Carl-Lutz-Denkmal

Carl Lutz Emlékmű


Durch die Hilfe des Schweizer Diplomaten Carl Lutz (1895-1975) konnten in Budapest während des Zweiten Weltkrieges Zehntausende Juden vor Verfolgung und Deportation gerettet werden. Auf dem Gebiet des ehemaligen Budapester Ghettos erinnert ein Denkmal an ihn.

Geschichte

Die neutrale Schweiz vertrat die Interessen der Staatsbürger mehrerer Staaten, die sich seit 1941 im Kriegszustand mit Ungarn befanden und deshalb keine Botschaft mehr im Land unterhielten, darunter Großbritannien und die USA. Ab Anfang 1942 leitete Carl Lutz die dafür zuständige »Schutzmachtabteilung« als Vizekonsul bei der Schweizer Gesandschaft in Budapest. Indem er seine Kompetenzen oft bewusst überschritt, ließ er Zehntausenden Juden Dokumente ausstellen, die sie vor Deportation und Verfolgung schützen sollten.
Carl Lutz setzte sich bei der ungarischen Regierung für die Auswanderung von Juden nach Palästina ein, das damals britisches Mandatsgebiet war. Er arbeitete eng mit dem zionistischen »Palästinaamt« und dessen Leiter Moshe (Miklós) Krausz zusammen. Diese Organisation war für die geordnete Verteilung von Einwanderungsdokumenten für Palästina zuständig.
Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Ungarn am 19. März 1944 stellte Lutz das Palästinaamt unter Schweizer Schutz. Das Amt zog in das »Glashaus« in der Vadászstraße 29. Lutz und seine Helfer bemühten sich, so vielen in Budapest gestrandeten Juden wie möglich sogenannte Schutzbriefe und Schutzpässe auszustellen, die sie vor Verfolgung schützen halfen. Carl Lutz nutzte dabei die Tatsache, dass die ungarische Regierung unter internationalem Druck der Auswanderung von 8.000 Kindern und Jugendlichen nach Palästina zugestimmt hatte und diese bereits vor dem deutschen Einmarsch Schweizer Dokumente besaßen. Lutz und Krausz interpretierten den Erlass als Zustimmung für die Auswanderung ganzer Familien statt nur Einzelpersonen und nahmen damit Zehntausende Personen unter Schutz.
Nach der Einrichtung des Budapester Ghettos im Winter 1944 ließ Lutz viele Häuser unter Schweizer Schutz stellen und bemühte sich um eine möglichst gute Versorgung der Juden, die dort Zuflucht fanden.

Opfergruppen

Etwa 119.000 Juden erlebten ihre Befreiung in Budapest, als die sowjetische Armee die Stadt eroberte. Die genaue Zahl der durch die Aktivitäten Carl Lutzs geretteten Personen ist weder bekannt, noch genau zu ermitteln. Einige Quellen geben bis zu 62.000 an.

