Denkmal KZ Kaiserwald

Piemineklis Mežaparka koncentrācijas nometnes


Im Rigaer Vorort Mežaparks erinnert ein Denkmal an das ehemalige Konzentrationslager Kaiserwald, das zwischen 1943 und 1944 mehrere tausend Juden durchliefen. Nach der Auflösung des Rigaer Ghettos wurde Kaiserwald zum zentralen Ort der Verfolgung der Juden in Lettland.

Geschichte

1943 befahl der Reichsführer-SS Heinrich Himmler, die Ghettos im Baltikum aufzulösen und deren Bewohner entweder zu ermorden oder in Konzentrationslagern zu sammeln. Die Ausbeutung der jüdischen Zwangsarbeiter sollte allein bei der SS gebündelt werden. Dieser Politik entsprechend gründete die SS vermutlich im März 1943 das Konzentrationslager Kaiserwald im gleichnamigen Rigaer Villenvorort (lettisch: Mežaparks), etwa 8 Kilometer nordöstlich vom Stadtzentrum. Die ersten etwa 500 Häftlinge, die das Lager aufbauen sollten, wurden aus dem KZ Sachsenhausen nach Riga überstellt; es handelte sich vor allem um politische und kriminelle Häftlinge. Es entstanden ein Männer- und ein Frauenbereich mit je 4 Wohnbaracken. Die ersten jüdischen Häftlinge wurden Anfang Juli 1943 aus dem Ghetto Riga in das Konzentrationslager gebracht, Ende des Monats waren etwa 700 jüdische Frauen und Männer hier gefangen. Gleichzeitig entstanden zahlreiche Nebenlager von Kaiserwald, in denen die Häftlinge Zwangsarbeit leisten mussten. Kaiserwald wurde zum wichtigsten Sammel- und Durchgangslager für jüdische Zwangsarbeiter im Baltikum. Bis zum Sommer 1944 wurden tausende Juden aus mehreren besetzten Ländern ins KZ Kaiserwald und seine Satellitenlagern deportiert, vor allem aus Litauen, Polen und Ungarn. Die Bedingungen sowohl im Haupt- als auch in den Nebenlagern waren katastrophal, neben Hunger und Krankheiten forderte der Sadismus der Wachen viele Todesopfer.
Im Sommer versuchte die SS, möglichst alle Insassen vor der herannahenden Roten Armee in andere Konzentrationslager zu evakuieren. Tausende Häftlinge verschleppte die SS nach Westen, vor allem über den beschwerlichen und gefährlichen Seeweg nach Danzig. Die Arbeitsunfähigen wurden erschossen. Die Frauen wurden ins KZ Stutthof, die Männer nach Buchenwald und in andere Lager deportiert. Nur wenige hundert erlebten noch das Kriegsende. Das Lager Kaiserwald wurde indes am 13. Oktober von der Roten Armee erreicht und anschließend von ihr als Kriegsgefangenenlager genutzt.

Opfergruppen

Bereits 1941 ermordete die SS die meisten lettischen Juden, die im Ghetto Riga gefangen gehalten worden waren. Das leer geräumte Ghetto wurde anschließend mit Juden aus dem Deutschen Reich aufgefüllt, viele von ihnen stammten aus Österreich oder dem Reichsprotektorat Böhmen und Mähren. Vor allem die Überlebenden aus diesen Gruppen wurden ab 1943 aus dem Ghetto ins Konzentrationslager Kaiserwald verschleppt.
Kaiserwald war vor allem ein Durchgangslager für Häftlinge, die in den Nebenlagern und an anderen Einsatzorten zur Zwangsarbeit eingeteilt wurden. Damit war die Belegung zwar nie höher als etwa 2.000 Männer und Frauen, jedoch durchliefen mindestens 18.000 Häftlinge das Lager. Tausende Juden wurden hier bei Selektionen zur Vernichtung bestimmt und in der Nähe erschossen. An Anfang 1944 teilte die SS immer wieder Männer zur Zwangsarbeit bei sogenannten Enterdungsaktionen ein, bei dem die Leichen der in den Jahren 1941/42 bei Massenerschießungen ermordeten Juden exhumiert und verbrannt werden sollten. Diese Häftlinge wurden nach ihrem Einsatz stets ermordet.
Es ist nicht möglich, die genaue Anzahl der Opfer des KZ Kaiserwald anzugeben, aber es ist davon auszugehen, dass die überwiegende Mehrheit der Juden, die das Lager durchliefen, spätestens nach der Evakuierung in den Westen ums Leben kam.

