Denkmal für die ermordeten Juden von Brody

Пам'ятник Жертвам Голокосту


In der einst jüdisch geprägten ukrainischen Kleinstadt Brody erinnert ein Denkmal am alten jüdischen Friedhof an die ermordeten Juden der Stadt.

Geschichte

Die an den Ufern des Styrs gelegene Kleinstadt Brody wurde 1084 das erste Mal schriftlich erwähnt. Juden lebten ab dem Ende des 16. Jahrhunderts in der Stadt. 1826 waren fast 90 Prozent der Einwohner jüdisch, was Brody zu einem der bedeutendsten Shtetl Galiziens machte. Vor dem Ersten Weltkrieg gehörte die Stadt zu Österreich-Ungarn. Wegen ihrer Nähe Grenznähe war sie ein wichtiger Transitpunkt für jüdische Migranten, die vor den Pogromen im Russischen Reich flohen. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte Brody zu Polen und zählte etwa 10.000 jüdische Einwohner. Im September 1939 wurde Ostpolen infolge des Hitler-Stalin-Paktes von der Sowjetunion besetzt.
Die deutsche Wehrmacht besetzte Brody acht Tage nach ihrem Angriff auf die Sowjetunion am 30. Juni 1941. Wenige Tage später erschoss das Einsatzkommando 5 der Einsatzgruppe C etwa 250 Juden beim jüdischen Friedhof. Die Opfer waren überwiegend Angehörige der städtischen Eliten.
Am 13. Januar 1942 richteten die Deutschen ein Ghetto in Brody mit etwa 6.460 jüdischen Einwohnern ein. Vom 19. September bis 2. November 1942 deportierten die Deutschen zunächst 2.500 und später weitere 3.000 Juden aus dem Ghetto ins Vernichtungslager Belzec (polnisch: Bełżec). In Brody selbst ermordeten sie zeitgleich etwa 500 Juden. Ende des Jahres treiben die Deutschen und ihre Helfer etwa 2.000 Juden aus den umliegenden Dörfern im Ghetto zusammen. Im Winter zwischen den Jahren 1942 und 1943 starben etliche Juden an Hunger und einer Typhusepidemie. Im Frühling 1943 folgten weitere »Aktionen« gegen die Juden im Ghetto.
Im Mai 1943 deportierten die Deutschen erneut Juden in das Konzentrationslager Majdanek. Am 19. Juli 1943 liquidierten die Deutschen das Ghetto: Etwa 3.500 Juden wurden nach Majdanek deportiert und mehrere Hundert in der Stadt ermordet. Damit war die jüdische Gemeinde Brodys ausgelöscht.

Opfergruppen

Am 12. Juli 1941 erschoss das Einsatzkommando 5 der Einsatzgruppe C unter SS-Obersturmführer Erwin Schulz etwa 250 Juden, überwiegend Angehörige der Oberschicht.
Etwa 500 Juden wurden zwischen dem 19. September und 2. November 1942 ermordet.
Im Winter zwischen den Jahren 1942 und 1943 starben über 1.000 Juden im Ghetto an Hunger und einer Typhusepidemie. Tausende Juden, wurden zwischen 1942 und 1943 in die Konzentrations- und Vernichtungslager Belzec (polnisch: Bełżec) und Majdanek deportiert und dort ermordet.

