In der serbischen Bergwerkstadt Bor, etwa 200 Kilometer südöstlich von Belgrad, erinnert ein Denkmal an den ungarischen Dichter Miklós Radnóti, der in der Nähe von Bor ab 1943 mit vielen anderen jüdischen Zwangsarbeitern gefangen gehalten und 1944 auf einem Todesmarsch erschossen wurde.
Die Stadt Bor liegt im Südosten Serbiens, an einer der größten Kupferminen Europas. 1902 wurde in Bor Kupfer entdeckt und darauf mit dem Abbau begonnen. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg gehörte Deutschland zu den Hauptabnehmern des Kupfers, so dass das Gebiet um Bor bei den strategischen Überlegungen der Deutschen im Vorfeld des Krieges eine besondere Rolle spielte. Nach der Eroberung Jugoslawiens 1941 setzten die deutschen Besatzungsbehörden das Bergwerk wieder in Betrieb. Ab Dezember 1941 wurden serbische Männer zur Arbeit verpflichtet, viele kamen in Bor zum Einsatz. Die Aushebung der Arbeiter für die Kupfermine leitete die Organisation Todt. Der Bedarf des Bergwerks nach Arbeitskräften stieg ständig, so dass ab Februar 1943 Zwangsarbeiter herangezogen wurden: sowjetische Kriegsgefangene und etwa 6.200 ungarische Juden. Letztere wurden von der verbündeten ungarischen Regierung an die Organisation Todt ausgeliehen und wurden eigens von ungarischen Truppen bewacht. Ab September 1943 kamen italienische Militärinternierte dazu, die nach der Kapitulation Italiens in Gefangenschaft gerieten. Die Arbeiter, die nicht zur ursprünglichen Belegschaft der Mine oder aus der Umgebung von Bor stammten, wurden in Stammlagern untergebracht. Für politische Häftlinge und vermeintliche Saboteure wurden sechs Straflager eingerichtet, in denen verschärfte Bedingungen herrschten.
Im Juli 1944 waren vermutlich bis zu 80.000 Menschen in der Kupfermine beschäftigt. Die meisten waren jedoch so schwach, dass sie kaum in der Lage waren zu arbeiten.
Ab September 1944 zogen sich die deutschen Besatzungstruppen aus Serbien zurück, die Zwangsarbeitslager wurden aufgelöst. Die ungarischen Wachmannschaften schickten die Juden auf Todesmärsche durch Serbien und Ungarn Richtung Österreich. Immer wieder wurden unterwegs Häftlinge ermordet. Das größte Massaker ereignete sich in der Stadt Crvenka (ungarisch: Cservenka), wo SS-Leute bis zu 1.000 Juden an einer Grube erschossen.
Mehrere zehntausend Menschen wurden in Bor zur Arbeit in der Kupfermine und zum Ausbau von Eisenbahnstrecken verpflichtet oder gezwungen. Die Arbeiter in Bor kamen aus Serbien und anderen Teilen Jugoslawiens. Aber auch russische Kriegsgefangene, italienische Militärinternierte und etwa 6.200 ungarische Juden wurden ab 1943 als Zwangsarbeiter eingesetzt. Sie mussten unter völlig unzureichenden Bedingungen in Lagern in der Umgebung von Bor leben. Wer im Verdacht stand, die Arbeit zu sabotieren, wurde in ein Straflager mit verschärften Bedingungen versetzt, wo Häftlinge besonders schweren Misshandlungen ausgesetzt waren. Viele der jüdischen Zwangsarbeiter starben bei den Todesmärschen im Herbst 1944, die von Bor aus durch Serbien und Ungarn nach Österreich gingen. Zwischen 700 und 1.000 von ihnen wurden in der Nacht vom 7. auf den 8. Oktober 1944 von der SS bei Crvenka erschossen.
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In Bor wurde 1979 eine Plastik des ungarischen Künstlers Imre Varga errichtet, die den ungarischen Dichter Miklós Radnóti (1909-1944) darstellt. Radnóti gehörte zu den jüdischen Zwangsarbeitern bei Bor und wurde im November 1944 in der Nähe des Dorfes Abda im Nordwesten Ungarns auf dem Todesmarsch erschossen. Radnótis Notizbuch mit seinen letzten Gedichten, in Ungarn als »Bori Notesz« (deutsch etwa: »Notizen aus Bor«) berühmt geworden, wurde bei seiner Exhumierung im Juni 1946 gefunden.
2001 wurde die zwei Meter hohe Plastik gestohlen. Sie wurde neu gegossen und an einem anderen, zentraler gelegenen Standpunkt in Bor wieder angebracht.
Weitere, zum Teil frühere Ausführungen derselben Skulptur befinden sich in Radnótis Heimatstadt Budapest und an der Strecke des Todesmarsches in der ungarischen Stadt Mohács. Auch an anderen Orten ohne biographischen Bezug zum Dichter gibt es Exemplare der Plastik.
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich