Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Brester Festung zu einem der wichtigsten Erinnerungsorte der Sowjetunion. Seit den 1970er Jahren befindet sich am historischen Ort eine monumentale Gedenkstätte. Bis heute steht die Festung in Russland und Belarus für den heroischen Widerstand gegen die deutschen Angreifer in den ersten Tagen des »Großen Vaterländischen Krieges«.
Die Stadt Brest entstand im 11. Jahrhundert am Zusammenfluss von Bug und Muchawez. Unter Zar Nikolaus I. wurde sie jedoch in den 1830er Jahren zerstört und etwas weiter östlich neu errichtet. Grund dafür war der Bau einer mächtigen Befestigungsanlage, die die Grenze des Zarenreiches zu Kongresspolen sichern sollte.
Im August 1915, während des Ersten Weltkrieges, konnten deutsche und österreichisch-ungarische Truppen Stadt und Festung ohne Gegenwehr einnehmen, nachdem beide im Zuge des russischen Rückzugs aufgegeben und teilweise zerstört worden waren. Am 3. März 1918 wurde hier der Vertrag von Brest-Litowsk zwischen den Mittelmächten und Sowjetrussland unterzeichnet. Mit dem Frieden von Riga fielen Stadt und Festung 1921 an den neu gegründeten polnischen Staat.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die strategisch wichtige Festung zwischen dem 14. und 17. September 1939 von den Deutschen erobert. Gemäß dem Geheimen Zusatzprotokoll zum deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt übergaben die Deutschen am 22. September die Stadt Brest und die Festung an die Rote Armee. In der Stadt fand eine gemeinsame deutsch-sowjetische Militärparade statt. Nach der sowjetischen Besetzung Ostpolens lag die Festung nun direkt an der neuen deutsch-sowjetischen Grenze.
Als die Wehrmacht im Juni 1941 mit dem Unternehmen Barbarossa den Angriff auf die Sowjetunion begann, war die Brester Festung eines der ersten Ziele. Teile der sowjetischen Truppen leisteten jedoch erbitterten Widerstand, so dass die Festung erst nach wochenlangen schweren Kämpfen von der Wehrmacht vollständig eingenommen werden konnte. Am 28. Juli 1944 wurde Brest im Zuge der sowjetischen Sommeroffensive erneut von der Roten Armee eingenommen.
In der Schlacht um die Brester Festung im September 1939 wurden etwa 1.000 polnische Verteidiger getötet, verwundet oder gefangen genommen.
Die Zahl der Gefallenen in den Kämpfen im Juni 1941 übertraf die des Jahres 1939. Insgesamt wurden in den Kämpfen etwa 430 deutsche Angreifer getötet und etwa 660 verwundet. Dem standen etwa 2.000 gefallene sowjetische Verteidiger gegenüber. Außerdem gerieten etwa 6.800 Angehörige der Roten Armee in Gefangenschaft.
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Auch wenn die Zahlen von einer schnellen und eindeutigen Niederlage zeugten, entwickelten sowjetische Journalisten, Parteiideologen und Schriftsteller nach dem Krieg ein Heldennarrativ um die Festung Brest: Obwohl zahlenmäßig unterlegen und unzureichend mit Wasser, Lebensmitteln und Munition versorgt, hätten die sowjetischen Soldaten Gegenangriffe gestartet, unzählige Wehrmachtssoldaten getötet und den Angreifern wochenlang Widerstand geleistet.
Seit Mitte der 1950er Jahre hatten zunächst die Arbeiten des Journalisten und Schriftstellers Sergej Smirnow die Ereignisse in der gesamten Sowjetunion bekannt gemacht. Dabei wurde der Mythos des wochenlangen Kampfes und des Widerstandes bis zur völligen Erschöpfung bzw. bis zum Tod weiter popularisiert. Insbesondere das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen wurde in dieser Heldenlegende weitgehend ignoriert. Die sowjetische Führung machte sich den Brester Mythos zunutze und richtete bereits 1956 ein kleines Museum ein, das 1961 auf zehn Räume erweitert wurde. Zusammen mit anderen sogenannten Heldenstädten erhielt die Festung Brest am 8. Mai 1965 den Ehrentitel Heldenfestung.
Heute befindet sich auf dem Gelände der Festung Brest die monumentale Gedenkstätte »Brester Heldenfestung«, die im September 1971 eröffnet wurde. Sie umfasst eine Vielzahl von Denkmälern und Museen und ist Schauplatz vielfältiger Rituale, die das Gedenken lebendig halten. Von den einstigen Motiven des sowjetischen Narrativs sind vor allem Patriotismus und Militarismus geblieben. Zugleich weist die Erinnerung an den Angriff auf Brest bis heute blinde Flecken auf: So wird kaum über die jüdischen Opfer Brests gesprochen, die unter der deutschen Besatzung dem Holocaust zum Opfer fielen. Und auch das Thema der Kriegsgefangenen wird bis heute weitgehend ignoriert, obwohl dieses Schicksal den größten Teil der Verteidiger der Festung betraf.
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