Denkmal für die Opfer des Ghettos Bendzin

Pomnik dla ofiar getta w Będzinie


In Bendzin (polnisch: Będzin) erinnern mehrere Gedenkzeichen an die etwa 25.000 ermordeten Juden aus der Stadt und ihrer Umgebung.

Geschichte

Bendzin (polnisch: Będzin) ist eine Industriestadt in Oberschlesien etwa 10 km von Kattowitz (polnisch: Katowice) entfernt. Vor dem Ersten Weltkrieg gehörte die Stadt zum Russischen Zarenreich und lag direkt an der Grenze sowohl zum Deutschen Kaiserreich als auch zu Österreich-Ungarn.
Die Geschichte der Juden in Bendzin reicht bis ins Mittelalter zurück. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts lebten 2.240 Juden in der Stadt, mehr als zwei Drittel der Bevölkerung. In dieser Zeit blühte die Stadt wirtschaftlich auf, vor allem dank dem Bergbau und der Stahlindustrie. Vom Aufschwung profitierte auch die jüdische Gemeinde, 1894 wurde eine neue Synagoge aus Stein eingeweiht.
Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte Bendzin zu Polen. Beim Ausbruch des Zweiten Weltkrieges waren über 40 Prozent der etwa 50.000 Einwohner Juden. Die deutsche Wehrmacht besetzte die Stadt bereits am 4. September 1939. Oberschlesien wurde wenig später dem Reich angegliedert. Bereits in den ersten Tagen deutscher Herrschaft wurden zahlreiche Juden ermordet, etwa unter dem Vorwand, sie würden Spekulation betreiben. Am 8. September zündeten die Deutschen ohne Vorwarnung die Synagoge und Teile des jüdischen Viertels an. Hunderte starben in den Flammen. Anfang 1940 wurde ein Ghetto eingerichtet. In den folgenden Monaten wurden immer wieder Juden zur Zwangsarbeit an anderen Orten in Oberschlesien verschleppt.
Ab Mai 1942 begannen die deutschen Behörden damit, Juden aus Oberschlesien in das nur 30 km von Bendzin entfernte Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau zu deportieren. Allein am 12. August 1942 wurden 5.000 Juden aus Bendzin in den Tod geschickt. Bis Sommer 1943 wurden die meisten Juden aus dem Ghetto deportiert, es blieben fast nur noch arbeitsfähige Männer dort. Es entstand eine Untergrundbewegung. Als die Deutschen am 31. Juli begannen, das Ghetto aufzulösen, leisteten einige bis zum 8. August Widerstand. Die letzten Einwohner des Ghettos, etwa 1.000 Juden, wurden im Januar 1944 nach Auschwitz verschleppt.

Opfergruppen

Etwa 30.000 Juden aus Bendzin und Umgebung wurden gezwungen, im Ghetto Bendzin zu leben. Mehr als 25.000 von ihnen wurden ermordet, die meisten im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.

