Denkmal für die Opfer des Holocaust Bender

Monumentul Victimelor Holocaustului


Die Stadt Bender (rumänisch auch: Tighina, russisch: Bendery) ist die viertgrößte Stadt Moldawiens. Trotz ihrer Lage am westlichen Ufer des Flusses Dnister gehört sie zur seit 1992 abtrünnigen, vorwiegend russischsprachigen Region »Transnistrien«. Seit 2003 erinnert ein Denkmal an die Juden aus Bender, die während des Holocaust ums Leben kamen.

Geschichte

Die Stadt Bender, früher hauptsächlich als Tighina bekannt, liegt in der historischen Region Bessarabien am westlichen Ufer des Flusses Dnister. Im Juni 1940 besetzten als Folge des Hitler-Stalin-Paktes sowjetische Truppen das seit 1918 zu Rumänien gehörende Bessarabien. Zu dieser Zeit lebten in Bender etwa 8.200 Juden, sie machten ungefähr ein Drittel der Gesamtbevölkerung aus. Die sowjetischen Behörden verschleppten wohlhabende Juden und Mitglieder der jüdischen Gemeindeführung aus Bender als »Volksfeinde« nach Sibirien.
Als die deutschen und rumänischen Armeen im Juni 1941 die Sowjetunion angriffen und auf Bender vorrückten, konnten nur wenige Juden in die Sowjetunion fliehen. Nach der Eroberung der Stadt bezog Anfang August 1941 das SS-Sonderkommando (SK) 11b unter Führung von Bruno Müller Quartier in Bender. Die Männer des Sonderkommandos begannen sofort damit, Juden aufzuspüren und in einer Schule einzusperren. Noch in der gleichen Woche erschossen die Angehörigen des SK 11b etwa 155 der gefangenen Juden, darunter auch Frauen und Kinder. Das Sonderkommando zog darauf weiter Richtung Odessa.
Am 30. August 1941 unterschrieben der deutsche Wehrmachtsgeneral Arthur Hauffe und der rumänische General Nicolae Tătăranu den sogenannten Vertrag von Tighina. Durch die Vereinbarung übernahm Rumänien die alleinige Kontrolle über ein Teil der besetzten Ukraine östlich von Bessarabien, das Gebiet »Transnistrien«. (Dieses ehemalige Besatzungsgebiet zwischen den Strömen Dnister und Bug, zu dem auch die Hafenstadt Odessa gehörte, hat mit der abtrünnigen Region in der heutigen Republik Moldau lediglich den Namen gemein.) Ein Abschnitt des Vertrags behandelte das Schicksal der Juden: Die rumänischen Behörden sollten die Juden aus der Bukowina und Bessarabien in Ghettos und Lagern in Transnistrien sammeln und zur Zwangsarbeit einsetzen, bis sie weiter nach Osten, in die Hände der Deutschen, deportiert werden sollten.

Opfergruppen

In Bender ermordete das Sonderkommando 11b etwa 155 jüdische Männer, Frauen und Kinder. Das weitere Schicksal der jüdischen Gemeinde von Bender ist nicht klar.

Erfahre mehr über Republik Moldau

Die heutige Republik Moldau umfasst den größten Teil der historischen Provinz Bessarabien östlich des Flusses Pruth sowie einen kleinen Streifen östlich des Dnjestr, der zur Region Transnistrien (»jenseits des Dnjestr«) gehört. Die Landessprache ist rumänisch. Vor dem Ersten Weltkrieg gehörte diese Landschaft zum Russischen Zarenreich, danach jedoch, ohne den transnistrischen Teil, zum Königreich Rumänien. 1939 lebten hier etwa 205.000 Juden. Nachdem das Deutsche Reich und die Sowjetunion in einem Geheimabkommen – dem so genannten Hitler-Stalin-Pakt – ihre »Interessensphären« zwischen Ostsee und Schwarzem Meer abgesteckt hatten, marschierte die Rote Armee im Sommer 1940 in Bessarabien ein. Der sowjetische Geheimdienst NKWD verschleppte anschließend 11.000 »unliebsame« Personen, darunter über Tausend Juden, nach Sibirien. Rumänien suchte nach diesen umfangreichen Gebietsverlusten verstärkt die Nähe zum nationalsozialistischen Deutschland. Im Sommer 1941 marschierten seine Truppen an der Seite der deutschen Wehrmacht auf sowjetisches Gebiet vor, Bessarabien und das gesamte zur Ukraine gehörende transnistrische Gebiet bis zum Fluss Bug kamen unter rumänische Hoheit. Zwischen Juli und August 1941 ermordeten Angehörige der Wehrmacht und der SS-Einsatzgruppe D, rumänische Sonderkommandos und Polizeieinheiten über 150.000 Juden der Region, plünderten die verlassenen Häuser und Geschäfte. Die Überlebenden wurden in Ghettos und Lager gepfercht und ab dem 15. September über den Djnestr nach Transnistrien verschleppt, ebenso wie politische Gefangene, die der Kollaboration mit den sowjetischen Behörden verdächtigt wurden. Ab 1945 kehrten 7.000 bis 10.000 in die Sowjetunion geflohene oder verschleppte Juden zurück. Nach dem Krieg wurde Bessarabien erneut zur Moldawischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Gedacht wurde der Befreiung durch die Rote Armee und des »Sieges« im Großen Vaterländischen Krieg. Alles »Rumänische« wurde systematisch getilgt. Nach der Unabhängigkeit der Republik Moldau 1991 wurde lange über eine Wiedervereinigung mit Rumänien gestritten. Die mehrheitlich russische Bevölkerung im transnistrischen Teil verhinderte dies aber. Der Grundkonflikt zwischen dem größeren bessarabisch-rumänischsprachigen und dem kleineren, seit 1992 nach einem kurzen Bürgerkrieg abtrünnigen transnistrisch-russischsprachigen Gebiet, verbunden mit großen wirtschaftlichen und sozialen Problemen des Landes, drängen das Erinnern an Holocaust und Zweiten Weltkrieg in den Hintergrund. In verschiedenen Städten Moldaus erinnern seit Beginn der 1990er Jahre dennoch Denkmäler, Gedenktafeln oder -steine an die Massaker im Sommer 1941 und an die ermordeten Juden – so in Dubossary und der heutigen Hauptstadt Kischinau, auf dem jüdischen Friedhof von Tighina oder in Dörfern wie Vertujeni und Pepeni.

Erinnerung

Im Jahr 2003 errichtete die jüdische Gemeinde von Bender ein Denkmal zur Erinnerung an die Opfer des Holocaust. Es steht an der Uferpromenade des Dnister. Die Inschrift in russischer Sprache lautet: »Nicht alle Opfer des Nazismus waren Juden, aber alle Juden waren Opfer des Nazismus ...«. Daneben steht ein Gedenkstein mit der Inschrift: »In Erinnerung an die erschossenen, gefolterten Einwohner jüdischer Nationalität der Stadt Bender, die nicht den Tag des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg 1941-1945 erlebten«.
An die im Sommer und Herbst 1941 erschossenen Juden aus Bender erinnern ebenfalls eine Gedenktafel an der Mauer der historischen Festung sowie ein Grabstein auf dem jüdischen Friedhof.

Öffnungszeiten

Jederzeit zugänglich.

Kontakt

Strada Pavel Tcacenzo
3200 Bender