der Deportationen im Jahr 1944. In diesem Haus hat der spätere Friedensnobelpreisträger seine ersten 15 Lebensjahre verbracht. Er lebt seit 1955 in den USA und wurde mit seinem autobiographischen Roman »Die Nacht« berühmt, in dem er seine Deportation nach Auschwitz und sein Überleben schildert. Als politischer Aktivist setzte er sich jahrzehntelang für die Erinnerung an den Holocaust, aber auch weltweit gegen Fremdenhass ein. Seit den 1990er Jahren spielte er eine zentrale Rolle bei der Aufarbeitung der Rolle Rumäniens im Holocaust und führte den Vorsitz der nach ihm benannten Kommission, die 2003 zu diesem Zweck ins Leben gerufen wurde. Er starb am 2. Juli 2016 in New York.
An das ehemals rege jüdische Leben erinnern außer der einzig erhaltenen Synagoge der jüdische Friedhof sowie ein 1948 errichtetes Holocaustdenkmal, das am ehemaligen Standort einer im Krieg zerstörten Synagoge aufgestellt wurde. Direkt daneben errichtete die ultraorthodoxe chassidische Satmar-Gemeinde, die ihre Ursorünge in dieser Region hat, eine neue Synagoge, die im November 2021 eingeweiht wurde.

Öffnungszeiten

Vom 15. April bis 15. Oktober dienstags bis sonntags 10:00 bis 18:00,
Vom 15. Oktober bis 15. April dienstags bis sonntags 8:00 bis 16:00
Montags geschlossen

Kontakt

http://muzeulmaramuresului.ro

contact@muzeulmaramuresului.ro

+40 (0)262 311 521

Str. T. Vladimirescu nr. 1
435500 Sighetu Marmaţiei