Denkmal für die ermordeten Juden von Busk

Меморіал жертвам Голокосту на єврейському кладовищі у Буську


In der Kleinstadt Busk erinnert ein Denkmal auf einem der ältesten jüdischen Friedhöfe der Ukraine an die ermordeten Juden der Stadt.

Geschichte

Busk, in der historischen Region Galizien unweit von Lemberg gelegen, gehörte vor dem Ersten Weltkrieg zu Österreich-Ungarn, bevor das Gebiet 1920 polnisch wurde und 1939 infolge des Hitler- Stalin Paktes sowjetisch. Die erste Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahr 1097, Juden lebten ab dem 16. Jahrhundert dort. Anfang des 20. Jahrhunderts wanderten viele Busker Juden in die USA aus. 1931 zählte die jüdische Gemeinde etwa 2.600 Mitglieder bei einer Gesamtbevölkerung von 8.000.
Die Wehrmacht besetzte die Stadt am 30. Juni 1941. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich noch etwa 1.800 Juden vor Ort. Die Besatzer zwangen die Juden zur Bildung eines Judenrats und zur Zwangsarbeit. Außerdem stellten sie eine ukrainische Schutzpolizei auf, die wenig später aktiv an der Verfolgung und der Ermordung der Juden beteiligt war.
Im Herbst 1941 gab es antisemitische Ausschreitungen in der Stadt. Einheiten der SS ermordeten anschließend 30 Juden und einen Rabbi unter dem Vorwand, sie seien Unterstützer des sowjetischen Systems gewesen.
Am 21. September 1942 erschossen deutsche und ukrainische Polizeieinheiten weitere Busker Juden im Dorf Zabuzhe in der Nähe der 25 Kilometer weit entfernten Stadt Kamjanka- Strumilowa (heute: Kamjanka- Buska). Am 1. Dezember 1942 richteten die Deutschen ein abgeriegeltes Ghetto ein. Einen Monat später ermordeten sie alle Patienten des zugehörigen Spitals.
Im Mai 1943 wurde das Ghetto gewaltsam aufgelöst. Einheiten der SS erschossen etwa 1.200 Juden, vor allem Frauen und Kinder und verscharrten ihre Leichen am jüdischen Friedhof in der Stadt. 300 jüdische Männer wurden in das 36 Kilometer entfernte Zwangsarbeitslager Janowska in Lemberg verschleppt. Die jüdische Gemeinde von Busk war ausgelöscht.

Opfergruppen

Mitte September 1941 ermordeten Einheiten der SS etwa 30 Juden, die zur Elite der jüdischen Gemeinde gehörten und ihren Rabbi. Zeitzeugenberichten nach hatten ukrainische Einwohner Busks die Liste zusammengestellt.
Im September 1942 Jahres erschossen deutsche und ukrainische Polizeieinheiten bis zu 800 Busker Juden im etwa 25 Kilometer entfernten Dorf Zabuzh.
Am Jahresanfang 1943 wurden alle Patienten des Spitals im Ghetto ermordet. Im Mai 1943 lösten deutsche Einheiten mithilfe der ukrainischen Schutzpolizei das Ghetto auf und ermordeten dabei etwa 1.200 Juden, fast ausschließlich Frauen und Kinder, am jüdischen Friedhof. Am 7. Juni 1943 erklärte der Kreishauptmann Nehring sein Verwaltungsgebiet für »judenfrei«. Für die Ermordung der Busker Juden war SS-Gruppenführer Fritz Katzmann (1906–1957) verantwortlich.

