Denkmal für die inhaftierten und ermordeten Juden des Lagers Ereda

Mälestusmärk Ereda laagris vangistatud ja mõrvatud juutidele


In Ereda erinnert seit 1967 ein Denkmal am historischen Ort an die etwa 2.000 Opfer eines Arbeitslagers in den Jahren 1943/44.

Geschichte

In einem Wald bei Ereda, im Nordosten Estlands, entstand im Herbst 1943 eines der ersten Außenkommandos des Konzentrationslagers Vaivara. Bis zu seiner Auflösung Mitte Juli 1944 mussten zeitweise über 1.900 Häftlinge, die meisten Juden, Zwangsarbeit in einer Brennschiefergrube leisten. Die Frauen und Männer stammten aus Litauen und aus dem Deutschen Reich. Zunächst unterstand das Lager der paramilitärischen Bautruppe Organisation Todt, ab Ende 1943 der SS.
Während des deutschen Rückzuges aus dem Osten wurde Ereda eines der Auffanglager für »evakuierte« Gefangene. Noch im Frühsommer 1944 schickte die SS ungarische Jüdinnen aus zuvor aufgelösten Konzentrationslagern dorthin.
Im Zuge der Auflösung des Arbeitslagers Ereda führte die SS auf dem Gelände eine Massenerschießung durch.

Opfergruppen

Die Zahl der im Lager Ereda umgekommenen und ermordeten Häftlinge wird mit etwa 2.000 angegeben, die Opfer waren vor allem Juden. Genauere Zahlen sind nicht zu ermitteln.

Erfahre mehr über Estland

Nach massivem politischem Druck und der Androhung von Gewalt besetzte die Rote Armee im Juni 1940 das seit 1918 unabhängige Estland – wie auch Litauen und Lettland. Hintergrund war ein geheimes Abkommen zwischen dem nationalsozialistischen Deutschen Reich und der stalinistischen Sowjetunion – der so genannte Hitler-Stalin-Pakt, in dem beide Länder 1939 ihre »Interessensphären« im Osten Europas festgelegt hatten. Nach der Annexion Estlands und der Eingliederung in den sowjetischen Staatsverband verschleppte der Geheimdienst NKWD 1940/41 etwa 11.000 Esten, darunter 500 Juden, nach Sibirien. Bei ihrem Angriff auf die Sowjetunion im Sommer 1941 eroberte die deutsche Wehrmacht auch Estland und wurde von der Mehrheit der estnischen Bevölkerung als Befreier wahrgenommen. Etwa 3.000 estnische Juden hatten in das Innere der Sowjetunion fliehen können. Bis Ende 1941 erschossen Angehörige der Einsatzgruppe A und estnische Helfer die etwa Tausend verbliebenen Juden. Danach erklärte die SS das Land »judenfrei«. Im Herbst 1942 erschossen estnische Polizisten in den Dünen am Ostseestrand von Kalevi-Liiva etwa 1.800 Juden aus dem Ghetto Theresienstadt, aus Frankfurt am Main und Berlin. Insgesamt verlor Estland im Zweiten Weltkrieg ein Drittel seiner etwas mehr als eine Million Einwohner. Nach der Rückeroberung durch die Rote Armee im Herbst 1944 wurde Estland wieder in die Sowjetunion eingegliedert. Erneut folgten Verschleppungen und staatlicher Terror. Darüber hinaus wurden ab 1945 gezielt nichtestnische Einwohner – insbesondere Russen – angesiedelt, deren Zahl bis Ende der 1980er Jahre etwa ein Drittel der Gesamtbevölkerung von 1,3 Millionen erreichte. Der Kampf um die Erinnerung zwischen Esten und Russen hält bis heute im Land an, das zu den stärksten Befürwortern der EU und der NATO gehört. Die Estnische Sowjetrepublik beging den 9. Mai als »Tag der Befreiung vom Hitlerfaschismus und des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg« und errichtete zahlreiche Denkmäler zu Ehren der »ruhmreichen« Roten Armee. Für viele Esten sind diese Denkmäler jedoch vor allem eine Erinnerung an die Jahrzehnte sowjetischer Besetzung ihres Landes. Ehemalige Konzentrationslager wie Klooga oder Vaivara dienten zugleich der Erinnerung an die Opfer der deutschen Besatzung und der Rechtfertigung der sowjetischen Fremdherrschaft. Nachdem Estland 1991 seine staatliche Unabhängigkeit wiedererlangt hatte, folgten zahlreiche Auseinandersetzungen um das Gedenken zwischen Esten und Russen. Im Februar 2007 beschloss das Parlament mit 46 zu 44 Stimmen, alle Denkmäler zu Ehren der Roten Armee zu entfernen. In der Hauptstadt Reval (Tallinn) kam es während der Umsetzung eines sowjetischen Ehrenmals (»Bronzesoldat«) vom Stadtzentrum auf einen Soldatenfriedhof im Mai 2007 zu gewaltsamen Ausschreitungen der russischen Minderheit, die von Moskau unterstützt wurden. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine wurde der Bronzesoldat im April 2022 erneut beschädigt. Dauerhaften Streit gibt es immer wieder um Veteranentreffen und Ehrungen von Esten, die als SS-Freiwillige an der Seite der Deutschen im Zweiten Weltkrieg gekämpft haben. Der Setzung von Gedenksteinen für jüdische Opfer hat sich angesichts dieser Sachlage eine amerikanische Organisation angenommen.

Erinnerung

1967 ließen die örtlichen sowjetischen Behörden durch den estnischen Architekten Peeter Somelar ein Denkmal für die »Opfer des Faschismus« in Ereda errichten. Die russische und estnische Inschrift lautet: »Keiner ist vergessen. Nichts ist vergessen! Hier wurden in den Jahren 1943-1944 mehr als 2.000 Opfer des Faschismus hingerichtet, verbrannt und begraben. Ihre edlen Namen können wir an dieser Stelle nicht aufzählen: Zu viele befinden sich unter der ewigen Wacht des Granits. Aber keiner von ihnen und nichts wird vergessen werden«.
Um 2005 wurde ein weiterer Gedenkstein aufgestellt. Er hat die gleiche Form und Inschrift wie der durch den estnischen Staatspräsidenten 2005 eingeweihter Gedenkstein bei Klooga. Im Gegensatz zum Denkmal aus sowjetischer Zeit wird hier klargestellt, dass es sich bei den Opfern um Juden handelt.
In Ereda wird jährlich am 27. Januar, am 8./9. Mai und am 19. September der Opfer gedacht. Neben diesen Gedenkfeiern organisiert die jüdische Gemeinde des Landkreises Ida-Viru Vorlesungen und Seminare zum Thema Holocaust, wobei insbesondere auf die regionale Geschichte Bezug genommen wird.

Öffnungszeiten

Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.

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