Erfahre mehr über Lettland

1940 wurde das seit 1918 unabhängige Lettland gemäß einem deutsch-sowjetischen Vertrag – dem so genannten Hitler-Stalin-Pakt – von der Roten Armee besetzt. Am 22. Juni 1941, als deutsche Truppen die Sowjetunion angriffen, lebten noch etwa 70.000 Juden im Land. Über 23.000 waren – wie Zehntausende andere Letten – kurz zuvor vom sowjetischen Geheimdienst NKWD nach Sibirien verschleppt worden oder hatten in das Landesinnere fliehen können. Der kämpfenden Wehrmacht folgte die SS-Einsatzgruppe A, die unter aktiver Beihilfe von Angehörigen des lettischen »Selbstschutzes« zwischen Juli und Anfang Dezember 1941 etwa 30.000 Juden erschoss. Die Ortskommandanturen der Wehrmacht richteten noch im Spätsommer 1941 zwei Ghettos ein: in der Hauptstadt Riga mit 30.000 und in Dünaburg (Daugavpils) mit 14.000 jüdischen Häftlingen. In zwei großen Massenerschießungen Ende 1941 im Wald von Rumbula bei Riga ermordeten deutsche und lettische Sondereinheiten 25.500 Juden aus dem dortigen Ghetto. Das leergeräumte »Große Ghetto« in Riga war ab Dezember 1941 Ziel von Deportationszügen mit 25.000 deutschen, österreichischen und tschechischen Juden. Anfang 1942 fanden erneut Massenerschießungen im Wald von Bikernieki bei Riga statt, denen Tausende Juden zum Opfer fielen. Bis Kriegsende kamen 95 Prozent der jüdischen Vorkriegsbevölkerung Lettlands und etwa 120.000 nichtjüdische Zivilisten gewaltsam zu Tode. Mit der Rückeroberung Lettlands durch die Rote Armee 1944 wurde das Gebiet erneut Teilrepublik der Sowjetunion. Es entstanden zahlreiche Denkmäler zur Erinnerung an den »Sieg« im »Großen Vaterländischen Krieg«. Erst 1990/91 erkämpfte Lettland seine staatliche Unabhängigkeit von Moskau auch gegen sowjetische Panzer. Anschließend wurden viele sowjetische Monumente abgebaut, die jahrzehntelange Besatzung und der Widerstand rückten ins Zentrum der nationalen Erinnerung. Die Annexion Lettlands durch die Sowjetunion 1940/41 sowie 1944 bis 1990 und die deutsche Besetzung wurden gleichgesetzt; wie in Litauen und Estland Okkupationsmuseen eingerichtet, deren inhaltlicher Schwerpunkt die Jahre des sowjetischen Terrors ist. Während des Krieges hatten um die 160.000 Letten – freiwillig oder gezwungen – in der Lettischen Legion der Waffen-SS gedient und waren bei Massenerschießungen, Brandschatzungen und der Bewachung von Lagern, aber auch im Krieg und gegen Partisanen eingesetzt. Zu sowjetischen Zeiten ausgegrenzt und verfolgt, wurden die früheren »Legionäre« nach 1990/91 von vielen als Freiheitskämpfer gegen die kommunistische Fremdherrschaft angesehen und geehrt. Gegen diese einseitige Sichtweise regte sich Protest im Ausland. Ende 1998 wurde eine internationale Historikerkommission zum Thema »Verbrechen gegen die Menschlichkeit während der zwei Okkupationen 1940–1956« beim Präsidenten der Republik eingerichtet. Stätten des Gedenkens an den Holocaust gibt es vor allem auf dem Gelände des früheren Konzentrationslagers Salaspils seit 1967 und seit 2001 in Bikernieki. Im Wald von Rumbula stellten jüdische Dissidenten bereits 1962 einen Davidstern zur Erinnerung auf. Das Gedenkzeichen wurde von den sowjetischen Behörden beseitigt und durch ein Ehrenmal für die »Opfer des Faschismus« ersetzt. Im November 2002 konnte ein neues Denkmal eingeweiht werden. In der Hauptstadt Riga gründeten Holocaustüberlebende 1989 ein jüdisches Museum. 2005/06 entstand auf den Fundamenten der ehemaligen Choralsynagoge in Riga eine Gedenkstätte zur Erinnerung an alle Opfer des Holocaust und an alle Juden, die auf lettischem Boden ermordet wurden. Seit 2010 gibt es ein Museum des Rigaer Ghettos.

Erinnerung

Obwohl das Konzentrationslager Kaiserwald in den Jahren 1943/44 ein zentraler Ort des Holocaust im Baltikum war, spielt er in der Erinnerungskultur im Vergleich zu den Erschießungsorten Bikernieki und Rumbula beziehungsweise zum Rigaer Ghetto eine relativ untergeordnete Rolle. Vom Lager selbst sind keine Reste mehr vorhanden, an dessem ehemaligen Standort befindet sich eine Wohnsiedlung. Das Denkmal in der Nähe des ehemaligen Lagers wurde nach den Plänen der Künstlerin Solveiga Vasiļjeva aus den Mitteln der Stadt Riga und der deutschen Botschaft erstellt und im Juni 2005 eingeweiht.

Öffnungszeiten

Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.

Kontakt

32 Tilta iela
LV-1005 Riga