Denkmäler für die ermordeten Juden von Winnyzja

Меморіали вбитим євреям Вінниці


In Winnyzja (russich: Winniza) am südlichen Bug erinnern mehrere Denkmale an die 1941 und 1942 von deutschen Einsatzgruppen ermordeten Juden der Stadt.

Geschichte

Winnyzja, am Ufer des Südlichen Bugs gelegen, wurde im 15. Jahrhundert gegründet. Die ersten Juden siedelten Anfang des 16. Jahrhunderts in der Stadt. 1897 zählte die Stadt etwa 11.690 Juden, was über 35 Prozent der Einwohner entsprach. Viele Juden kamen bei antijüdischen Pogromen am Anfang des 20. Jahrhunderts um.
Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in Winnyzja etwa 33.000 Juden. Die deutsche Wehrmacht besetzte die Stadt am 19. Juli 1941. Zuvor hatten ungefähr 17.000 Juden aus Winnyzja fliehen können. Zusammen mit der Wehrmacht rückten Verbände der Einsatzgruppe C ein. Wenig später errichteten die Besatzer ein Ghetto für die jüdische Bevölkerung von Winnyzja. Im September 1941 erfolgten die ersten Massenerschießungen in Winnyzja: Das Polizeibataillon 304 erschoss am 5. September 1941 2.200 Juden, die Polizeibataillone 45 und 314 erschossen mindestens 18.000 Juden am 19. und 20. September. Ende 1941 wurde das Gebiet für »judenfrei« erklärt. Doch unzählige jüdische Facharbeiter aus Winnyzja und Umgebung mussten bis 1942 Zwangsarbeit beim Bau des Führerhauptquartiers »Wehrwolf« in der Nähe der Stadt leisten. Von ihnen wurden viele von der SS erschossen. Diejenigen, die die Selektionen überlebten, wurden in Arbeitslager deportiert.

Opfergruppen

Eine genaue Zahl der Opfer kann für Winnyzja nicht angegeben werden. Auch die Tatzeitpunkte und die beteiligten Dienststellen konnten nicht in allen Fällen ermittelt werden. Schätzungen zufolge wurden in Winnyzja mindestens 20.000 Juden ermordet, nach Angaben der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem sogar bis zu 26.000.

