Denkmal »Smijowskaja Balka«

Мемориальный комплекс »Змиевская балка«


Das Denkmal »Smijowskaja Balka« (deutsch: Smijowskaja-Schlucht oder in etwa Schlangenschlucht) wurde am 9. Mai 1975 von der Stadtverwaltung Rostow am Don eröffnet. Es erinnert an mindestens 15.000 Juden, die hier ermordet wurden. Allein zwischen dem 11. und dem 13. August 1942 ermordeten Angehörige des SS-Sonderkommandos 10a hier über 2.000 Juden.

Geschichte

Am 21. November 1941 besetzten deutsche Truppen für acht Tage Rostow am Don. Die Stadt wurde von der Roten Armee zurückerobert und bis Juli 1942 gehalten. Während dieser Zeit konnte der überwiegende Teil der jüdischen Bevölkerung von Rostow fliehen. Am 23. Juli 1942 besetzte die Wehrmacht Rostow ein zweites Mal. Zusammen mit der Wehrmacht traf das SS-Sonderkommando (SK) 10a unter dem Kommando von Heinrich Seetzen ein. Bis zum 2. August 1942 nahmen SK 10a und Geheime Feldpolizei etwa 700 Personen fest, von denen sie ungefähr 400 als »Partisanen und Parteileute« exekutierten. Danach begann das SK die mindestens 2.000 in Rostow verbliebenen Juden zu registrieren, vor allem Alte, Gebrechliche, Frauen und Kinder. Sie mussten sich am 11. August 1942 zu Sammelstellen begeben. Von dort aus brachte sie das SK zur sogenannten Schlangenschlucht (russisch: Smijowskaja Balka), nahe der Siedlung Smijowka. Hier erschossen Seetzen und seine Leute die Rostower Juden. Die Erschießungen dauerten den ganzen Tag und wurden an den nächsten beiden Tagen fortgesetzt. Zusätzlich setzte die SS am 12. und 13. August auch »Gaswagen« ein. Bis Februar 1943 ermordete die SS bei weiteren Massenerschießungen mehrere Tausend Juden in Smijowskaja Balka.

Opfergruppen

Mindestens 2.000 Juden aus Rostow erschossen die Männer des SS-Sonderkommandos 10a zwischen dem 11. und dem 13. August 1942. Insgesamt wurden bis Februar 1943 zwischen 15.000 und 18.000 Juden in der Smijowskaja Balka ermordet. Die Zahl der Opfer ist womöglich noch höher.

