Erinnerung an das Lager Crveni Krst in Niš

Музеј логора Црвени крст


In der südserbischen Stadt Niš ruft ein Museum am historischen Ort das Konzentrationslager Crveni Krst in Erinnerung, das zwischen 1941 und 1944 bestand. Auf der ehemaligen Hinrichtungsstätte des Lagers, dem nahegelegenen Hügel Bubanj, befindet sich seit 1963 ein Gedenkpark. Er wird von einem monumentalen Denkmal beherrscht.

Geschichte

Niš ist die drittgrößte Stadt Serbiens und liegt im Süden des Landes, in der Nähe der bulgarischen und rumänischen Grenze. Die Stadt hatte 1931 etwas mehr als 35.000 Einwohner, davon waren einige Hundert Juden. Die Zahl der Juden stieg bis 1941 auf etwa 970 an, unter den Neuankömmlingen waren viele Flüchtlinge aus Deutschland, Österreich und Polen. Deutsche Truppen besetzten Serbien im April 1941. Noch im Herbst richteten die deutschen Besatzer ein Lager im Stadtteil Crveni Krst (deutsch: Rotes Kreuz) auf dem Gelände eines 1930 erbauten Militärdepots ein. Im Lager von Niš wurden Kriegsgefangene, Juden, Roma, Geiseln und Partisanen inhaftiert sowie Bürger, die im Verdacht standen, mit Partisanen zusammenzuarbeiten. Bei einem Ausbruch am 12. Februar 1942 konnten etwa 174 Häftlinge fliehen, 105 von ihnen überlebten die Flucht. Die geflohenen Häftlinge gehörten kommunistischen Partisanengruppen an. Als Reaktion auf den Ausbruch begannen SS- und Polizeieinheiten im Februar 1942 mit Erschießungen von Gefangenen auf dem nahe gelegenen Hügel Bubanj. Allein im Februar wurden etwa 850 Häftlinge erschossen, unter ihnen alle jüdischen Männer des Lagers und viele Roma. Viele der in Crveni Krst gefangenen wurden später in andere Lager überstellt, wie Mauthausen, Ravensbrück und Auschwitz. Die jüdischen Frauen und Kinder wurden im Frühjahr 1942 in das Lager Sajmište (auch: Judenlager Semlin) bei Belgrad verschleppt und dort in Gaswagen ermordet.

Opfergruppen

Die genaue Zahl der Menschen, die im Lager Crveni Krst in Niš inhaftiert waren ist nicht bekannt. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 30.000 Häftlinge von 1941 bis 1944 das Lager durchlaufen haben. Etwa 237 der in Crveni Krst inhaftierten Roma kamen ums Leben.
Auf dem Hügel Bubanj wurden vermutlich bis zu 2.000 Häftlinge erschossen, manche Berichte sprechen sogar von 10.000 oder 12.000 Todesopfern. Unter den Opfern waren zahlreiche Juden.