Erfahre mehr über Ukraine

Die Ukraine, die zweitgrößte Republik der ehemaligen Sowjetunion, war einer der Hauptschauplätze des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust. Die Zahl der ukrainischen Todesopfer wird auf fünf bis sechs Millionen Menschen geschätzt, darunter Hunderttausende Juden. Mitte September 1939, nach der sowjetischen Besetzung Ostpolens entsprechend einem deutsch-sowjetischen Geheimabkommen – dem Hitler-Stalin-Pakt –, kamen die südöstlichen Regionen Polens zur Sowjetukraine. Repressionen gegen die einheimische Bevölkerung gehörten fortan zum Alltag. Im Sommer 1941 traf der deutsche Angriff auf die Sowjetunion zunächst genau diese Gebiete. Schon in den ersten Tagen wurde die jüdische Bevölkerung als angebliche Stütze der Sowjetmacht Ziel blutiger Übergriffe. Sie gingen häufig von national gesinnten Ukrainern aus, die den Vormarsch der Wehrmacht zunächst begrüßten. Bald darauf begannen deutsche SS-Einsatzgruppen und verbündete rumänische Einheiten mit Massenerschießungen von Juden. Die Schlucht von Babij Jar (ukrainisch Babyn Jar) nahe Kiew, wo deutsche Einheiten und ukrainische Miliz an zwei Tagen im September 1941 mehr als 33.700 Juden ermordeten, ist heute ein weltweites Symbol für den Völkermord an den Juden. Auch die nichtjüdische Bevölkerung geriet ins Visier der Verfolger. In der nationalsozialistischen Rassenideologie galten Ukrainer wie alle »Slawen« als »Untermenschen«. Die Besatzer plünderten das Land, verschleppten weit über eine Million Zivilisten zur Zwangsarbeit und verübten öffentliche Geiselmorde. Ab 1943 tobte nicht nur ein Partisanenkrieg gegen die Wehrmacht, sondern auch der Kampf der nationalistischen »Ukrajinska Powstanska Armija« (Ukrainische Aufstandsarmee = UPA) gegen die Sowjets und die polnische Bevölkerung der Westukraine. Weit über 100.000 Polen fanden hierbei den Tod. 1944 wurde die Ukraine wieder sowjetisch und umfasst seitdem auch ehemals ostpolnische Regionen. Die UPA setzte ihren Kampf bis Mitte der 1950er Jahre fort. Die sowjetischen Behörden verschleppten rund 300.000 Ukrainer nach Sibirien, um diesen Widerstand zu brechen. Die Gedenkkultur war an der sowjetischen Symbolsprache ausgerichtet. Es entstanden monumentale Gedenkanlagen zur Feier des »Sieges« im Großen Vaterländischen Krieg. Erst in jüngerer Zeit trat neben die Heldenverehrung auch das Opfergedenken. In der Westukraine hat sich zudem eine Erinnerungskultur an den Kampf der UPA entwickelt, der als Unabhängigkeitskampf interpretiert wird. Eine Aufarbeitung der Kollaboration mit den deutschen Besatzern und des Antisemitismus hat erst um 2000 begonnen. Die Massenerschießungen an Juden wurden, mit wenigen Ausnahmen, bis in die 1980er Jahre übergangen. Erst die Regierung der unabhängigen Ukraine erkannte 1991 Babyn Jar als »Symbol jüdischen Märtyrertums« an. Die Ukraine war auch lange nach der Erlangung der Unabhängigkeit auf der Suche nach ihrer eigenen Identität. Die Dokumentation der sowjetischen Verbrechen – wie die staatlich herbeigeführte Hungerkatastrophe 1932/33 mit Millionen Toten (Holodomor) – hat größere Bedeutung als die Aufklärung über den Holocaust. Dennoch entstanden überall im Land neue Gedenkorte in Erinnerung an die ermordeten Juden, wie etwa die Gedenkstätte Drobizkij Jar in Charkiw oder das Holocaustmuseum in Odessa. An zahlreichen Massengräbern entstanden neue Denkmäler, teils mit Unterstützung aus Deutschland. In Kiew sollte bei der ehemaligen Massenerschießungsstätte Babyn Jar eine große Holocaustgedenkstätte mit weltweiter Ausstrahlung entstehen. Diese Pläne wurden mit dem großangelegten russischen Angriff auf die Ukraine vom 24. Februar 2022 auf Eis gelegt. Welche Auswirkungen der Verteidigungskrieg in Zukunft auf die Holocausterinnerung haben wird, bleibt abzuwarten.

Erinnerung

Die Rote Armee befreite Brody am 17. Juli 1944. Anschließend kehrten etwa 250 Juden in die Stadt zurück, in der nur etwa 90 Juden die Besatzungszeit überlebt hatten.
In der Stadt erinnern neben zahlreichen Gebäuden und Straßennamen vor allem der jüdische Friedhof und die ehemalige Synagoge an das einst blühende jüdische Leben in Brody. Der Friedhof befindet sich nördlich der Stadt. An seinem Rand steht das Holocaustdenkmal, das an die Opfer der Massenerschießungen von Juli 1941 bis Mai 1943 erinnert. Die ukrainische, englische und hebräische Inschrift lautet: »In Erinnerung an die heiligen Märtyrer-Juden, die von den Nazi-Mördern erbarmungslos getötet wurden«.
Die in den 1740er Jahren erbaute Synagoge nahe dem Marktplatz wurde während des Zweiten Weltkrieges stark beschädigt. Ihre Ruine ist heute als Baudenkmal erhalten. Seit dem Sommer 2017 informiert ein Schild in englischer und ukrainischer Sprache über die Geschichte der Synagoge und der Juden in Brody. Die Informationstafel ist Teil des internationalen Projekts »CHOICE- Cultural Heritage: Opportunity for Improving Civic Engagement«, der unter Einbindung der Zivilgesellschaft über historische Orte informieren will. Weitere Informationstafeln befinden sich am Tor zum Jüdischen Friedhof und an unterschiedlichen historischen Gebäuden, die überwiegend zur jüdischen Geschichte der Stadt gehören. Sie wurden von der zivilgesellschaftlichen Organisation »Kraj« aufgestellt.
Brody ist auch bekannt als der Geburtsort des österreichischen Autors Joseph Roth (1894–1939).

Öffnungszeiten

Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.

Kontakt

http://myshtetl.org/lvovskaja/brody.html

Wulytsja Pidlisna 3
80601 Brody