Jüdisches Museum Belgien

Musée Juif de Belgique


Seit 1990 stellt das Jüdische Museum in Brüssel die Geschichte der Juden in Belgien vor.

Geschichte

Schriftliche Quellen beweisen die Anwesenheit von Juden auf dem Gebiet des heutigen Belgiens seit dem 13. Jahrhundert, aber es ist zu vermuten, dass die ersten Juden bereits am Anfang des ersten Jahrtausends zusammen mit den Römern auftauchten. Trotz wiederholter Perioden von Verfolgung und Vertreibung im Mittelalter überlebte eine kleine jüdische Gemeinde. Viele aus Spanien und Portugal vertriebene Juden siedelten Anfang des 16. Jahrhunderts hier an. Unter der Herrschaft Habsburgs ab 1713 und dann als Bürger Frankreichs ab 1795 genossen die Juden mehr Rechte. Nachdem 1830 der Staat Belgien entstanden war, gewährte die liberale Verfassung von 1831 die Bekenntnisfreiheit. Die kleine jüdische Gemeinde wuchs um die Jahrhundertwende dank der massiven Einwanderung von Juden aus Osteuropa stark an. In den 1930er Jahren kamen viele Juden aus Polen, Deutschland, Österreich und Rumänien nach Belgien, vor allem als Flüchtlinge. Als 1940 die deutsche Wehrmacht in Belgien einmarschierte, befanden sich ungefähr 55.000 Juden im Königreich, von denen nur etwa sechs Prozent die belgische Staatsangehörigkeit besaßen. Da die belgischen Behörden sich nur selten für die ausländischen Juden bei der deutschen Verwaltung einsetzten, wurden diese durch die antijüdischen Maßnahmen härter getroffen und in größerem Ausmaß deportiert und ermordet, als die Juden mit belgischer Staatsangehörigkeit. Ab September 1943 wurden auch belgische Juden nach Auschwitz-Birkenau verschleppt. Viele konnten sich jedoch mit Hilfe der Bevölkerung und der Widerstandsbewegung verstecken. Nur 23 Prozent der Juden belgischer Staatsangehörigkeit wurden deportiert, wohingegen fast die Hälfte der in Belgien lebenden ausländischen Juden verschleppt wurden. Insgesamt 25.124 Juden wurden aus Belgien deportiert. Weniger als fünf Prozent von ihnen überlebten. Nach dem Krieg musste sich die jüdische Gemeinde von neuem aufbauen. Heute leben etwa 40.000 Juden in Belgien.

Opfergruppen

Das Museum erinnert an die Rolle, die Juden in Geschichte und Kultur Belgiens seit Jahrhunderten spielen, und erinnert an die Opfer der Judenverfolgung während des Zweiten Weltkrieges.

Erfahre mehr über Belgien

Das neutrale Belgien wurde im Mai 1940 angegriffen und stand fortan unter deutscher Militärverwaltung. Das deutschsprachige Gebiet um Eupen-Malmedy im Osten Belgiens wurde Teil des Deutschen Reiches. Damals lebten etwa 90.000 Juden im Land, darunter viele Flüchtlinge. Im Oktober 1940 wurden die ersten antijüdischen Verordnungen erlassen. Die Verfolgungs- und Beraubungspolitik der Besatzungsmacht mündete 1942 in die Vorbereitung systematischer Deportationen. Nachdem nur wenige Juden den Aufrufen zu angeblichen Zwangsarbeitseinsätzen folgten, führte der SS- und Polizeiapparat Razzien durch. Nach einem Aufenthalt im Zwischenlager Mechelen wurden die Verhafteten in das Vernichtungslager Auschwitz verschleppt und dort sofort ermordet. Insgesamt fielen etwa 25.000 Juden und mehr als 350 Roma aus Belgien den Deportationen zum Opfer. Die Festung Breendonk bei Antwerpen diente ab September 1940 als Gefängnis, Auffang- und Durchgangslager, von wo vor allem politische Gegner der nationalsozialistischen Besatzer in deutsche Konzentrationslager transportiert wurden. Ende 1944 kam es im Rahmen der Ardennenoffensive im Südosten des Landes – in Lüttich und der Gegend um Malmedy – zu weitreichenden Zerstörungen mit zahlreichen zivilen Opfern, als deutsche Truppen erfolglos versuchten, die bereits bis Aachen vorgerückten Alliierten aufzuhalten. Etwa 90.000 Belgier wurden Opfer von Krieg und Besatzung. Die Mehrzahl der jüdischen Bevölkerung konnte dank der Hilfe nichtjüdischer Belgier überleben. Die belgische Gedenkkultur war und ist – entsprechend der politischen Struktur des Landes – mehrfach gespalten: Im französischsprachigen, wallonischen Landesteil ging lange eine verbreitete Überbewertung des Widerstandes mit der einseitigen Wahrnehmung Flanderns als »schwarz«. Dort wiederum beschönigten viele die Zusammenarbeit mit den deutschen Besatzern als Kampf für die vom belgischen Staat verfolgte flämische Nation. Die Verfolgung der Juden wurde verdrängt, ein Gedenken lediglich von der jüdischen Gemeinschaft aufrechterhalten. Seit den 1980er Jahren setzten sich an belgischen Gedenkorten jene Darstellungen durch, die nicht nur die flämische, sondern auch die wallonische Kollaboration zeigten und sowohl Widerstand als auch Unterdrückung zum Thema machten. Bei der Eröffnung des jüdischen Deportations- und Widerstandsmuseums im flandrischen Mechelen im Jahr 1995 wurde deutlich, dass die von jüdischen und nichtjüdischen Belgiern geteilte Lagererfahrung eine Brücke zwischen den unterschiedlichen Erinnerungen schafft. Die gleichberechtigte Existenz verschiedener Gedenkstätten wie zum Beispiel der Stätte des nationalen Widerstands in Breendonk und des Museums in Mechelen scheint inzwischen selbstverständlich zu sein.

Erinnerung

Auf Initiative des 1982 gegründeten gemeinnützigen Vereins »Pro Museo Judaico« wurde 1990 das Jüdische Museum Belgien eröffnet. Im Mai 2004 wurde das Museum mit einer vergrößerten Dauerausstellung im historischen Viertel Brüssels neu eröffnet. Die belgische Regierung stellte der jüdischen Gemeinde ein Gebäude zur Verfügung, das früher als deutschsprachige Schule und später als Lagerhaus für das Musikinstrumentenmuseum diente.

Angebote

Dauerausstellung, Sonderausstellungen, kulturelle Veranstaltungen, Führungen und Workshops, Bibliothek, Archiv




Öffnungszeiten

Freitags 10.00 bis 17.00
Samstags und sonntags 10.00 bis 18.00
Montag bis Donnerstag geschlossen.

Kontakt

https://www.mjb-jmb.org/

info@mjb-jmb.org

+32 (0)251 219 63

21 rue des Minimes
1000 Bruxelles