Seit 1991 erinnert ein Denkmal an das Schicksal der Häftlinge im »Polizeilichen Durchgangslager Schoorl«, das 1940/1941 bestand.
Geschichte
Im Jahr 1939 errichtete die niederländische Armee ein Barackenlager in der Nähe von Schoorl, einem nordholländischen Dorf in der Nähe von Alkmaar. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht wurde es von den Besatzungsbehörden in ein Internierungslager umgewandelt. In den ersten Monaten wurden Staatsangehörige von Ländern interniert, mit denen sich Deutschland im Krieg befand. Danach gab es verschiedene Kategorien von Häftlingen in Schoorl: Juden, die bei den Razzien vom Februar und Juni 1941 in Amsterdam verhaftet wurden, sowjetische Staatsbürger, politische Gefangene, ehemalige Piloten der niederländischen Armee, zivile Geiseln sowie Strafgefangene.
Das Lager existierte vom Mai 1940 bis zum Oktober 1941. Die meisten Häftlinge blieben nur eine kurze Zeit im Lager, bis sie entweder freigelassen oder in ein anderes Lager überstellt wurden. Die Lebensbedingungen waren besser als in den Konzentrationslagern, in die die Häftlinge später kamen. So ist in Schoorl auch kein Häftling zu Tode gekommen. Mit der Inbetriebnahme des Lagers Amersfoort wurde das Lager Schoorl aufgelöst und die Häftlinge in das neue Lager verschleppt. Das Gelände des Lagers übernahm anschließend die Wehrmacht.
Opfergruppen
Schoorl war für viele Häftlinge nur die erste Station ihrer langen Haft. Im Lager selbst kam kein Häftling zu Tode, manche wurden später jedoch an anderen Orten ermordet. Von den 1.900 Häftlingen, die in Schoorl waren, starben später etwa 1.000 in anderen Konzentrationslagern. Die etwa 700 Juden, die 1941 bei den Razzien in Amsterdam gefangen genommen wurden, wurden nach kurzem Aufenthalt in Schoorl in die Konzentrationslager Buchenwald und Mauthausen deportiert. Von ihnen überlebten wahrscheinlich nur zwei.
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Als die deutsche Wehrmacht das Königreich der Niederlande im Mai 1940 besetzte, lebten hier knapp 120.000 Juden – davon 75.000 in Amsterdam. Eine von der SS dominierte Zivilverwaltung begann umgehend mit der Durchsetzung antijüdischer Maßnahmen und organisierte Gewaltakte. Bereits Ende März 1941 richtete die SS eine »Zentralstelle für jüdische Auswanderung« in Amsterdam ein. Im Jahr darauf, am 22. Juni 1942, unterrichtete der Leiter des Judenreferats im SS-Reichssicherheitshauptamt, Adolf Eichmann (1906–1962), das Auswärtige Amt in Berlin darüber, dass man sich mit der Deutschen Reichsbahn über den Transport unter anderem von 40.000 Juden aus den Niederlanden geeinigt habe. Sie kamen zunächst in das Durchgangslager Westerbork, wo namentliche Transportlisten erstellt wurden. Ab Mitte Juli 1942 rollten von hier aus die ersten Züge nach Osten. Immer wieder kam es zu Razzien, um Juden für die Verschleppungen zusammenzutreiben. Bis September 1944 gingen um die hundert Transporte von Westerbork in die Vernichtungslager Auschwitz und Sobibor, in das Ghetto Theresienstadt und in das Konzentrationslager Bergen-Belsen ab. Die SS deportierte über 100.000 Menschen – mehrheitlich Juden, aber auch Roma. Ebenso wurden Juden mit einer Staatsangehörigkeit der Niederlande aus Frankreich und Belgien in den Tod verschleppt. Die Gesamtzahl der zwischen Mai 1940 und Ende 1944 ermordeten niederländischen Juden liegt bei bis zu 102.000 Personen, etwa 75 Prozent der jüdischen Bevölkerung vor dem Holocaust. Darüber hinaus kamen über 110.000 nichtjüdische Zivilisten während Besatzung und Krieg ums Leben.
Die Zahl an Denkmälern, Museen, Gedenkstätten, Gedenktafeln, kleineren Erinnerungsstätten, aber auch Forschungseinrichtungen und Archiven zum Zweiten Weltkrieg ist in den Niederlanden fast unüberschaubar. Bereits 1947 wurde das 22 Meter hohe »Nationaldenkmal op den Dam« in Amsterdam errichtet, das allen niederländischen »Opfern des Zweiten Weltkrieges« gewidmet ist und 1956 seine heutige Gestaltung erhielt. Seit 1960 gibt es das Anne-Frank-Haus. Zentrale staatliche Erinnerungsorte sind die Stätten ehemaliger nationalsozialistischer Konzentrations- oder Durchgangslager. In Westerbork beispielsweise besteht seit 1983 eine Anlage, zu der das historische Lagergelände, ein nationales Denkmal und ein modernes Museum gehören. 1987 wurde in der Großen Synagoge von Amsterdam das »Joods Historisch Museum« (Jüdisch-Historisches Museum) eröffnet, in dem auch die Verfolgung und Ermordung der Juden behandelt wird. 2021 wurde in Amsterdam ein neues Holocaustdenkmal eingeweiht, in das die Namen von 102.000 ermordeten Juden sowie Sinti und Roma eingraviert sind.
Nach Kriegsende war die niederländische Erinnerungskultur vor allem durch die Betonung des Widerstands gegen die deutsche Besatzung gekennzeichnet. Insbesondere ab den 1980er Jahren spielte dann auch die Frage, wie sich die Bevölkerungsmehrheit – im Gegensatz zur bewussten Kollaboration – im Besatzungsalltag einrichtete (»Akkomodation«), eine immer größere Rolle in der niederländischen Erinnerungskultur. Ein weiterer Aspekt des niederländischen Gedenkens ist der hervorgehobene Bezug auf die Gegenwart. Er wird in Mahnmalen für verfolgte Sinti und Roma sowie insbesondere bei einem der weltweit bedeutendsten Denkmäler zur Erinnerung an die Verfolgung Homosexueller während des Nationalsozialismus in Amsterdam deutlich.
Erinnerung
Nach der Befreiung wurde das Lager als Internierungslager für Kollaborateure benutzt. Bis zu 2.000 Häftlinge waren damals in Schoorl. 1946 übernahm wieder die niederländische Armee das Lager; 1949 entschieden sich die Behörden für dessen Abriss. Seitdem ist das Gelände Teil eines Naturschutzgebiets. Das Forstamt unterhält ein Besuchs- und Informationszentrum, das seit 1991 auch eine Ausstellungstafel über die Geschichte des Lager präsentiert. Ebenfalls 1991 wurde auf Initiative der Stiftung Freundeskreis Mauthausen ein Denkmal errichtet, das an die ehemaligen Häftlinge erinnert. Die drei Grundschulen von Schoorl haben gemeinsam die Patenschaft für das Denkmal übernommen.
Der Gemeindevorstand Bergen organisiert jedes Jahr am 11. Juni eine Gedenkfeier.