Erfahre mehr über Ukraine

Die Ukraine, die zweitgrößte Republik der ehemaligen Sowjetunion, war einer der Hauptschauplätze des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust. Die Zahl der ukrainischen Todesopfer wird auf fünf bis sechs Millionen Menschen geschätzt, darunter Hunderttausende Juden. Mitte September 1939, nach der sowjetischen Besetzung Ostpolens entsprechend einem deutsch-sowjetischen Geheimabkommen – dem Hitler-Stalin-Pakt –, kamen die südöstlichen Regionen Polens zur Sowjetukraine. Repressionen gegen die einheimische Bevölkerung gehörten fortan zum Alltag. Im Sommer 1941 traf der deutsche Angriff auf die Sowjetunion zunächst genau diese Gebiete. Schon in den ersten Tagen wurde die jüdische Bevölkerung als angebliche Stütze der Sowjetmacht Ziel blutiger Übergriffe. Sie gingen häufig von national gesinnten Ukrainern aus, die den Vormarsch der Wehrmacht zunächst begrüßten. Bald darauf begannen deutsche SS-Einsatzgruppen und verbündete rumänische Einheiten mit Massenerschießungen von Juden. Die Schlucht von Babij Jar (ukrainisch Babyn Jar) nahe Kiew, wo deutsche Einheiten und ukrainische Miliz an zwei Tagen im September 1941 mehr als 33.700 Juden ermordeten, ist heute ein weltweites Symbol für den Völkermord an den Juden. Auch die nichtjüdische Bevölkerung geriet ins Visier der Verfolger. In der nationalsozialistischen Rassenideologie galten Ukrainer wie alle »Slawen« als »Untermenschen«. Die Besatzer plünderten das Land, verschleppten weit über eine Million Zivilisten zur Zwangsarbeit und verübten öffentliche Geiselmorde. Ab 1943 tobte nicht nur ein Partisanenkrieg gegen die Wehrmacht, sondern auch der Kampf der nationalistischen »Ukrajinska Powstanska Armija« (Ukrainische Aufstandsarmee = UPA) gegen die Sowjets und die polnische Bevölkerung der Westukraine. Weit über 100.000 Polen fanden hierbei den Tod. 1944 wurde die Ukraine wieder sowjetisch und umfasst seitdem auch ehemals ostpolnische Regionen. Die UPA setzte ihren Kampf bis Mitte der 1950er Jahre fort. Die sowjetischen Behörden verschleppten rund 300.000 Ukrainer nach Sibirien, um diesen Widerstand zu brechen. Die Gedenkkultur war an der sowjetischen Symbolsprache ausgerichtet. Es entstanden monumentale Gedenkanlagen zur Feier des »Sieges« im Großen Vaterländischen Krieg. Erst in jüngerer Zeit trat neben die Heldenverehrung auch das Opfergedenken. In der Westukraine hat sich zudem eine Erinnerungskultur an den Kampf der UPA entwickelt, der als Unabhängigkeitskampf interpretiert wird. Eine Aufarbeitung der Kollaboration mit den deutschen Besatzern und des Antisemitismus hat erst um 2000 begonnen. Die Massenerschießungen an Juden wurden, mit wenigen Ausnahmen, bis in die 1980er Jahre übergangen. Erst die Regierung der unabhängigen Ukraine erkannte 1991 Babyn Jar als »Symbol jüdischen Märtyrertums« an. Die Ukraine war auch lange nach der Erlangung der Unabhängigkeit auf der Suche nach ihrer eigenen Identität. Die Dokumentation der sowjetischen Verbrechen – wie die staatlich herbeigeführte Hungerkatastrophe 1932/33 mit Millionen Toten (Holodomor) – hat größere Bedeutung als die Aufklärung über den Holocaust. Dennoch entstanden überall im Land neue Gedenkorte in Erinnerung an die ermordeten Juden, wie etwa die Gedenkstätte Drobizkij Jar in Charkiw oder das Holocaustmuseum in Odessa. An zahlreichen Massengräbern entstanden neue Denkmäler, teils mit Unterstützung aus Deutschland. In Kiew sollte bei der ehemaligen Massenerschießungsstätte Babyn Jar eine große Holocaustgedenkstätte mit weltweiter Ausstrahlung entstehen. Diese Pläne wurden mit dem großangelegten russischen Angriff auf die Ukraine vom 24. Februar 2022 auf Eis gelegt. Welche Auswirkungen der Verteidigungskrieg in Zukunft auf die Holocausterinnerung haben wird, bleibt abzuwarten.

Erinnerung

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges errichteten Angehörige ein Denkmal in der Maksimow-Straße in Erinnerung an die ermordeten Juden der Stadt. Es wurde mehrmals geändert, heute prangt an seiner Spitze ein Davidstern. Die ukrainische Inschrift lautet: »In Erinnerung an die Tausenden von Juden, die die Faschisten brutal zu Tode folterten, ab dem 19. September 1941«.
Heute ist das Denkmal Teil einer umzäunten Gedenkanlage mit mehreren Massengräbern und Denkmälern. Zwei davon sind den ermordeten jüdischen Kindern der Stadt gewidmet. Das älteste trägt die ukrainische Inschrift: »Während der Kriegsjahre zerstörten faschistische Henker an dieser Stelle die Hoffnung des jüdischen Volkes – Kinder 1941 – 1945«. Das neuere Denkmal stellt einen in der Mitte gespaltenen Marmorstein dar, in dessen Mitte eine Lücke in Form eines Davidsterns eingelassen ist. Die linke Seite trägt eine hebräische und die rechte eine ukrainische Inschrift.
In den letzten Jahren wurde auf dem Gelände ein weiteres Denkmal errichtet. Auf dem schwarzen Stein sind ein Davidstern und eine russische und ukrainische Inschrift eingraviert. Letztere erinnert an die ermordeten Juden der einzelnen Ortschaften aus der Region Winnyzja. Jährlich findet an den Denkmälern eine Gedenkfeier statt.
Auf dem Gelände der städtischen Ziegelei befindet sich seit 2008 das Museum der Organisation »Sochnut Ukraina«. Einer der Räume beschäftigt sich mit der Vernichtung der Juden von Winnyzja.
Anfang des 20. Jahrhunderts gab es 17 Synagogen in Winnyzja. Davon blieben lediglich die 1897 erbaute Synagoge »Lifschiza«, und die Synagoge in der Tscherwonochrestiwska-Straße erhalten.

Öffnungszeiten

Die Denkmäler sind jederzeit zugänglich

Kontakt

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