»Auf Wache« – Bereitschaftsdenkmal

»På Vakt« – Minnessten över beredskapen


Im Zweiten Weltkrieg war Schweden offiziell neutral. Dennoch bereitete sich das Land intensiv auf den Ernstfall vor. Diese Zeit wird in Schweden als »beredskapstiden« (deutsch: Bereitschaftszeit) bezeichnet. Im Jahr 1959 wurde auf einem Feld südlich des Stadtzentrums von Malmö ein Gedenkstein eingeweiht, der an die Anstrengungen während der Bereitschaftszeit erinnert.

Geschichte

Trotz der Neutralität des Landes war die schwedische Bevölkerung vom Zweiten Weltkrieg direkt betroffen. Nach einer Phase der Abrüstung in der Zwischenkriegszeit begann die Regierung ab 1936 mit der Wiederaufrüstung. Innerhalb weniger Jahre verzehnfachten sich daher die Militärausgaben. Ab 1938 wurde zudem damit begonnen, Vorkehrungen gegen mögliche Luftangriffe zu treffen. Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges intensivierten sich die Vorkehrungen weiter. Bereits am 2. Dezember 1939 beschloss die schwedische Regierung eine Mobilisierung für das Militär, um für den Ernstfall gerüstet zu sein. Insgesamt wurden so im Laufe der Kriegsjahre mehrere hunderttausend Schweden mobilisiert.

Durch die von den Deutschen im Zuge des Überfalls auf Dänemark und Norwegen am 9. April 1940 errichtete Minensperre im Skagerrak war Schweden außerdem stark vom Außenhandel abgeschnitten. Im Herbst 1940 konnte Schweden zwar mit Großbritannien und Deutschland eine Einigung darüber erzielen, dass zumindest vier Schiffe pro Monat in jede Richtung die Sperre passieren durften. Allerdings war Schweden in der Folge trotzdem dazu gezwungen, Rohstoffe und Lebensmittel zu rationieren.

Opfergruppen

Aufgrund der Neutralität Schwedens im Zweiten Weltkrieg gab es keine direkten Kriegsopfer in Schweden. Schätzungen zufolge kamen jedoch etwa 2.000 schwedische Seeleute während des Krieges ums Leben.

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Schweden blieb im Zweiten Weltkrieg offiziell neutral. Im Gegensatz zu den ebenfalls neutralen Nachbarländern Dänemark und Norwegen wurde es nicht von deutschen Truppen besetzt. Dies lag nicht zuletzt daran, dass Schweden Deutschland mit wichtigem Eisenerz belieferte und auch in anderen Bereichen mit den Nationalsozialisten kooperierte. Im Sommer 1940 schlossen die beiden Länder ein Abkommen, das den Transit von Gütern und Wehrmachtssoldaten auf schwedischen Schienen erlaubte. Im Zuge der sogenannten Mittsommerkrise 1941 genehmigte die schwedische Regierung den Transit der 163. Infanterie-Division der Wehrmacht von Norwegen an die Front in Finnland. Auf der anderen Seite war Schweden im Zweiten Weltkrieg Zufluchtsort für rund 180.000 Flüchtlinge, vor allem aus Finnland, Norwegen, Estland, Dänemark und Deutschland selbst. Auch mehrere Tausend Juden konnten durch den Einsatz schwedischer Amtsträger gerettet werden. Im Oktober 1943 nahm Schweden 7.220 Juden und 686 nichtjüdische Familienangehörige aus Dänemark auf, die in einer dramatischen Rettungsaktion auf dem Seeweg evakuiert worden waren. Diese Aktion rettete fast allen dänischen Juden das Leben. Außerdem konnte etwa ein Drittel der Juden aus Norwegen Ende 1942 nach Schweden fliehen. Der schwedische Diplomat Raoul Wallenberg (1912–?) versorgte ungarische Juden mit schwedischen Dokumenten in Budapest und half somit, viele von ihnen vor dem Tod zu bewahren. Wallenberg selbst wurde kurz nach dem Einmarsch der Roten Armee in Budapest vom sowjetischen Geheimdienst NKWD verhaftet und in die Sowjetunion verschleppt, wo er unter bis heute ungeklärten Umständen vermutlich bereits 1947 starb. Unter der Leitung des Vizepräsidenten des Schwedischen Roten Kreuzes, Graf Folke Bernadotte (1895–1948), gelang es zudem ab März 1945, etwa 15.000 vor allem aus Norwegen und Dänemark stammende KZ-Häftlinge in der Aktion »Weiße Busse« nach Skandinavien zu evakuieren. Mit der Kriegswende schränkte Schweden ab 1943 den deutschen Transit ein und unterstützte zunehmend die Alliierten. Die Erinnerung an den Holocaust konzentrierte sich in der Nachkriegszeit vor allem auf die persönlichen Schicksale der nach Schweden gekommenen Flüchtlinge, wobei oft die schwedischen Rettungsaktionen im Mittelpunkt standen. Eine Auseinandersetzung mit der Kollaboration mit den Nationalsozialisten fand nur vereinzelt statt. Erst in den 1980er Jahren begann eine differenziertere Aufarbeitung der eigenen Verantwortung. Das 2023 in Stockholm eröffnete Schwedische Holocaust-Museum ist das erste Museum des Landes, das dem Holocaust gewidmet ist.

Erinnerung

Der Gedenkstein im Malmöer Stadtteil Ribersborg wurde vom Luftverteidigungskorps Schonen in Auftrag gegeben und 1959 errichtet. Er soll an die Anstrengungen und Opfer der schwedischen Bevölkerung während der Bereitschaftszeit erinnern. Die Inschrift des Denkmals lautet »På Vakt 1939-1945« (Auf Wache 1939-1945). Der Entwurf für den Gedenkstein, der sich heute im Besitz der Stadt Malmö befindet, stammt von dem schwedischen Künstler Jonas Fröding (1905–1959).

Das Bereitschaftsdenkmal in Malmö steht sinnbildlich für den frühen Umgang mit den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs in Schweden. Zwar gab es in der Nachkriegszeit einen durchaus kritischen Umgang mit bestimmten Entscheidungen der schwedischen Regierung, eine wirkliche Aufarbeitung setzte jedoch erst in den 1990er Jahren ein. So wird heute die Kollaboration mit den Nationalsozialisten, etwa durch Eisenerzexporte nach Deutschland, verstärkt thematisiert. Die in den letzten drei Jahrzehnten entstandenen Institutionen wie das Schwedische Holocaust-Museum zeugen von diesem Wandel in der schwedischen Erinnerungskultur.

Kontakt

Ribersborgs Hundrastplats
217 59 Malmö, Schweden