Denkmal für die Verteidiger des Polnischen Postamts

Pomnik obrońców Poczty Polskiej


Das polnische Postamt in Danzig (polnisch: Gdańsk) wurde am 1. September 1939 von deutschen Truppen angegriffen, die Postbeamten leisteten bewaffneten Widerstand. An das Gefecht und das Schicksal der polnischen Postbeamten erinnert seit 1979 das Museum Polnische Post im ehemaligen Postgebäude sowie ein Denkmal.

Geschichte

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Stadt Danzig (polnisch: Gdańsk) und Umgebung vom deutschen Staatsgebiet abgetrennt und unter Aufsicht des Völkerbundes gestellt. Das gesamte Gebiet wurde als Freie Stadt Danzig zum selbstständigen Freistaat mit rechtlichem Sonderstatus: Unter anderem konnte der polnische Staat in der Danziger Altstadt eigene Postämter betreiben. Seit Anfang 1939 befürchtete Polen einen deutschen Angriff auf Danzig und das eigene Staatsgebiet. Aus diesem Grund wurden die Postämter heimlich mit Waffen beliefert, junge und militärisch ausgebildete Postbeamte nach Danzig versetzt. Vier Maschinengewehre, einige Pistolen und Gewehre sowie Munition und Granaten versteckten die Beamten im Postamt am Heveliusplatz für den Fall eines Angriffs.
Am 1. September 1939 griffen deutsche Truppen den Stützpunkt der polnischen Armee auf der Westerplatte und weitere polnische Einrichtungen in der Stadt an, darunter auch die Postämter. Damit begann der Zweite Weltkrieg. Als in den Morgenstunden Truppen aus SS und Polizei das Postgebäude am Heveliusplatz angriffen, befanden sich dort etwa fünfzig Postbeamte sowie weitere Personen, darunter das Hausmeisterehepaar und ihre zehnjährige Pflegetochter. Die Postler leisteten erbitterten Widerstand. Alle Angriffe der Deutschen scheiterten, selbst als die Angreifer am Nachmittag schwere Geschütze einsetzten. Am frühen Abend des 1. September pumpte die Feuerwehr schließlich ein Benzingemisch in den Keller des Postgebäudes. Mit Flammenwerfern wurde das Benzin entzündet, gleichzeitig eröffneten die Deutschen das Geschützfeuer. Der Brand zwang die Postler nach 14 Stunden Gegenwehr zur Aufgabe: Acht Verteidiger waren gefallen, sechs starben im Krankenhaus an Verbrennungen oder Verwundungen, darunter auch die Tochter des Hausmeisters. Die beiden ranghöchsten Postbeamten wurden sofort erschossen. Fast alle überlebenden Verteidiger wurden von deutschen Kriegsgerichten zum Tode verurteilt und im Herbst 1939 hingerichtet.

Opfergruppen

Von den über fünfzig Verteidigern des polnischen Postamts überlebten nur drei den Krieg: Acht Männer fielen während der Kampfhandlungen oder verbrannten im Postgebäude, weitere sechs Menschen erlagen ihren Verletzungen im Krankenhaus. Fast alle Überlebenden wurden, zum Teil nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus, vor ein Kriegstribunal gestellt und später erschossen.