Erfahre mehr über Ukraine

Die Ukraine, die zweitgrößte Republik der ehemaligen Sowjetunion, war einer der Hauptschauplätze des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust. Die Zahl der ukrainischen Todesopfer wird auf fünf bis sechs Millionen Menschen geschätzt, darunter Hunderttausende Juden. Mitte September 1939, nach der sowjetischen Besetzung Ostpolens entsprechend einem deutsch-sowjetischen Geheimabkommen – dem Hitler-Stalin-Pakt –, kamen die südöstlichen Regionen Polens zur Sowjetukraine. Repressionen gegen die einheimische Bevölkerung gehörten fortan zum Alltag. Im Sommer 1941 traf der deutsche Angriff auf die Sowjetunion zunächst genau diese Gebiete. Schon in den ersten Tagen wurde die jüdische Bevölkerung als angebliche Stütze der Sowjetmacht Ziel blutiger Übergriffe. Sie gingen häufig von national gesinnten Ukrainern aus, die den Vormarsch der Wehrmacht zunächst begrüßten. Bald darauf begannen deutsche SS-Einsatzgruppen und verbündete rumänische Einheiten mit Massenerschießungen von Juden. Die Schlucht von Babij Jar (ukrainisch Babyn Jar) nahe Kiew, wo deutsche Einheiten und ukrainische Miliz an zwei Tagen im September 1941 mehr als 33.700 Juden ermordeten, ist heute ein weltweites Symbol für den Völkermord an den Juden. Auch die nichtjüdische Bevölkerung geriet ins Visier der Verfolger. In der nationalsozialistischen Rassenideologie galten Ukrainer wie alle »Slawen« als »Untermenschen«. Die Besatzer plünderten das Land, verschleppten weit über eine Million Zivilisten zur Zwangsarbeit und verübten öffentliche Geiselmorde. Ab 1943 tobte nicht nur ein Partisanenkrieg gegen die Wehrmacht, sondern auch der Kampf der nationalistischen »Ukrajinska Powstanska Armija« (Ukrainische Aufstandsarmee = UPA) gegen die Sowjets und die polnische Bevölkerung der Westukraine. Weit über 100.000 Polen fanden hierbei den Tod. 1944 wurde die Ukraine wieder sowjetisch und umfasst seitdem auch ehemals ostpolnische Regionen. Die UPA setzte ihren Kampf bis Mitte der 1950er Jahre fort. Die sowjetischen Behörden verschleppten rund 300.000 Ukrainer nach Sibirien, um diesen Widerstand zu brechen. Die Gedenkkultur war an der sowjetischen Symbolsprache ausgerichtet. Es entstanden monumentale Gedenkanlagen zur Feier des »Sieges« im Großen Vaterländischen Krieg. Erst in jüngerer Zeit trat neben die Heldenverehrung auch das Opfergedenken. In der Westukraine hat sich zudem eine Erinnerungskultur an den Kampf der UPA entwickelt, der als Unabhängigkeitskampf interpretiert wird. Eine Aufarbeitung der Kollaboration mit den deutschen Besatzern und des Antisemitismus hat erst um 2000 begonnen. Die Massenerschießungen an Juden wurden, mit wenigen Ausnahmen, bis in die 1980er Jahre übergangen. Erst die Regierung der unabhängigen Ukraine erkannte 1991 Babyn Jar als »Symbol jüdischen Märtyrertums« an. Die Ukraine war auch lange nach der Erlangung der Unabhängigkeit auf der Suche nach ihrer eigenen Identität. Die Dokumentation der sowjetischen Verbrechen – wie die staatlich herbeigeführte Hungerkatastrophe 1932/33 mit Millionen Toten (Holodomor) – hat größere Bedeutung als die Aufklärung über den Holocaust. Dennoch entstanden überall im Land neue Gedenkorte in Erinnerung an die ermordeten Juden, wie etwa die Gedenkstätte Drobizkij Jar in Charkiw oder das Holocaustmuseum in Odessa. An zahlreichen Massengräbern entstanden neue Denkmäler, teils mit Unterstützung aus Deutschland. In Kiew sollte bei der ehemaligen Massenerschießungsstätte Babyn Jar eine große Holocaustgedenkstätte mit weltweiter Ausstrahlung entstehen. Diese Pläne wurden mit dem großangelegten russischen Angriff auf die Ukraine vom 24. Februar 2022 auf Eis gelegt. Welche Auswirkungen der Verteidigungskrieg in Zukunft auf die Holocausterinnerung haben wird, bleibt abzuwarten.

Erinnerung

Der Hauptverantwortliche für die Ermordung der Busker Juden war SS-Gruppenführer Fritz Katzmann (1906–1957). Er wurde nie zur Verantwortung gezogen.
Nach dem Krieg bildeten sich in New York und Israel Gemeinschaften von Busker Überlebenden. In der Stadt selbst erinnert heute nur wenig an die einst blühende jüdische Gemeinde. Heute leben keine Juden in der Stadt.
Die ehemalige Synagoge wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zweckentfremdet. Heute dient ein Teil der Synagoge als Wohnhaus, während der andere Teil als evangelisches Gebetshaus genutzt wird.
Der 1521 gegründete jüdische Friedhof gehört zu den ältesten jüdischen Friedhöfen in der Ukraine. Er liegt östlich der Stadt an den Ufern des Flusses Slotwina. Das Gelände ist über die Jahre hinweg verwildert, viele der Grabsteine sind umgefallen und zerbrochen.
Jahrzehntelang gab es kein Erinnerungszeichen an die Opfer der Massenerschießung im Mai 1943. Der Standort des Massengrabs neben dem jüdischen Friedhof blieb unmarkiert, die Fläche wurde als Weideplatz genutzt. So geriet das Verbrechen langsam in Vergessenheit. Erst 2004 wurde auf Initiative einer jüdischen Organisation ein Denkmal auf dem Friedhof errichtet. Im folgenden Jahr ließ die Organisation Yahad-In Unum die 15 Massengräber am jüdischen Friedhof für eine forensische Untersuchung öffnen. Ergebnisse dieser Untersuchung wurden 2007 in der Gedenkstätte »Mémorial de la Shoah« in Paris vorgestellt.

Öffnungszeiten

Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.

Kontakt

vulitsa Tarasa Shevchenka
80501 Busk