Denkmal für die Opfer des »Zigeunerlagers« in Auschwitz-Birkenau

Pomnik ofiar »Zigeunerlager« na terenie byłego obozu koncentracyjnego Auschwitz-Birkenau


Seit Anfang der 1970er Jahre erinnert ein Denkmal auf dem Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau an die Opfer des »Zigeunerlagers«, das 1943/44 dort bestand. Es ist einer der wichtigsten Orte der Erinnerung an den nationalsozialistischen Völkermord an den Sinti und Roma.

Geschichte

Nach ihrem Machtantritt verfolgten die Nationalsozialisten Sinti und Roma verschärft. 1938 inhaftierten die nationalsozialistischen Behörden Tausende Sinti und Roma aus Deutschland und Österreich in Konzentrationslager. Im Dezember 1942 ordnete der »Reichsführer-SS« Heinrich Himmler die Deportation der im Deutschen Reich lebenden Sinti und Roma in das Konzentrationslager Auschwitz an. Daraufhin wurde auf dem Gelände des KZ Auschwitz-Birkenau ein eigener Bereich als »Zigeunerlager« ausgewiesen. Der erste Transport mit Sinti und Roma aus dem Deutschen Reich kam dort am 26. Februar 1943 an. Das Lager bestand aus 32 fensterlosen Baracken, die die Häftlinge selbst errichten mussten. In jede Baracke wurden bis zu 1.000 Sinti und Roma eingepfercht.
Im Gegensatz zu anderen Häftlingsgruppen blieben die Familien im »Zigeunerlager« zusammen, unabhängig von ihrer Größe bekam jede Familie eine Pritsche und zwei Decken zugewiesen. Die Häftlinge, auch Kinder, mussten innerhalb des Lagers Zwangsarbeit leisten. Sie waren chronisch unterernährt und ihre Lebensbedingungen so katastrophal, dass die Mehrheit der Häftlinge Hunger oder Krankheiten erlag. Im Lager fanden zudem immer wieder Selektionen statt, bei denen Häftlinge in großer Zahl entweder in andere Konzentrationslager verlegt oder in den nur wenige Schritte entfernten Gaskammern ermordet wurden.
Im Mai 1944 beschloss die Lagerleitung, das »Zigeunerlager« zu liquidieren. Die Häftlinge leisteten jedoch Widerstand, die SS brach die Aktion vorerst ab. Am Anfang August 1944 wurde das »Zigeunerlager« endgültig aufgelöst: 1.408 arbeitsfähige Häftlinge wurden an andere Orte verlegt, die verbleibenden 2.897 Sinti und Roma ermordete die SS trotz des verzweifelten Widerstands der Opfer in den Gaskammern.

Opfergruppen

Es wird geschätzt, dass etwa 23.000 Sinti und Roma in das »Zigeunerlager« in Auschwitz-Birkenau deportiert wurden. Die meisten Opfer – etwa 60 Prozent – stammten aus dem Deutschen Reich einschließlich Österreich, etwa 22 Prozent aus dem Reichsprotektorat Böhmen und Mähren und etwa sechs Prozent aus Polen. Insgesamt stammten die Opfer aus mindestens 11 Ländern.
Die SS ermordete etwa 5.600 Häftlinge des »Zigeunerlagers« in den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau, weitere 13.600 kamen infolge der katastrophalen Bedingungen im Lager um. Einige wenige tausend überlebten zunächst, indem sie in andere Lager verlegt wurden.