Erfahre mehr über Serbien

Nach dem Ersten Weltkrieg ging das Königreich Serbien im gemeinsamen Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen auf, das 1929 von Alexander I. (1888–1934) aus der serbischen Königsfamilie Karađorđević in eine – meist von serbischen Offizieren gestützte – Diktatur umgewandelt wurde und den Namen Jugoslawien erhielt. Im April 1941 wurde dieser Staat von deutschen Truppen und ihren italienischen, ungarischen und bulgarischen Verbündeten erobert und in einzelne annektierte, besetzte und scheinsouveräne Gebiete zerschlagen. Die serbische Batschka fiel an Ungarn und Südserbien an Bulgarien, während die übrigen serbischen Landesteile unter deutsche Besatzung gerieten. Der Widerstand wurde von der Kommunistischen Partei Jugoslawiens (Partisanen) und von königstreuen serbischen Milizen (Tschetniks) unter General Dragoljub Mihailović (1893–1946) getragen; beide Gruppen bekämpften sich auch gegenseitig. Ab Herbst 1941 weitete die deutsche Militärverwaltung ihren Kampf gegen den Untergrund zu einem regelrechten Krieg gegen die Zivilbevölkerung aus. Für jeden getöteten deutschen Soldaten sollten hundert, für jeden verwundeten fünfzig Serben ermordet werden. Binnen weniger Wochen erschossen Angehörige der Wehrmacht als »Vergeltung« nahezu alle jüdischen Männer und Tausende männliche Roma. Auch der kommunistische Widerstand in Serbien wurde zerschlagen oder vertrieben, so dass sich fortan die Tschetniks allein gegen die Fremdherrschaft zur Wehr setzten. Im Oktober 1944 marschierten die Rote Armee und in deren Windschatten Einheiten der »Volksbefreiungsarmee« unter Führung von Marschall Josip Broz Tito (1892–1980) in Serbien ein. Das Gebiet wurde eine von sechs Teilrepubliken im neuen Bundesstaat Jugoslawien. Tito wurde kommunistischer Staatschef und ließ Zehntausende früherer Gegner und Zivilisten – darunter Tschetniks – verfolgen und ermorden. Die staatliche Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg wurde vom Partisanenkampf geprägt; überall entstanden entsprechende Denkmäler, ebenso an Orten von Massenerschießungen von Zivilisten wie Kragujevac. Zugleich nutzte Tito dieses Gedenken, um Gegensätze zwischen den einzelnen Völkern Jugoslawiens, zwischen verschiedenen Formen des Widerstands, des Terrors und der Kollaboration zu überdecken. Die Erinnerung an die Opfer des Holocaust und des Massenmordes an Roma weist immer noch Lücken auf. Nach dem Tod Titos, besonders von 1989 bis 2000 unter Präsident Slobodan Milošević (1941–2006), wandte sich die Erinnerung in Serbien vom »Kroaten« Tito ab; ihm und seinen kommunistischen Partisanen gewidmete Denkmäler wurden abgeräumt, Straßen umbenannt. Statt dessen erlebten die seit 1944/45 geächteten königstreuen Tschetniks und ihr Anführer Mihailović eine starke Aufwertung. Noch während der Auflösung Jugoslawiens begann die serbisch dominierte Jugoslawische Volksarmee im Sommer 1991 einen Krieg gegen Kroatien, der bis Ende 1995 andauerte. Dabei wurde auch die dortige Gedenkstätte Jasenovac durch serbische Einheiten besetzt und stark beschädigt, das Museum geplündert. Im Januar 2009 fand das erste von Serben organisierte Seminar zur Geschichte des Holocaust statt. Diese Veranstaltung stand im Zusammenhang mit einer Feier, bei der Christen und Juden des Massakers an mindestens 3.775 Juden, Roma und Serben Ende Januar 1942 durch ungarische Einheiten in Neusatz (Novi Sad) gedachten. Der wichtigste authentische Ort des Holocaust in Serbien ist das ehemalige Messegelände Sajmište in Belgrad, wo 1942 bis zu 7.500 Juden mit Motorabgasen ermordet worden waren und später das »Anhaltelager Semlin« stand. 2020 beschloss das serbische Parlament, auf dem verfallenden Gelände eine angemessene Gedenkstätte einzurichten.

Erinnerung

Nach der Befreiung des Lagers blieben Gelände und Gebäude unverändert. Am 12. Februar 1967, dem 25. Jahrestag des Häftlingsausbruchs, wurde das ehemalige Lager als Museum eröffnet.
An der Erschießungsstätte, auf dem Hügel Bubanj wenige Kilometer vom Lagergelände entfernt, wurden 1963 drei Plastiken des Künstlers Ivan Sabolić errichtet. Die hohen Betonsäulen stellen geballte Fäuste dar und symbolisieren damit den Widerstand der Partisanen.

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Kontakt

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Bulevar 12. februar
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