Denkmal am Friedhof der nach der Niederschlagung des Slowakischen Nationalaufstands Ermordeten
Pamätník pri hrobe umučených po potlačení SNP
In Kremnička, einem 1970 eingemeindeten Stadtteil von Neusohl, steht bei den Massengräbern von ermordeten Widerstandskämpfern und Zivilisten ein Denkmal in Erinnerung an die Opfer der Vergeltungsmaßnahmen nach der Niederschlagung des Slowakischen Nationalaufstands.
Geschichte
Am 29. August 1944 brach in der Slowakei ein Aufstand gegen das diktatorische Regime von Jozef Tiso aus. Zentrum des Aufstands war die mittelslowakische Stadt Neusohl (slowakisch: Banská Bystrica). Aufständische Einheiten der slowakischen Armee und Partisanen kämpften gemeinsam gegen regimetreue Truppen und die gleichzeitig einmarschierenden deutschen Einheiten von SS und Wehrmacht. Nach der Niederschlagung des Aufstands am 27. Oktober 1944 führten Angehörige des Einsatzkommandos 14 der SS-Einsatzgruppe H sowie Mitglieder der slowakischen Hlinka-Garde beim Dorf Kremnička südlich von Neusohl mehrere Massenerschießungen durch. Zwischen dem 5. November 1944 und dem 17. März 1945 ermordeten sie dabei 747 Menschen. Allein am 12. Dezember 1944 wurden 300 Menschen auf dem Feld bei Kremnička erschossen. Die Täter verscharrten die Leichen in Massengräbern. Im Zuge der Vergeltungsmaßnahmen nach dem Slowakischen Nationalaufstand wurden durch die deutschen Einheiten und ihre slowakischen Mithelfer ungefähr 5.300 Menschen ermordet, darunter viele Juden, die bei den Partisanen mitgekämpft oder bei ihnen Unterschlupf gesucht hatten.
Opfergruppen
In Kremnička wurden insgesamt 747 Menschen erschossen und in Massengräbern begraben: 478 Männer, 211 Frauen und 58 Kinder unter 15 Jahren. Unter den Ermordeten befanden sich etwa 450 Juden. Insgesamt etwa 5.300 Personen, darunter 1.000 Juden und viele Sinti und Roma, ermordeten Angehörige der SS und der Hlinka-Garde nach der Niederschlagung des Slowakischen Nationalaufstands.
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Slowakei
Nach dem Ende der Habsburger Monarchie 1918 schlossen sich Slowaken und die tschechischen Länder Böhmen, Mähren sowie Tschechisch-Schlesien zur Tschechoslowakei zusammen. Bis zum Frühjahr 1939 wurde diese Republik in mehreren Schritten durch das benachbarte nationalsozialistische Deutschland zerschlagen. Im Herbst 1938 erhielt die Slowakei einen Autonomiestatus mit einer eigenen Regierung, fast zugleich verlor sie Grenzgebiete an Ungarn. Im März 1939 erklärte sie ihre Unabhängigkeit und wurde zu einem Satellitenstaat des Deutschen Reiches unter Führung der nationalistischen Hlinka-Partei und dem Präsidenten Jozef Tiso (1887–1947), einem katholischen Priester. Ihr militärischer Arm nahm polizeiliche Aufgaben wahr und ging gegen Juden, Tschechen, die politische Linke und andere Gegner vor. Das Regime schuf ein Zwangsarbeitssystem, das auch viele Roma erfasste. Als erste verbündete Regierung stimmte Preßburg (Bratislava) im Herbst 1941 dem deutschen Plan zur Deportation von Juden nach Osteuropa zu. Allein 1942 wurden 60.000 aus der Slowakei in deutsche Vernichtungslager verschleppt. Insgesamt fanden etwa 75.000 slowakische Juden während des Holocaust den Tod. Der bevorstehende Einmarsch der Roten Armee führte im Spätsommer 1944 zum Nationalaufstand gegen das Regime der Hlinka-Partei. Die Erhebung schlugen deutsche Armee- und SS-Einheiten nieder; sie forderte etwa 20.000 Tote.
Nach dem Krieg wurde die Slowakei erneut Teil der ab 1948 kommunistischen Tschechoslowakei. Die Erinnerung an den Nationalaufstand stand im Zentrum des kollektiven Gedächtnisses. Er wurde als Widerstand dargestellt, der die sozialistische Gesellschaft ermöglicht hatte. In Neusohl (Banská Bystrica), dem Zentrum des Nationalaufstands, entstand ab 1947 ein Erinnerungsort, der mehrfach erweitert wurde. Die Verantwortung für die Kollaboration mit Deutschland wurde ausschließlich den Anhängern der Hlinka-Partei zugeschrieben. 1993 trennten sich der tschechische und der slowakische Teil des Landes. Eine eigene staatliche Tradition jenseits der Existenz in den Jahren 1939 bis 1945 hatte die Slowakei nicht. Die heutige Gedenkkultur spiegelt dies wider: Neben den Sozialisten berufen sich nun auch die bürgerlichen Kräfte auf den Slowakischen Nationalaufstand. Sie verknüpfen mit ihm die – nach 1948 bitter enttäuschte – Hoffnung auf eine demokratische und an westlichen Werten orientierte Ordnung. Die nationalslowakischen Kräfte setzen sich von beiden Richtungen ab: Sie identifizieren sich mit der staatlichen Unabhängigkeit 1939–1945, verstehen den Aufstand, der die Besetzung des Landes zur Folge hatte, als Verrat und verehren Tiso. In diesem Lager gibt es kaum Bereitschaft, der deportierten Juden zu gedenken. Zuweilen sieht man die slowakische Kollaboration als Ergebnis deutschen Zwangs, dem man nachgeben musste, wollte man den slowakischen Staat nicht gefährden.
Gegen diese Tendenzen arbeiten liberal eingestellte Wissenschaftler an. Sie verweisen auf die slowakische Beteiligung an den Verschleppungen und auf die Verfolgung der Roma. Seit den 1990er Jahren wurden an einzelnen Orten kleinere Gedenktafeln für die verfolgten und ermordeten Juden angebracht. Teilweise handelt es sich allerdings um Orte in den ab 1938 ungarisch besetzten Gebieten, aus denen nach dem Einmarsch der Wehrmacht im März 1944 deutsche SS-Einheiten Juden deportiert hatten. Der wichtigste Ort der Erinnerung an die aus der Slowakei deportierten Juden ist das Holocaustmuseum auf dem Gelände des ehemaligen Zwangsarbeitslagers Sered, das 2016 eröffnet wurde.
Erinnerung
Bereits unmittelbar nach Kriegsende wurden die Leichen der Opfer der Massenerschießungen bei Kremnička mithilfe der sowjetischen Armee exhumiert und Vorbereitungen für den Bau eines Denkmals getroffen. Es wurde von Dušan Samo Jurkovič entworfen und – zwei Jahre nach seinem Tod - 1949 eingeweiht. 1995 wurde vom israelischen Architekten slowakischer Herkunft Juraj Arieh Fatran das Mahnwort »Erinnere!« auf Hebräisch und eine Menora zum Denkmal hinzugefügt. Bei einem Massengrab in unmittelbarer Nähe steht ein weiterer Gedenkstein.
Das Dorf Kremnička ist inzwischen ein Stadtteil von Neusohl geworden. Das Denkmal befindet sich mittlerweile in der Trägerschaft vom dortigen Museum des Slowakischen Nationalaufstands.
Angebote
Jedes Jahr finden am 29. August, dem Jahrestag des Slowakischen Nationalaufstands, Gedenkveranstaltungen statt.