Erfahre mehr über Polen

Mit dem Angriff auf Polen und der Besetzung des Landes durch deutsche Truppen im Westen und durch die Rote Armee im Osten begann im September 1939 der Zweite Weltkrieg. Unmittelbar nach dem Einmarsch setzten in beiden Teilungsgebieten Verfolgung und Terror ein. Deutsche Verbände verübten Massaker an Angehörigen der geistigen Eliten, jüdischen und nichtjüdischen Zivilisten sowie Patienten. Ab Ende 1939 errichtete die deutsche Verwaltung Ghettos, in denen die jüdische Bevölkerung unter elenden Bedingungen zusammengedrängt wurde. 1941, nach dem Angriff auf die Sowjetunion, geriet auch Ostpolen unter deutsche Herrschaft. SS-Einsatzgruppen ermordeten zunächst systematisch jüdische Männer, später auch Frauen und Kinder. Im Herbst 1941 begannen lokale deutsche Dienststellen im früheren Westpolen mit der Vorbereitung von Massentötungen jüdischer Ghettohäftlinge durch Giftgas. Bis 1945 wurden etwa drei Millionen polnische Juden in den Vernichtungsstätten Kulmhof, Belzec, Treblinka und Sobibor, in Majdanek und Auschwitz ermordet, verhungerten in den Ghettos oder wurden erschossen. 1943 erhoben sich die jüdischen Bewohner des Warschauer Ghettos zu einem Aufstand, den die SS blutig niederschlug. Polnische Soldaten kämpften auf Seiten der Alliierten an allen Fronten des Weltkriegs. Partisanengruppen, darunter die patriotische »Armia Krajowa« (Heimatarmee), bildeten die größte Widerstandsbewegung im besetzten Europa. Am 1. August 1944 begann der Warschauer Aufstand, die umfangreichste Erhebung von Zivilisten gegen die Deutschen im besetzten Europa. Er scheiterte, auch weil die Rote Armee – bereits am anderen Weichselufer stehend – nicht eingriff. Die Zahl der Toten wird auf bis zu 250.000 geschätzt. Insgesamt kamen etwa drei Millionen nichtjüdische Polen unter deutscher Besatzung gewaltsam zu Tode. Nachdem die Rote Armee bereits im Januar 1944 (ost-)polnischen Boden erreicht hatte, wurden die Truppen der Armia Krajowa vom sowjetischen Geheimdienst entwaffnet, ihre Offiziere erschossen oder verschleppt. Die Millionen Toten der Besatzungszeit, die dauerhafte Annexion Ostpolens durch die Sowjetunion, die Eingliederung ostdeutscher Gebiete und der daraus resultierende Bevölkerungsaustausch verursachten in Polen ein schweres politisches und gesellschaftliches Trauma. In der Erinnerungskultur stand das Gedenken an die Ermordung der europäischen Juden in deutschen Vernichtungslagern auf polnischem Boden zunächst im Hintergrund. So galt Auschwitz – im Ausland längst zum Symbol des Holocaust geworden – über Jahrzehnte vor allem als »Ort polnischen Martyriums«. Veränderungen gibt es allerdings seit Beginn des 21. Jahrhunderts. Dazu mögen auch die heftigen Debatten um den ostpolnischen Ort Jedwabne beigetragen haben. Das Massaker an etwa 340 Juden am 10. Juli 1941, das bis dahin »Gestapo und Hitler-Polizei« zugeschrieben worden war, hatten polnische »Nachbarn« ohne deutschen Zwang verübt. Die Diskussionen im In- und Ausland um eine polnische Mittäterschaft führten 2001 dazu, dass sich Staatspräsident Aleksander Kwaśniewski (*1954) bei den Opfern entschuldigte. Forderungen von Fachleuten, etwa aus dem Institut des Nationalen Gedenkens, sich den schwierigsten Kapiteln der Vergangenheit zu stellen, wurden lauter. Zu diesen zählen auch antijüdische Pogrome 1946/47 und der staatliche Antisemitismus im sozialistischen Nachkriegspolen. Der polnische Staat investiert sehr viel in Erinnerungspolitik, auch in Großprojekte mit internationaler Ausstrahlung. Das Museum des Warschauer Aufstandes wurde bereits 2004 eröffnet. Das POLIN Museum der Geschichte der polnischen Juden eröffnete auf dem Gebiet des ehemaligen Warschauer Ghettos 2013, ein Museum des Warschauer Ghettos soll 2024 folgen. In Danzig gibt es seit 2017 das Museum des Zweiten Weltkrieges. Die ehemaligen deutschen Vernichtungslager Belzec und Sobibor wurden nach der Jahrtausendwende in moderne Gedenkstätten umgewandelt. Auch in der Kultur ist eine immer intensivere Beschäftigung mit dem jüdischen und multikulturellen Erbe Polens zu beobachten.

Erinnerung

Am historischen Ort des »Zigeunerlagers« gab es lange kein Gedenkzeichen, das an die dort inhaftierten und ermordeten Sinti und Roma erinnert hätte, zumal das Gelände des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau nach dem Krieg zunächst nur sehr selten für Gedenkveranstaltungen genutzt wurde. Dies änderte sich 1973, als zwischen den Barackenruinen das Denkmal für die Opfer des »Zigeunerlagers« errichtet wurde. Das Denkmal geht auf die Initiative der Brüder Vinzenz und Oskar Rose zurück. Vinzenz Rose war selbst Häftling im »Zigeunerlager Auschwitz« gewesen und verlor dort seine Frau und seine Tochter. Seit den frühen 1950er Jahren trat er für die Anerkennung des Völkermordes an den Sinti und Roma ein, die jedoch noch bis in die 1980er Jahre auf sich warten ließ. Die Mittel für das Denkmal stiftete er größtenteils selbst. Offizielle Unterstützer fand er in Deutschland keine, während die zuständigen polnischen Behörden sein Vorhaben lediglich duldeten.
Das Denkmal ist ein schlichter Granitobelisk vor einer Ziegelmauer, für deren Bau Steine aus allen Baracken des ehemaligen »Zigeunerlagers« verwendet wurden. Es steht dort, wo die Baracke stand, in der Roses Eltern inhaftiert waren. An der Mauer befindet sich die deutsche Inschrift: »Gedenkstätte der Sinti des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau. Viele tausende von Sinti – Männer, Frauen und Kinder, die Gefangenen und Gequälten Opfer des deutschen Faschismus – sind hier in diesem Konz.-Lager Birkenau grauenhaft gequält, vergast und ermordet worden.«
Wie auch aus der Inschrift hervorgeht, war das Denkmal damals in erster Linie in Erinnerung an die deutschen Sinti errichtet worden, die die größte Häftlingsgruppe im »Zigeunerlager Auschwitz« stellten, mittlerweile wird es jedoch als Denkmal für alle dort inhaftierten und ermordeten Sinti und Roma verstanden. Seit 1994 finden dort am 2. August Gedenkveranstaltungen statt, die am Jahrestag der »Liquidierung« des »Zigeunerlagers« Auschwitz-Birkenau an die Opfer erinnern.
2001 wurde im Block 13 des ehemaligen Stammlagers Auschwitz eine Dauerausstellung über den Völkermord an den Sinti und Roma Europas eröffnet.

Angebote

Gedenkveranstaltungen jährlich am 2. August
Dauerausstellung über den Völkermord an den Sinti und Roma im Block 13 des Stammlagers (Auschwitz I)

Öffnungszeiten

Das Denkmal befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau und ist zu den Öffnungszeiten des Staatlichen Museums Auschwitz zugänglich:

Dezember bis Februar täglich 8:00 bis 15:00
März, November täglich 8:00 bis 16:00
April, Oktober täglich 8:00 bis 17:00
Mai, September täglich 8:00 bis 18:00
Juni, Juli, August täglich 8:00 bis 19:00

Am 1. Januar, 25. Dezember und Ostersonntag geschlossen

Kontakt

Ofiar Faszyzmu 12
32-600 (Brzezinka) Auschwitz