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In der Russischen Föderation ist der 9. Mai – der Gedenktag an den Sieg der Sowjetunion im Großen Vaterländischen Krieg gegen den »Hitlerfaschismus« – der bedeutendste Feiertag, der aus der sowjetischen Vergangenheit übernommen wurde. Am 23. August 1939 hatte die Sowjetunion unter Josef Stalin (1878–1953) zunächst einen »Nichtangriffspakt« mit dem Deutschen Reich geschlossen. Beide Regime verständigten sich darin über ihre »Interessensphären« in Ostmitteleuropa und beschlossen unter anderem die gemeinsame Teilung Polens. Ab dem 22. Juni 1941 marschierten die deutsche Wehrmacht und ihre Verbündeten in sowjetisches Territorium ein. Bei Kriegsende 1945 waren auf dem besetzten sowjetischen Gebiet nach neueren Schätzungen insgesamt bis zu 28 Millionen Tote in Armee und Bevölkerung zu beklagen. Die sowjetische Erinnerungskultur ist im heutigen Russland wieder dominierend. Ihre Sinnbilder – wie die monumentalen Denkmäler in Sankt Petersburg oder Wolgograd – sind noch immer beliebt und weiterhin Schauplatz großer Gedenkveranstaltungen am 9. Mai. Diese Erinnerungsstätten sind allerdings weniger Orte der Trauer und des Totengedenkens als vielmehr der Heldenverehrung. Der Opfer wurde lange Zeit gar nicht, später als »Opfer des Faschismus« gedacht. Die Wirkungsmacht dieser Sicht auf die Vergangenheit lässt sich beispielhaft am Konflikt um eine 1995 aufgestellte Skulptur vor dem Museum des Großen Vaterländischen Kriegs in der Hauptstadt Moskau ablesen. Das Denkmal »Tragödie der Völker« ist den etwa zwanzig Millionen zivilen Opfer der Jahre 1941 bis 1944 in der Sowjetunion gewidmet und sollte einen Wendepunkt in der Erinnerungskultur Russlands markieren. Nach heftiger Kritik an der auch in der Bevölkerung als zu pessimistisch empfundenen Aussage musste das Denkmal hinter das Gebäude versetzt werden. Zugleich gab es aber auch nichtstaatliche Menschenrechtsorganisationen wie »Memorial«, die sich mit verdrängten Kapiteln der Geschichte beschäftigten, wie mit den Gefangenen der Roten Armee und Zwangsarbeitern im Zweiten Weltkrieg. Sie galten nach ihrer Rückkehr als Verräter, wurden pauschal der Kollaboration mit den Deutschen verdächtigt und erneut in Lagern inhaftiert. Auch im Rahmen des staatlich-offiziellen Gedenkens gab es immer wieder engagierte lokale Kulturämter, die besondere Denkmäler und eine die Opfer einbeziehende Gedenkkultur durchsetzten. Dass an einigen Orten, häufig mit geringsten finanziellen Mitteln, kleine Erinnerungsstätten entstanden sind, ist oft auch dem Engagement von Privatpersonen oder von jüdischen Gemeinden zu verdanken. Etwa 100.000 sowjetische Juden auf dem Gebiet der heutigen Russischen Föderation waren nach 1941 vor allem Massenerschießungen der SS-Einsatzgruppen und ihrer Helfer zum Opfer gefallen. Zu Sowjetzeiten wurde an sie als »friedliche Bürger« erinnert. Erst seit Anfang der 1990er Jahre ging man dazu über, an offiziellen Denkmälern zusätzliche Tafeln anzubringen und die jüdischen Opfer zu benennen oder durch eine Übersetzung der Inschrift ins Hebräische ins Gedächtnis zu rufen. In Ansätzen gab es auch russische Forschung zum Holocaust. 2012 eröffnete in Moskau das auch von internationalen Experten anerkannte Jüdische Museum und Toleranzzentrum. Gleichzeitig wurde das politische Regime in Russland immer nationalistischer, in der Staatspropaganda dominiert ein offen revisionistisches Geschichtsnarrativ, das mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine noch aggressiver wurde. Währenddessen wurden wichtige zivilgesellschaftliche Organisationen, darunter auch »Memorial«, massiv unterdrückt.

Erinnerung

Das Denkmal Smijowskaja Balka wurde vom Architekten Nik Awedikow auf Initiative der städtischen Vertreter der KPdSU (Kommunistische Partei der Sowjetunion) und der Stadtverwaltung von Rostow am Don errichtet. Es wurde am 9. Mai 1975, dem 30. Jahrestag des »Sieges im Großen Vaterländischen Krieg« feierlich eingeweiht.
Das Denkmal in Rostow hat hohe symbolische Bedeutung, da das Massaker in der Smijowskaja Balka als der größte einzelne Massenmord an Juden auf russischem Gebiet gilt. 2011 erregte ein Streit um das Denkmal internationale Aufmerksamkeit: Mit der Begründung, dass es nicht erwiesen sei, dass in der Schlucht vor allem Juden ermordet worden seien, ließ die Stadtverwaltung die Gedenktafel auf dem Denkmal durch eine neue ersetzen, auf der nicht mehr ausdrücklich Juden als Opfer genannt werden. 2014 wurde ein Kompromiss gefunden. Seitdem lautet die russische Inschrift auf der Gedenktafel: »Hier, in der Smijowskaja Balka wurden im August 1942 mehr als 27.000 friedliche Einwohner Rostow-am-Dons und sowjetische Kriegsgefangene durch die Nazi-Okkupanten vernichtet. Unter den Ermordeten waren Angehörige verschiedener Nationalitäten. Die Smijowskaja Balka ist der größte Vernichtungsort von Juden durch die faschistischen Eindringlinge während der Zeit des Großen Vaterländischen Krieges auf dem Gebiet der Russischen Föderation.«

Öffnungszeiten

Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.
Beim Denkmal gibt es eine kleine Ausstellung:
Donnerstags und Samstags 10.00 bis 14.00.

Kontakt

http://holocaust.su/

ravanij@mail.ru

+7 903 402 08 95

Змиёвский переезд, 1
344015 Ростов-на-Дону