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Mit dem Angriff auf Polen und der Besetzung des Landes durch deutsche Truppen im Westen und durch die Rote Armee im Osten begann im September 1939 der Zweite Weltkrieg. Unmittelbar nach dem Einmarsch setzten in beiden Teilungsgebieten Verfolgung und Terror ein. Deutsche Verbände verübten Massaker an Angehörigen der geistigen Eliten, jüdischen und nichtjüdischen Zivilisten sowie Patienten. Ab Ende 1939 errichtete die deutsche Verwaltung Ghettos, in denen die jüdische Bevölkerung unter elenden Bedingungen zusammengedrängt wurde. 1941, nach dem Angriff auf die Sowjetunion, geriet auch Ostpolen unter deutsche Herrschaft. SS-Einsatzgruppen ermordeten zunächst systematisch jüdische Männer, später auch Frauen und Kinder. Im Herbst 1941 begannen lokale deutsche Dienststellen im früheren Westpolen mit der Vorbereitung von Massentötungen jüdischer Ghettohäftlinge durch Giftgas. Bis 1945 wurden etwa drei Millionen polnische Juden in den Vernichtungsstätten Kulmhof, Belzec, Treblinka und Sobibor, in Majdanek und Auschwitz ermordet, verhungerten in den Ghettos oder wurden erschossen. 1943 erhoben sich die jüdischen Bewohner des Warschauer Ghettos zu einem Aufstand, den die SS blutig niederschlug. Polnische Soldaten kämpften auf Seiten der Alliierten an allen Fronten des Weltkriegs. Partisanengruppen, darunter die patriotische »Armia Krajowa« (Heimatarmee), bildeten die größte Widerstandsbewegung im besetzten Europa. Am 1. August 1944 begann der Warschauer Aufstand, die umfangreichste Erhebung von Zivilisten gegen die Deutschen im besetzten Europa. Er scheiterte, auch weil die Rote Armee – bereits am anderen Weichselufer stehend – nicht eingriff. Die Zahl der Toten wird auf bis zu 250.000 geschätzt. Insgesamt kamen etwa drei Millionen nichtjüdische Polen unter deutscher Besatzung gewaltsam zu Tode. Nachdem die Rote Armee bereits im Januar 1944 (ost-)polnischen Boden erreicht hatte, wurden die Truppen der Armia Krajowa vom sowjetischen Geheimdienst entwaffnet, ihre Offiziere erschossen oder verschleppt. Die Millionen Toten der Besatzungszeit, die dauerhafte Annexion Ostpolens durch die Sowjetunion, die Eingliederung ostdeutscher Gebiete und der daraus resultierende Bevölkerungsaustausch verursachten in Polen ein schweres politisches und gesellschaftliches Trauma. In der Erinnerungskultur stand das Gedenken an die Ermordung der europäischen Juden in deutschen Vernichtungslagern auf polnischem Boden zunächst im Hintergrund. So galt Auschwitz – im Ausland längst zum Symbol des Holocaust geworden – über Jahrzehnte vor allem als »Ort polnischen Martyriums«. Veränderungen gibt es allerdings seit Beginn des 21. Jahrhunderts. Dazu mögen auch die heftigen Debatten um den ostpolnischen Ort Jedwabne beigetragen haben. Das Massaker an etwa 340 Juden am 10. Juli 1941, das bis dahin »Gestapo und Hitler-Polizei« zugeschrieben worden war, hatten polnische »Nachbarn« ohne deutschen Zwang verübt. Die Diskussionen im In- und Ausland um eine polnische Mittäterschaft führten 2001 dazu, dass sich Staatspräsident Aleksander Kwaśniewski (*1954) bei den Opfern entschuldigte. Forderungen von Fachleuten, etwa aus dem Institut des Nationalen Gedenkens, sich den schwierigsten Kapiteln der Vergangenheit zu stellen, wurden lauter. Zu diesen zählen auch antijüdische Pogrome 1946/47 und der staatliche Antisemitismus im sozialistischen Nachkriegspolen. Der polnische Staat investiert sehr viel in Erinnerungspolitik, auch in Großprojekte mit internationaler Ausstrahlung. Das Museum des Warschauer Aufstandes wurde bereits 2004 eröffnet. Das POLIN Museum der Geschichte der polnischen Juden eröffnete auf dem Gebiet des ehemaligen Warschauer Ghettos 2013, ein Museum des Warschauer Ghettos soll 2024 folgen. In Danzig gibt es seit 2017 das Museum des Zweiten Weltkrieges. Die ehemaligen deutschen Vernichtungslager Belzec und Sobibor wurden nach der Jahrtausendwende in moderne Gedenkstätten umgewandelt. Auch in der Kultur ist eine immer intensivere Beschäftigung mit dem jüdischen und multikulturellen Erbe Polens zu beobachten.

Erinnerung

Die Verteidiger des Postamtes in Danzig wurden in Polen nach dem Krieg als Helden verehrt. In Deutschland wurde die Geschichte des Angriffs auf das Postamt vor allem durch den 1959 erschienen Roman von Günter Grass, »Die Blechtrommel«, bekannt. Die beiden Richter, die die Postbeamten zum Tode verurteilten, wurden juristisch nie belangt und setzten ihre Karrieren in der Bundesrepublik fort. Erst 1998 hob das Landgericht Lübeck die Urteile von 1939 gegen die Postbeamten posthum auf.
In dem ehemaligen Postgebäude in Danzig wurde 1979 ein Post- und Telekommunikationsmuseum eröffnet. Es erinnert zugleich an das Gefecht um das polnische Postamt. Ein Denkmal für die Verteidiger der polnischen Post in Danzig wurde am 1. September desselben Jahres, am 40. Jahrestag des Angriffs also, in der nähe des Gebäudes errichtet. Die expressionistische Plastik aus Stahl wurde vom Künstler Wincenty Kućma gestaltet. Zudem befindet sich im Hof ein Mahnmal, bestehend aus einem Relief und einer Installation an der Mauer, das an die Erschießung der überlebenden Verteidiger erinnert.

Öffnungszeiten

Dienstag: 10.00 bis 15.00, Mittwoch bis Samstag: 10.00 bis 16.00, Sonntag: 11.00 bis 16.00
Montags geschlossen

Kontakt

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