Denkmal von Kommeno

Mnimeio Kommenou


In Kommeno töteten Wehrmachtssoldaten am 16. August 1943 bei einer »Vergeltungsmaßnahme« über 300 Bewohner des Dorfes. Ein Denkmal am Hauptplatz erinnert an die Opfer des Massakers.

Geschichte

An der griechischen Westküste befürchtete das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) eine »Feindlandung« der Alliierten. Daher ließ das OKW im Juni 1943 in der nordgriechischen Region Epirus die 1. Gebirgsdivision der Wehrmacht stationieren. Zunächst befand sich die deutsche Einheit unter italienischem Kommando, im September 1943 übernahm die Wehrmacht die Befehlsgewalt in dieser Besatzungszone.
Im Gebiet der Hauptverkehrsstraße Ioannina-Arta-Preveza führte das 98. Regiment der 1. Gebirgsdivision unter dem Kommando des Oberstleutnants Josef Salminger im Juni und Juli 1943 mehrere Aktionen zur Partisanenbekämpfung durch. Es wurden zwar zwanzig Ortschaften überfallen und viele Dorfbewohner getötet, dennoch galt die Kampagne nicht als erfolgreich. Deshalb erteilte der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe E den Regimentskommandeuren die Anweisung, verdächtige Griechen zu erschießen, sowie eigenmächtig »Sühnemaßnahmen« anordnen zu dürfen.
Kommeno liegt südlich von Ioannina am Golf von Ambrakia. Am 11. August 1943 beobachtete ein deutscher Aufklärungstrupp Partisanen in dem Dorf, die sich dort Nahrungsmittel beschaffen wollten. Der Kompanieführer der 12. Kompanie des 98. Regiments Willi Röser ordnete daraufhin eine »Vergeltungsaktion« an. Er befahl seiner Kompanie die Ermordung aller Einwohner Kommenos mit der Begründung, das Dorf sei »bandenverseucht« und dass der Aufklärungstrupp beschossen worden sei. Am 16. August traf die 12. Kompanie in Kommeno ein und verübte ein Massaker, das von sadistischen Exzessen begleitet wurde. Dabei wurde das Dorf fast vollständig niedergebrannt.
Später bezeugten Überlebende, dass von Kommeno aus nicht auf Wehrmachtssoldaten geschossen worden sei und dass sich zum Zeitpunkt des Massakers fünf Tage nach ihrer Sichtung durch den Aufklärungstrupp keine Partisanen mehr im Ort aufhielten.

Opfergruppen

Am 16. August 1943 wurden von den über 600 Einwohnern Kommenos 317 ermordet. Viele der deutschen Soldaten gingen dabei besonders rücksichtslos und brutal vor. Die Häuser steckten sie in Brand, darin eingeschlossene Menschen starben in den Flammen. Zu den Opfern zählten 97 Kinder. Mehreren Dorfbewohnern gelang die Flucht über einen nahegelegenen Fluss. Einige ertranken jedoch, als einer der Kähne kenterte. Die Soldaten plünderten anschließend den zerstörten Ort und nahmen Vieh, Wollsachen und Nahrungsmittel mit sich.