Erfahre mehr über Ungarn

Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg und dem Zerfall der Österreichisch-Ungarischen Doppelmonarchie musste Ungarn 1920 zwei Drittel seines Staatsgebietes und sechzig Prozent seiner Bevölkerung an seine Nachbarstaaten abtreten. Diese Verluste traumatisierten das Land und führten dazu, dass sich Ungarn unter seinem Staatschef Nikolaus von (Miklós) Horthy (1868–1957) ab 1937 allmählich dem nationalsozialistischen Deutschen Reich annäherte. Es gelang Ungarn in mehreren Schritten, sein Staatsgebiet zwischen 1938 und 1941 fast zu verdoppeln. Im März 1944 war das Land angesichts der vorrückenden Roten Armee kurz davor, sich von Deutschland abzuwenden und wurde deshalb von der Wehrmacht besetzt. Horthy blieb zunächst Staatsoberhaupt. Unter Mithilfe der ungarischen Verwaltung begann die SS beinahe sofort mit Deportationen von Juden in das Vernichtungslager Auschwitz, die Ungarn trotz antijüdischer Gesetze zuvor noch verweigert hatte. Von den etwa 825.000 Juden aus »Groß-Ungarn« wurden weit über eine halbe Million Menschen dort ermordet, allein bis zu 300.000 kamen aus den Regionen des heutigen Ungarn. Darüber hinaus fanden um die 140.000 Soldaten sowie etwa 170.000 nichtjüdische Zivilisten den Tod. Nach 1945 war Ungarn Teil der sowjetischen Einflusssphäre. Bis 1989 erinnerte das offizielle Ungarn nicht an den Krieg, sondern an sein Ende – als »Befreiung vom Faschismus«. Die Mehrheit der Bevölkerung dagegen empfand das Jahr 1945 als Beginn einer langen Unterdrückung. Der niedergeschlagene Volksaufstand von 1956 hat die Erinnerungen vieler Ungarn an den Zweiten Weltkrieg überdeckt. Der Krieg galt fortan als unrühmliche Vorgeschichte zum Leiden unter kommunistischer Herrschaft. Unterdessen zelebrierten zahlreiche staatliche Denkmäler die »ungarisch-sowjetische Freundschaft«. Zu kommunistischer Zeit wurde offiziell kaum an die Menschen erinnert, die während des Krieges an der Front, in der Heimat und während des Völkermordes umgekommen waren. Orte des Gedenkens an den Holocaust existierten außerhalb von jüdischen Institutionen nicht; allein das 1932 eingeweihte Jüdische Museum Budapest wurde bereits 1947 wiedereröffnet. 1985 richtete die jüdische Gemeinde Budapest neben der großen, am Rande des ehemaligen Ghettos stehenden Synagoge einen »Raoul-Wallenberg-Gedenkpark« ein. 1987, in unmittelbarem Zusammenhang mit einer Reise des kommunistischen Staatschefs János Kádár (1912–1989) nach Schweden, entstand schließlich ein staatliches Denkmal für Wallenberg (*1912–?), der als schwedischer Gesandter Tausenden Budapester Juden das Leben rettete, 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht verschleppt wurde und seither verschollen ist. Dieses Denkmal markierte einen Wendepunkt nach einem jahrzehntelangen Verschweigen des Holocaust. Erst zur Jahrtausendwende entstanden in ganz Ungarn zahlreiche Holocaustdenkmäler und -gedenkstätten. Hierzu gehört das Denkmal »Schuhe am Donauufer« in Budapest, das am 16. April 2005 – dem 2000 eingeführten ungarischen Holocaustgedenktag – eingeweiht wurde. Es erinnert an die Ermordung von bis zu 20.000 Juden aus dem Budapester Ghetto im Januar 1945 durch »Pfeilkreuzler«, Angehörige einer rechtsradikalen Partei, die am 15. Oktober 1944 die Macht in Ungarn übernommen hatte. Ein nationales Holocaustmuseum wurde 2004 in der Hauptstadt eröffnet. Erinnerungszeichen für andere Opfer gibt es bislang allerdings kaum. Sinnbildhaft für den Umgang des postkommunistischen Ungarn mit seiner Vergangenheit im 20. Jahrhundert ist das viel diskutierte »Haus des Terrors«, das – 2002 im Zentrum Budapests eröffnet – die Geschichte »beider totalitärer Diktaturen« behandelt. Die Mitwirkung von Ungarn bei der Deportation ihrer jüdischen Mitbürger tritt dabei oft in den Hintergrund.

Erinnerung

Carl Lutz geriet nach dem Zweiten Weltkrieg für lange Zeit in Vergessenheit. In seiner Schweizer Heimat wurde er zunächst kühl empfangen. Ihm wurde vorgeworfen, er habe seine Kompetenzen als Diplomat überschritten. 1965 wurde er durch Yad Vashem als »Gerechter unter den Völkern« geehrt.
Das vom Bildhauer Tamás Szabó 1991 geschaffene Denkmal wurde in unmittelbarer Nähe eines der Eingänge zum ehemaligen Budapester Ghetto aufgestellt.
2005 richtete die Carl-Lutz-Stiftung, die die Aufrechterhaltung der Erinnerung an Carl Lutz' Rettungsaktionen zum Ziel hat, einen Gedenkraum im ehemaligen »Glaushaus« ein.

Öffnungszeiten

Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.

Kontakt

http://www.uveghaz.org

lutzalapitvany@yahoo.com

+36 (0)124 269 64

Dob utca 10.
1072 Budapest