Am 21. Oktober 1965 wurde im zentralrussischen Rudnja das Denkmal »Trauernde Mutter« eingeweiht, das an die Opfer von Massenerschießungen der SS 1941/42 erinnert.
Geschichte
Die deutsche Wehrmacht besetzte Rudnja am 14. Juli 1941. Vor dem Krieg waren achtzig Prozent der Bewohner des kleinen Ortes Juden. Bald richtete die Besatzungsmacht ein Ghetto für die jüdische Bevölkerung ein, wo etwa 1.200 Menschen zusammengedrängt wurden. Im Dezember 1941 meldete die SS-Einsatzgruppe B die Erschießung von 835 Juden in ihrem Bericht. Im April 1942 führte das Einsatzkommando 8 weitere Erschießungen mehrerer Hundert Juden durch.
Opfergruppen
Zwischen 835 und über 1.000 Juden aus Rudjna bei Smolensk ermordeten Angehörige des SS-Einsatzkommandos 8 zwischen Oktober 1941 und April 1942.
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Russische Föderation
In der Russischen Föderation ist der 9. Mai – der Gedenktag an den Sieg der Sowjetunion im Großen Vaterländischen Krieg gegen den »Hitlerfaschismus« – der bedeutendste Feiertag, der aus der sowjetischen Vergangenheit übernommen wurde. Am 23. August 1939 hatte die Sowjetunion unter Josef Stalin (1878–1953) zunächst einen »Nichtangriffspakt« mit dem Deutschen Reich geschlossen. Beide Regime verständigten sich darin über ihre »Interessensphären« in Ostmitteleuropa und beschlossen unter anderem die gemeinsame Teilung Polens. Ab dem 22. Juni 1941 marschierten die deutsche Wehrmacht und ihre Verbündeten in sowjetisches Territorium ein. Bei Kriegsende 1945 waren auf dem besetzten sowjetischen Gebiet nach neueren Schätzungen insgesamt bis zu 28 Millionen Tote in Armee und Bevölkerung zu beklagen.
Die sowjetische Erinnerungskultur ist im heutigen Russland wieder dominierend. Ihre Sinnbilder – wie die monumentalen Denkmäler in Sankt Petersburg oder Wolgograd – sind noch immer beliebt und weiterhin Schauplatz großer Gedenkveranstaltungen am 9. Mai. Diese Erinnerungsstätten sind allerdings weniger Orte der Trauer und des Totengedenkens als vielmehr der Heldenverehrung. Der Opfer wurde lange Zeit gar nicht, später als »Opfer des Faschismus« gedacht. Die Wirkungsmacht dieser Sicht auf die Vergangenheit lässt sich beispielhaft am Konflikt um eine 1995 aufgestellte Skulptur vor dem Museum des Großen Vaterländischen Kriegs in der Hauptstadt Moskau ablesen. Das Denkmal »Tragödie der Völker« ist den etwa zwanzig Millionen zivilen Opfer der Jahre 1941 bis 1944 in der Sowjetunion gewidmet und sollte einen Wendepunkt in der Erinnerungskultur Russlands markieren. Nach heftiger Kritik an der auch in der Bevölkerung als zu pessimistisch empfundenen Aussage musste das Denkmal hinter das Gebäude versetzt werden.
Zugleich gab es aber auch nichtstaatliche Menschenrechtsorganisationen wie »Memorial«, die sich mit verdrängten Kapiteln der Geschichte beschäftigten, wie mit den Gefangenen der Roten Armee und Zwangsarbeitern im Zweiten Weltkrieg. Sie galten nach ihrer Rückkehr als Verräter, wurden pauschal der Kollaboration mit den Deutschen verdächtigt und erneut in Lagern inhaftiert. Auch im Rahmen des staatlich-offiziellen Gedenkens gab es immer wieder engagierte lokale Kulturämter, die besondere Denkmäler und eine die Opfer einbeziehende Gedenkkultur durchsetzten. Dass an einigen Orten, häufig mit geringsten finanziellen Mitteln, kleine Erinnerungsstätten entstanden sind, ist oft auch dem Engagement von Privatpersonen oder von jüdischen Gemeinden zu verdanken. Etwa 100.000 sowjetische Juden auf dem Gebiet der heutigen Russischen Föderation waren nach 1941 vor allem Massenerschießungen der SS-Einsatzgruppen und ihrer Helfer zum Opfer gefallen. Zu Sowjetzeiten wurde an sie als »friedliche Bürger« erinnert. Erst seit Anfang der 1990er Jahre ging man dazu über, an offiziellen Denkmälern zusätzliche Tafeln anzubringen und die jüdischen Opfer zu benennen oder durch eine Übersetzung der Inschrift ins Hebräische ins Gedächtnis zu rufen. In Ansätzen gab es auch russische Forschung zum Holocaust. 2012 eröffnete in Moskau das auch von internationalen Experten anerkannte Jüdische Museum und Toleranzzentrum. Gleichzeitig wurde das politische Regime in Russland immer nationalistischer, in der Staatspropaganda dominiert ein offen revisionistisches Geschichtsnarrativ, das mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine noch aggressiver wurde. Währenddessen wurden wichtige zivilgesellschaftliche Organisationen, darunter auch »Memorial«, massiv unterdrückt.
Erinnerung
Am 21. Oktober 1965 wurde in Rudnja das Denkmal »Trauernde Mutter« eingeweiht. Die Plastik stammt vom Bildhauer Lew Kerbel (1917–2003), der unter anderem das Kriegerdenkmal in den Seelower Höhen und das Karl-Marx-Denkmal in Chemnitz geschaffen hatte. Die Inschrift nennt auch die wenigen bekannten Namen der jüdischen Opfer, ohne ihren jüdischen Glauben kenntlich zu machen. Auf der Gedenktafel steht: »Hier wurden die sterblichen Überreste von mehr als 1.200 Menschen - Frauen, Kindern und Alten - beigesetzt, die am 20. Oktober 1941 von den deutsch-faschistischen Besatzern im Panzerabwehrgraben bei der Stadt Rudnja im Gebiet Smolensk erschossen wurden. Einige, die nicht tödlich getroffen worden waren, sind bei lebendigem Leibe verscharrt worden.«