Denkmal für die Opfer des Holocaust

Monumento a las víctimas del holocausto


Am 12. März 2007 wurde das erste Holocaust-Mahnmal Spaniens in Madrid eingeweiht. Es entstand auf Initiative des Stadtparlamentes in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde.

Geschichte

Nachdem 1492 die Juden entweder das Land verlassen oder zum Katholizismus übertreten mussten, nahm Spanien Ende des 19. Jahrhunderts viele Juden auf, die vor den Pogromen im russischen Zarenreich flüchteten. Während des Ersten Weltkriegs kamen dann Nachfahren der im 15. Jahrhundert geflüchteten, sogenannten sephardischen Juden vom Balkan und der Türkei nach Spanien zurück. Viele siedelten sich in Barcelona an, wo sich 1918 wieder eine jüdische Gemeinde gründete. Ein Jahr zuvor wurde in Madrid die erste Synagoge eingeweiht.
Bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges 1936 gediehen jüdische Gemeinden in mehreren spanischen Städten. Nach dem Sieg der Nationalisten unter General Franco kam es zu Repressionen gegen Juden. Die jüdischen Gemeinden wurden nach und nach aufgelöst und blieben bis 1945 verboten. Spanien nahm jedoch nicht am Zweiten Weltkrieg teil und lieferte keine Juden an das nationalsozialistische Deutschland aus. Das Land nahm jedoch kaum jüdische Flüchtlinge auf und nahm Juden mit spanischer Staatsbürgerschaft im deutschen Herrschaftsbereich nur zögernd in Schutz.
In Spanien konnten Juden ihre Religion auch nach 1945 nur im Privaten ausüben. 1968 wurde ein Gesetz verabschiedet, das Religionsfreiheit gewährte. Jüdische Gemeinden konnten sich erneut aufstellen.

Opfergruppen

Das Denkmal ist vor allem der ermordeten europäischen Juden, aber auch anderen Opfern des Nationalsozialismus gewidmet.

