Haus der Ghettokämpfer

בית לוחמי הגטאות


In einem von ehemaligen jüdischen Widerstandskämpfern gegründeten Kibbuz wurde 1952 das erste Holocaustmuseum überhaupt eröffnet.

Geschichte

Genau sechs Jahre nach Beginn des Aufstands im Warschauer Ghetto, im April 1949, gründeten Überlebende den Kibbuz Lohamei Haghetaot (deutsh: Ghettokämpfer). Er befindet sich in der Nähe der Stadt Akko in Westgaliläa, einem Gebiet, das israelische Streitkräfte unmittelbar vor der Staatsgründung 1948 eroberten. Viele der Gründungsmitglieder hatten aktiv am Warschauer Ghettoaufstand teilgenommen, unter ihnen Jitzchak Zuckerman, ehemaliger stellvertretender Kommandant der Aufständischen. Andere hatten als Partisanen gekämpft.
Bei der Gründung des Kibbuz wurde auch der Grundstein für das Haus der Ghettokämpfer (hebräisch: Beit Lohamei Haghetaot) gelegt. Es war das erste Museum im Gedenken an die Opfer des Holocaust überhaupt.

Opfergruppen

Neben dem Andenken an die Opfer des Holocaust ist das Museum vor allem den Ghettokämpfern und den jüdischen Widerstandskämpfern gewidmet.

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Der Staat Israel wurde 1948 gegründet, knapp drei Jahre nach der Befreiung der letzten Häftlinge aus dem nationalsozialistischen Lagersystem. Viele, doch bei weitem nicht die Mehrheit der Holocaustüberlebenden, wählten den jüdischen Staat als ihre neue Heimstätte. Von Anfang an spielte die Erinnerung an den Holocaust eine zentrale Rolle für die Identitätsbildung der jungen Nation. Dabei entwickelte sich diese Erinnerungskultur keineswegs einheitlich: Sie war und ist ständigen Veränderungen unterworfen. Für den Zionismus, die tragende Ideologie der Staatsgründergeneration, war die Erfahrung der systematischen Ermordung der europäischen Juden Mahnung und Rechtfertigung zugleich: Der jüdische Staat sollte genau deswegen entstehen, damit Juden endlich in Sicherheit und unbehelligt von Antisemitismus leben konnten. Der Umgang mit den Überlebenden, die 1951 etwa ein Viertel der Bevölkerung ausmachten, gestaltete sich schwierig. In den 1950er Jahren herrschte vor allem Sprachlosigkeit. Zugleich warf das Thema quälende Fragen auf: Während ein Teil der Überlebenden Scham empfand, hatten viele Juden, die bereits vor dem Krieg nach Palästina gekommen waren, ein ambivalentes Verhältnis zu ihnen: Die vermeintlich passive Opferrolle passte kaum zum zionistischen Idealbild des starken und wehrhaften »neuen Juden«. So lässt sich erklären, dass für lange Zeit beim offiziellen Geschichtsbild nicht so sehr die individuellen Geschichten der Opfer, sondern vielmehr die Kämpfer der Ghettoaufstände im Mittelpunkt standen. Ein gutes Beispiel dafür ist das 1949 von Überlebenden gegründete »Haus der Ghettokämpfer«, die erste Holocaustgedenkstätte überhaupt. Einen Wendepunkt markierte der Prozess gegen Adolf Eichmann 1961 – ein Ereignis, das die israelische Öffentlichkeit monatelang in seinem Bann hielt. Viele Überlebende berichteten zum ersten Mal öffentlich über ihr Schicksal. Von der politischen Spitze durchaus gewollt, führte der Prozess dazu, dass die Erinnerung an den Holocaust zentraler Bestandteil der Identität aller Israelis wurde. Auch jene nahmen den Holocaust nun als Teil ihrer eigenen Geschichte an, die ihn selbst nicht miterlebt haben. Je mehr sich jedoch Israels Gesellschaft wandelte, desto mehr differenzierte sich auch die Erinnerung an den Holocaust. Durch den zunehmenden zeitlichen Abstand und die sich wandelnde Kultur änderte sich auch die Erinnerung: War früher die Betonung der Zahl der »sechs Millionen« zentral, nahm die Erinnerung individuellere Formen an. Die Opfer wurden nicht mehr als Masse, sondern als einzelne Menschen mit Namen wahrgenommen. Auch ihre individuellen Geschichten und ihre sozialen, religiösen und kulturellen Hintergründe rückten in den Vordergrund. Es entstanden unzählige Formen des Gedenkens. Allein der 1951 eingeführte offizielle Holocaustgedenktag, der »Yom HaShoa«, wird heute ganz unterschiedlich begangen. Um zehn Uhr morgens steht für zwei Minuten das ganze Land still; tagsüber finden an öffentlichen Plätzen sowie in Schulen, Synagogen und in den Familien unzählige, sehr verschiedene, Veranstaltungen statt. Ein anderes anschauliches Beispiel für die Vielfalt der israelischen Erinnerungskultur ist die Entwicklung der staatlichen Holocaustgedenkstätte Yad Vashem über die Jahrzehnte hinweg. Hier lassen sich an einem Ort verschiedenste Arten des Umgangs mit der Erinnerung beobachten – von monumentaler Denkmalkultur über stille Gedenkräume bis hin zu sehr persönlichen Darstellungen von individuellen Schicksalen.

Erinnerung

Die Gedenkstätte ist über die Jahrzehnte gewachsen und umfasst mehrere Teile. Als erstes eröffnete 1952 das Museum des Holocaust und des jüdischen Widerstandes. Es ist nach Jitzchak Katznelson benannt, einem 1944 in Auschwitz ermordeten Dichter und Teilnehmer des Aufstands im Warschauer Ghetto. Der eigentliche Museumsbau entstand in den 1950er Jahren oberhalb eines Amphitheaters aus römischer Zeit; die moderne Architektur diente später als Vorbild beim Bau der Knesset, des israelischen Parlaments. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen jüdisches Leben in Europa – vor allem in Osteuropa – vor dem Zweiten Weltkrieg, die Geschichte des Holocaust und die vielen Formen des jüdischen Widerstands. Sie beschäftigt sich eingehend mit der Geschichte des Aufstands im Warschauer Ghetto. Das Museum stellt auch Kunst über den Holocaust und aus der Zeit der Verfolgung aus. Auf der oberen Etage befindet sich eine Ausstellung über den 1961 begonnenen Prozess gegen Adolf Eichmann; dort ist auch der Glaskäfig ausgestellt, in dem der Angeklagte saß.
1995 wurde das Kindermuseum Yad LaYeled eröffnet, das sich an Besucher im Alter von 10 bis 14 Jahren richtet. Ihnen soll das Schicksal der etwa 1,5 Millionen ermordeten jüdischen Kinder vor allem anhand von Zeugnissen einzelner Opfer nahegebracht werden.
Ebenfalls 1995 wurde das Zentrum für humanistische Erziehung gegründet, das mehrtägige Seminare und Tagungen ermöglicht – das Haus der Ghettokämpfer sieht sich vor allem als Ort des Lernens und der Begegnung.

Angebote

Museum, Bibliothek, Archiv, Kindermuseum, Tagungen, Seminare, pädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen

Öffnungszeiten

Sonntags bis donnerstags 9.00 bis 16.00.
Samstags und an jüdischen Feiertagen geschlossen.

Kontakt

http://www.gfh.org.il/

info@gfh.org.il

+972 (0)4 995 8080