Erfahre mehr über Griechenland

Im April 1941 marschierte die Wehrmacht in das Königreich Griechenland ein. Das Land wurde zwischen dem Deutschen Reich und seinen Verbündeten Italien und Bulgarien aufgeteilt. Die anschließende Plünderung der Landwirtschaft und der wenigen industriellen Anlagen des Landes verursachte im Winter 1941/42 eine Hungersnot, die vermutlich über 100.000 Griechen das Leben kostete. In der deutschen Besatzungszone bestimmten Raub, öffentliche Misshandlungen, Verhaftungen, Mord und Zwangsarbeit den Alltag der Juden. Zwischen dem 15. März und Mitte August 1943 organisierte ein SS-Sonderkommando – von den örtlichen Militärverwaltungen unterstützt – 19 Transporte mit etwa 46.000 Juden von Saloniki in die Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und Treblinka. Bereits Anfang März hatten die Behörden im bulgarischen Besatzungsgebiet, der griechischen Provinz Thrakien, über 4.000 Juden verhaftet, die die SS daraufhin nach Treblinka verschleppte. Im Herbst 1943 – nach der Kapitulation Italiens – rückte die Wehrmacht in die italienisch besetzte Zone Griechenlands ein. Im März 1944 deportierte die SS auch die dort ansässigen über 8.500 Juden – aus Athen, Ioannina oder von der Insel Rhodos – nach Auschwitz-Birkenau, deren Auslieferung Italien verweigert hatte. Die Zahl der ermordeten griechischen Juden liegt bei etwa 59.000. Das deutsche Besatzungsregime führte zu einer immer stärkeren griechischen Widerstandsbewegung, die 1943/44 von der Wehrmacht durch zahlreiche, brutale Übergriffe, Vergeltungsaktionen und Massenerschießungen bekämpft wurde. Ganze Dörfer, wie zum Beispiel Kalavrita und Distimo, wurden ausgelöscht. Insgesamt fanden wahrscheinlich über 100.000 griechische Zivilisten den Tod. Bereits während der deutschen Besatzung, ab 1944, hatten sich rechte, königstreue und linke, kommunistische Gruppierungen in Griechenland bekämpft. Diese Auseinandersetzung wurde von 1946 bis 1949 in einem Bürgerkrieg fortgeführt. Die siegreiche – von Großbritannien und den USA unterstützte – Rechte verfolgte einen strikt antikommunistischen Kurs. Um einem drohenden Wahlsieg der Linken zuvorzukommen, putschte sich 1967 das Militär an die Macht und regierte das Land in den folgenden sieben Jahren. Erst nach der Aufnahme Griechenlands in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft 1981 kam es zur Anerkennung auch des linken Widerstandes im Zweiten Weltkrieg und nach dem Zusammenbruch des Ostblocks 1990/91 schließlich zur Überwindung des gespaltenen Gedenkens und zu einer Aufarbeitung des Bürgerkriegs 1946–1949. Die griechische Gedenkkultur ist heute in weiten Teilen noch immer durch das Gedenken an den Widerstand gegen die Deutschen dominiert. Inschriften beziehen die Bezeichnung »Holocaust« nicht selten auf den Mord an der Zivilbevölkerung, beispielsweise als »Holocaust von Kalavrita«. Das Gedenken an die Ermordung von 85 Prozent der griechischen Juden blieb lange Zeit den jüdischen Gemeinden überlassen. In Saloniki, der Stadt mit der früher größten Gemeinde, stand bis 1997 auf dem jüdischen Friedhof das einzige Denkmal zur Erinnerung an den Holocaust. Mit den Feierlichkeiten anlässlich der Ernennung zur Europäischen Kulturhauptstadt 1997 errichtete die Stadt an zentraler Stelle ein Holocaustdenkmal, das 2005 an eine andere Stelle umgesetzt wurde. 2010 wurde auch in Athen ein neues Holocaustdenkmal enthüllt. Ein Holocaustmuseum in Saloniki, an dem sich auch die Bundesrepublik Deutschland mit zehn Millionen Euro beteiligt, ist im Bau.

Erinnerung

Bereits 1947 wurde auf dem Dorfplatz Kommenos eine Gedenkstele mit den Namen der getöteten Einwohner errichtet. Auf der Säule befinden sich die Namen aller Dorfbewohner, die in verschiedenen bewaffneten Konflikten seit 1912 ums Leben kamen. Auf der Ostseite sind die Namen der am 16. August 1943 ermordeten Bewohner eingraviert. Jährlich finden am Jahrestag des Massakers Gedenkveranstaltungen statt, an denen auch der deutsche Botschafter in Griechenland teilnimmt. Bisher warten Hinterbliebene vergeblich auf Entschädigungszahlungen aus Deutschland.

Kontakt

+30 (0)268 106 939 8


471 00 Kommeno