Erfahre mehr über Spanien

Spanien war zu Beginn der 1930er Jahre durch scharfe Gegensätze zwischen Befürwortern der Republik, darunter den Sozialisten, sowie den Anhängern der Monarchie und einer traditionellen, katholischen Gesellschaftsordnung geprägt. Das Land erschütterten zudem Autonomiebestrebungen verschiedener Landesteile, etwa des Baskenlandes und Kataloniens. Die politische Gewalt, die sich in Spanien seit Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt hatte, steigerte sich 1936 – nach dem Wahlsieg der »Frente Popular« (Volksfront) aus Sozialisten, Linksliberalen und Kommunisten – zu einem blutigen Bürgerkrieg von internationalem Ausmaß. Das nationalsozialistische Deutschland und das faschistische Italien unterstützten dabei die antirepublikanischen Kräfte. An deren Spitze stand seit Oktober 1936 General Francisco Franco (1892–1975). Die »Legion Condor« der deutschen Luftwaffe unterstützte ihn mit Truppentransporten und bombardierte verschiedene Städte. Die republikanischen Regierungstruppen wiederum wurden von den Internationalen Brigaden, Freiwilligenverbänden ausländischer Kommunisten und Linkssozialisten, unterstützt. Am 1. April 1939 verkündete Franco den Sieg. Tausende republikanische Flüchtlinge gerieten nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im besetzten Nachbarland Frankreich in den Einflussbereich des nationalsozialistischen Deutschland und wurden in Konzentrationslager verschleppt. Über 5.000 Spanier kamen in der Haft zu Tode. Spanien selbst beteiligte sich nicht am Zweiten Weltkrieg. Allerdings kämpften Freiwillige und Angehörige der Armee als »División Azul« (Blaue Division) im Russlandfeldzug an der Seite der Wehrmacht. Die Politik des Franco-Regimes gegenüber Juden war zwiespältig. Wie auch Protestanten und andere Nichtkatholiken konnten sie seit der Machtübernahme des Generals ihre Religion nicht frei ausüben. Zugleich erlaubte die Staatsmacht zwischen 20.000 und 35.000 jüdischen Flüchtlingen aus dem Ausland, das Land zu passieren, um Europa zu verlassen. 1944 konnten etwa 3.500 Juden in der ungarischen Hauptstadt Budapest dank großzügiger spanischer Schutzbriefregelungen vor der Deportation durch die deutschen Besatzer bewahrt werden. Franco blieb bis 1975 an der Macht – zunächst international geächtet, dann jedoch eingebunden in die westliche Staatengemeinschaft. Eine Aufarbeitung der Verfolgung der Republikaner in Spanien und im deutschen Einflussbereich war bis zum Ende der Diktatur nicht möglich. Versuche, an einzelnen Schauplätzen des Bürgerkriegs in den 1970er Jahren kleine Gedenkorte zu errichten, wurden teils geduldet, teils durch Ordnungskräfte verhindert. Erst ab den 1990er Jahren kam zu einer kritischen Auseinandersetzung des Staates mit dem Bürgerkrieg der Jahre 1936 bis 1939. In Guernica, 1937 durch Bomben der »Legion Condor« vollkommen zerstört, entstand 1998 ein Erinnerungszentrum. 2005 besuchte mit José Luis Rodríguez Zapatero (*1960) erstmals ein spanischer Ministerpräsident eine KZ-Gedenkstätte und gedachte in Mauthausen der dort umgekommenen politischen Häftlinge aus Spanien. Im Dezember 2006 wurde das »Erinnerungsgesetz« zur Rehabilitierung von Opfern verabschiedet. Darin wird das diktatorische Regime, das zahllose Hinrichtungen und die Vertreibung Hunderttausender Menschen zu verantworten hat, offiziell verurteilt. 2007 wurde in Madrid ein staatliches Denkmal eingeweiht, das der »Erinnerung an Juden, Spanier, Zigeuner und andere Gruppen, die in den Vernichtungslagern ermordet wurden«, gewidmet ist.

Erinnerung

Die Aufarbeitung der Geschichte des Bürgerkriegs und der Franco-Diktatur kam in Spanien erst Jahre nach ihr Ende in Fahrt. 2005 besuchte ein spanischer Ministerpräsident, José Zapatero, mit Mauthausen erstmals eine KZ-Gedenkstätte. Dort gedachte er vor allem der Tausenden politischer Häftlinge aus Spanien, die vor dem Franco-Regime geflohen waren und später in deutschen Konzentrationslagern umkamen.
Am 28. April 2005 beschloss das Madrider Stadtparlament einstimmig die Errichtung eines Holocaustdenkmals. Es wurde am 12. März 2007 vom Madrider Bürgermeister eingeweiht. Es ist das erste Holocaustdenkmal in Spanien und befindet sich im »Park der drei Kulturen«, der das Zusammenleben von Christen, Juden und Muslimen symbolisieren soll.
Der Entwurf der Anlage stammt von dem Künstler Samuel Nahon und dem Architekten Alberto Stisin. Die zentrale Plastik ist zehn Meter hoch. Sie besteht aus Bahnschienen, die im Grundriss den Davidstern bilden. Um sie herum erinnern Holzskulpturen an die Ermordeten. Die spanische Inschrift lautet: »Denkmal im Gedenken der Opfer des Holocaust. In Erinnerung an die Millionen während der Schoah durch die Nazi-Barbarei ermordeten Juden, wie auch an die Spanier, Roma und andere Gruppen, die ebenfalls in den Vernichtungslagern ermordet wurden«.

Angebote

Zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar finden regelmäßig Veranstaltungen am Denkmal statt.

Öffnungszeiten

Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.

Kontakt

Jardín de las Tres Culturas im Parque Juan Carlos I
28042 Madrid