Der Vorläufer des Belarussischen Staatlichen Museums des Großen Vaterländischen Krieges wurde bereits 1944 in Minsk eröffnet. Im Sommer 2014 bezog das Museum einen Neubau.
Das Territorium der heutigen Republik Belarus – einschließlich der zuvor polnischen Gebiete, die die Sowjetunion im September 1939 besetzte und anschließend eingliederte – war einer der blutigsten Schauplätze des Zweiten Weltkrieges sowie das Zentrum des sowjetischen Partisanenkrieges. Nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941 eroberte die Wehrmacht das Gebiet innerhalb von wenigen Wochen. Darauf folgte eines der brutalsten Besatzungsregime in Europa überhaupt: Das Land sollte komplett ausgeplündert werden, der Hungertod von Millionen Einwohnern – vor allem von Juden, Kriegsgefangenen und Stadtbewohnern – war erklärtes Ziel der Nationalsozialisten.
Trotz allgegenwärtigen Terrors gelang es den Besatzern nie, das Land vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen. Auf das Erstarken der Partisanen, die aus den nur schwer zugänglichen Wäldern und Sümpfen heraus operierten, antworteten sie mit beispiellosem Terror: Über 600 Dörfer in Belarus wurden vollständig vernichtet, nicht selten wurden dabei alle Einwohner ermordet. Insgesamt kam etwa ein Viertel der acht Millionen Einwohner des Landes während der Besatzung um.
Im Juni 1944 begann »Operation Bagration«, bei der die Rote Armee das inzwischen weitgehend zerstörte Gebiet bis Ende August 1944 vollständig zurückeroberte. Die Operation war kriegsentscheidend; die Wehrmacht konnte sich von ihren immens hohen Verlusten nicht mehr erholen und musste weniger als ein Jahr später kapitulieren.
Während der dreijährigen deutschen Besatzung von Belarus kamen etwa zwei Millionen Menschen um, mehr als ein Viertel der Bevölkerung des Landes. Unter den Opfern befanden sich etwa 230.000 Juden, die bei Massenerschießungen, in Lagern oder in Ghettos ermordet wurden. Das bekannteste Todeslager war Malyj Trostenez bei Minsk, in dem auch zehntausende Juden aus dem Deutschen Reich ermordet wurden.
Bei den Kampfhandlungen der Jahre 1941 und 1944 fielen Hunderttausende Soldaten auf beiden Seiten. Genaue Zahlen sind heute nicht mehr feststellbar.
Nach dem Krieg vertrieben die sowjetischen Behörden mehr als 100.000 Polen vom Gebiet der Weißrussischen Sozialistischen Sowjetrepublik.
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Die Entscheidung, ein »Museum der Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges« zu gründen, fällte die kommunistische Partei bereits 1943, noch bevor die Rote Armee mit der Zurückeroberung von Belarus überhaupt begann. Soldaten und Partisanen wurden aufgefordert, Material wie Dokumente und Waffen für eine spätere Verwendung im Museum aufzubewahren. Im September 1944, wenige Monate nach der Befreiung von Minsk wurde das Museum im Zentrum der damals völlig verwüsteten Stadt eröffnet. 1966 zog das Museum in ein anderes Gebäude um, in dem es bis 2014 blieb.
2010 entschied die Regierung in Minsk, für das Museum einen sehr großzügig angelegten Neubau bereitzustellen. Das Museum sollte das wichtigste erinnerungspolitische Projekt des Landes werden. Entstanden ist ein Areal mit einer Ausstellungsfläche von mehr als 4.000 Quadratmetern; auf dem Außengelände sind zahlreiche Waffen aus dem Zweiten Weltkrieg sowie mehrere Denkmäler aufgestellt. Der Eingang befindet sich hinter einem 45 Meter hohen, bereits 1985 aufgestellten Obelisken zu Ehren der »Heldenstadt Minsk«.
In der Ausstellung dominiert eine heroische, bereits zu sowjetischen Zeiten vorherrschende Sichtweise auf den »Großen Vaterländischen Krieg«, der nach sowjetischer Lesart mit dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion begann – die Einverleibung Ostpolens im September 1939 durch die UdSSR bleibt unerwähnt. Das Leid der Zivilbevölkerung, die Lager und die Verschleppung Hunderttausender zur Zwangsarbeit werden nur am Rande thematisiert, während lediglich eine kleine Installation an die hunderttausenden Juden aus Ostpolen, Belarus und anderen europäischen Ländern erinnert, die durch die deutschen Besatzer auf dem Gebiet des heutigen Belarus ermordet wurden. Stattdessen stehen die Triumphe der Roten Armee, die Kriegsführung der Partisanen und die Erinnerung an sowjetische Kriegshelden im Vordergrund.
Dauerausstellung, Führungen, Workshops, Archiv, individuelle Beratung, ausleihbare Ausstellung
dienstags sowie donnerstags bis samstags 10.00 bis 18.00
mittwochs und sonntags 11.00 bis 19.00
montags und an nationalen Feiertagen geschlossen
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