Denkmäler Klooga

Mälestusmärk Eestis Mõrvatud Juutide Mälestuseks / Fašismi Ohvrite Mälestusmä


In Klooga (deutsch auch: Lodensee) befand sich das bekannteste nationalsozialistische Lager auf dem Gebiet Estlands. Drei Denkmäler aus den Jahren 1951, 1994 und 2005 erinnern an die bis zu 2.000 Ermordeten aus dem Jahr 1944.

Geschichte

In Klooga an der Nordküste Estlands befand sich 1943/44 als Außenkommando des Konzentrationslagers Vaivara ein Zwangsarbeitslager, das insbesondere für die deutsche Marine produzierte. Über 2.200 Männer und Frauen waren dort inhaftiert, die meisten von ihnen Juden. Angesichts der heranrückenden Roten Armee führten deutsche und estnische SS-Einheiten am 19. September 1944 Massenerschießungen durch, wobei sich die Opfer auf vorbereitete Stapel aus Holzscheiten legen mussten. Die SS schaffte es nicht mehr, alle aufgeschichteten Leichen in Brand zu setzen, so dass bei ihrem Einmarsch die Sowjets diese vorfanden. Schätzungen gehen von etwa 2.000 Ermordeten an diesem Tag aus. Nur etwa 100 Häftlingen gelang es, sich rechtzeitig zu verstecken.

Opfergruppen

In Klooga kamen 1943/44 über 2.000 Juden, aber auch politische Gefangene, Homosexuelle und sowjetische Kriegsgefangene gewaltsam zu Tode.

Erfahre mehr über Estland

Nach massivem politischem Druck und der Androhung von Gewalt besetzte die Rote Armee im Juni 1940 das seit 1918 unabhängige Estland – wie auch Litauen und Lettland. Hintergrund war ein geheimes Abkommen zwischen dem nationalsozialistischen Deutschen Reich und der stalinistischen Sowjetunion – der so genannte Hitler-Stalin-Pakt, in dem beide Länder 1939 ihre »Interessensphären« im Osten Europas festgelegt hatten. Nach der Annexion Estlands und der Eingliederung in den sowjetischen Staatsverband verschleppte der Geheimdienst NKWD 1940/41 etwa 11.000 Esten, darunter 500 Juden, nach Sibirien. Bei ihrem Angriff auf die Sowjetunion im Sommer 1941 eroberte die deutsche Wehrmacht auch Estland und wurde von der Mehrheit der estnischen Bevölkerung als Befreier wahrgenommen. Etwa 3.000 estnische Juden hatten in das Innere der Sowjetunion fliehen können. Bis Ende 1941 erschossen Angehörige der Einsatzgruppe A und estnische Helfer die etwa Tausend verbliebenen Juden. Danach erklärte die SS das Land »judenfrei«. Im Herbst 1942 erschossen estnische Polizisten in den Dünen am Ostseestrand von Kalevi-Liiva etwa 1.800 Juden aus dem Ghetto Theresienstadt, aus Frankfurt am Main und Berlin. Insgesamt verlor Estland im Zweiten Weltkrieg ein Drittel seiner etwas mehr als eine Million Einwohner. Nach der Rückeroberung durch die Rote Armee im Herbst 1944 wurde Estland wieder in die Sowjetunion eingegliedert. Erneut folgten Verschleppungen und staatlicher Terror. Darüber hinaus wurden ab 1945 gezielt nichtestnische Einwohner – insbesondere Russen – angesiedelt, deren Zahl bis Ende der 1980er Jahre etwa ein Drittel der Gesamtbevölkerung von 1,3 Millionen erreichte. Der Kampf um die Erinnerung zwischen Esten und Russen hält bis heute im Land an, das zu den stärksten Befürwortern der EU und der NATO gehört. Die Estnische Sowjetrepublik beging den 9. Mai als »Tag der Befreiung vom Hitlerfaschismus und des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg« und errichtete zahlreiche Denkmäler zu Ehren der »ruhmreichen« Roten Armee. Für viele Esten sind diese Denkmäler jedoch vor allem eine Erinnerung an die Jahrzehnte sowjetischer Besetzung ihres Landes. Ehemalige Konzentrationslager wie Klooga oder Vaivara dienten zugleich der Erinnerung an die Opfer der deutschen Besatzung und der Rechtfertigung der sowjetischen Fremdherrschaft. Nachdem Estland 1991 seine staatliche Unabhängigkeit wiedererlangt hatte, folgten zahlreiche Auseinandersetzungen um das Gedenken zwischen Esten und Russen. Im Februar 2007 beschloss das Parlament mit 46 zu 44 Stimmen, alle Denkmäler zu Ehren der Roten Armee zu entfernen. In der Hauptstadt Reval (Tallinn) kam es während der Umsetzung eines sowjetischen Ehrenmals (»Bronzesoldat«) vom Stadtzentrum auf einen Soldatenfriedhof im Mai 2007 zu gewaltsamen Ausschreitungen der russischen Minderheit, die von Moskau unterstützt wurden. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine wurde der Bronzesoldat im April 2022 erneut beschädigt. Dauerhaften Streit gibt es immer wieder um Veteranentreffen und Ehrungen von Esten, die als SS-Freiwillige an der Seite der Deutschen im Zweiten Weltkrieg gekämpft haben. Der Setzung von Gedenksteinen für jüdische Opfer hat sich angesichts dieser Sachlage eine amerikanische Organisation angenommen.

Erinnerung

Bereits 1951 errichteten die örtlichen sowjetischen Behörden ein Denkmal für die »Opfer des Faschismus«. Am 1. September 1994, drei Jahre nach der Wiedererlangung der staatlichen Unabhängigkeit Estlands, wurde auf Anregung der Jüdischen Gemeinschaft ein weiterer Gedenkstein errichtet, der Juden als Opfer benannte. An dieser Zeremonie nahmen unter anderem die Sprecher der Parlamente Estlands und Israels sowie Überlebende und Angehörige von Opfern teil.
Am 24. Juli 2005 enthüllten der estnische Staatspräsident Arnold Rüütel und der israelische Botschafter in Estland, Schemi Zur, einen Gedenkstein aus Marmor, nachdem der estnische Ministerpräsident Andrus Ansip im Mai desselben Jahres an diesem Ort um Verzeihung für die Beteiligung von Esten am Holocaust gebeten hatte. Im September 2013 wurde der Gedenkort durch eine Freiluftausstellung in estnischer, englischer und russischer Sprache erweitert, die über die historischen Hintergründe informiert.
Am 27. Januar, dem offiziellen Holocaustgedenktag, und am 19. September, dem Tag des Massenmordes 1944, finden jährlich Gedenkfeiern statt.

Öffnungszeiten

Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.

Kontakt

https://klooga.nazismvictims.ee/