Erfahre mehr über Polen

Mit dem Angriff auf Polen und der Besetzung des Landes durch deutsche Truppen im Westen und durch die Rote Armee im Osten begann im September 1939 der Zweite Weltkrieg. Unmittelbar nach dem Einmarsch setzten in beiden Teilungsgebieten Verfolgung und Terror ein. Deutsche Verbände verübten Massaker an Angehörigen der geistigen Eliten, jüdischen und nichtjüdischen Zivilisten sowie Patienten. Ab Ende 1939 errichtete die deutsche Verwaltung Ghettos, in denen die jüdische Bevölkerung unter elenden Bedingungen zusammengedrängt wurde. 1941, nach dem Angriff auf die Sowjetunion, geriet auch Ostpolen unter deutsche Herrschaft. SS-Einsatzgruppen ermordeten zunächst systematisch jüdische Männer, später auch Frauen und Kinder. Im Herbst 1941 begannen lokale deutsche Dienststellen im früheren Westpolen mit der Vorbereitung von Massentötungen jüdischer Ghettohäftlinge durch Giftgas. Bis 1945 wurden etwa drei Millionen polnische Juden in den Vernichtungsstätten Kulmhof, Belzec, Treblinka und Sobibor, in Majdanek und Auschwitz ermordet, verhungerten in den Ghettos oder wurden erschossen. 1943 erhoben sich die jüdischen Bewohner des Warschauer Ghettos zu einem Aufstand, den die SS blutig niederschlug. Polnische Soldaten kämpften auf Seiten der Alliierten an allen Fronten des Weltkriegs. Partisanengruppen, darunter die patriotische »Armia Krajowa« (Heimatarmee), bildeten die größte Widerstandsbewegung im besetzten Europa. Am 1. August 1944 begann der Warschauer Aufstand, die umfangreichste Erhebung von Zivilisten gegen die Deutschen im besetzten Europa. Er scheiterte, auch weil die Rote Armee – bereits am anderen Weichselufer stehend – nicht eingriff. Die Zahl der Toten wird auf bis zu 250.000 geschätzt. Insgesamt kamen etwa drei Millionen nichtjüdische Polen unter deutscher Besatzung gewaltsam zu Tode. Nachdem die Rote Armee bereits im Januar 1944 (ost-)polnischen Boden erreicht hatte, wurden die Truppen der Armia Krajowa vom sowjetischen Geheimdienst entwaffnet, ihre Offiziere erschossen oder verschleppt. Die Millionen Toten der Besatzungszeit, die dauerhafte Annexion Ostpolens durch die Sowjetunion, die Eingliederung ostdeutscher Gebiete und der daraus resultierende Bevölkerungsaustausch verursachten in Polen ein schweres politisches und gesellschaftliches Trauma. In der Erinnerungskultur stand das Gedenken an die Ermordung der europäischen Juden in deutschen Vernichtungslagern auf polnischem Boden zunächst im Hintergrund. So galt Auschwitz – im Ausland längst zum Symbol des Holocaust geworden – über Jahrzehnte vor allem als »Ort polnischen Martyriums«. Veränderungen gibt es allerdings seit Beginn des 21. Jahrhunderts. Dazu mögen auch die heftigen Debatten um den ostpolnischen Ort Jedwabne beigetragen haben. Das Massaker an etwa 340 Juden am 10. Juli 1941, das bis dahin »Gestapo und Hitler-Polizei« zugeschrieben worden war, hatten polnische »Nachbarn« ohne deutschen Zwang verübt. Die Diskussionen im In- und Ausland um eine polnische Mittäterschaft führten 2001 dazu, dass sich Staatspräsident Aleksander Kwaśniewski (*1954) bei den Opfern entschuldigte. Forderungen von Fachleuten, etwa aus dem Institut des Nationalen Gedenkens, sich den schwierigsten Kapiteln der Vergangenheit zu stellen, wurden lauter. Zu diesen zählen auch antijüdische Pogrome 1946/47 und der staatliche Antisemitismus im sozialistischen Nachkriegspolen. Der polnische Staat investiert sehr viel in Erinnerungspolitik, auch in Großprojekte mit internationaler Ausstrahlung. Das Museum des Warschauer Aufstandes wurde bereits 2004 eröffnet. Das POLIN Museum der Geschichte der polnischen Juden eröffnete auf dem Gebiet des ehemaligen Warschauer Ghettos 2013, ein Museum des Warschauer Ghettos soll 2024 folgen. In Danzig gibt es seit 2017 das Museum des Zweiten Weltkrieges. Die ehemaligen deutschen Vernichtungslager Belzec und Sobibor wurden nach der Jahrtausendwende in moderne Gedenkstätten umgewandelt. Auch in der Kultur ist eine immer intensivere Beschäftigung mit dem jüdischen und multikulturellen Erbe Polens zu beobachten.

Erinnerung

Die Rote Armee erreichte die Stadt im Januar 1945. Oberschlesien, damit auch Bendzin, wurde Polen zugeschlagen. Einige jüdische Überlebende kehrten zwar in ihre Heimat zurück, doch die meisten von ihnen wanderten bald aus. Spätestens nach den antisemitischen Kampagnen der kommunistischen Führung im Jahr 1968 lebten so gut wie keine Juden mehr in Bendzin.
Lange Zeit erinnerte in Bendzin außer dem verlassenen jüdischen Friedhof nur sehr wenig an das frühere jüdische Leben in der Stadt oder an die Opfer des Ghettos.
1987 wurde am Ort einer Massenerschießung von 40 polnischen und jüdischen Geiseln in der Anfangsphase der deutschen Besetzung eine Gedenktafel aufgestellt.
Erst nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems entstand ein Denkmal, das ausdrücklich an jüdische Opfer erinnerte: Am Ort der 1939 niedergebrannten Synagoge wurde auf Initiative von Nachkommen Bendziner Juden ein quadratförmiger Gedenkstein mit einer Menorah und einer Inschrift in polnischer und hebräischer Sprache aufgestellt.
2005 wurde ein Denkmal in Erinnerung an die Opfer des Ghettos eingeweiht. An dem Ort, der heute Platz der Ghettohelden heißt, haben Mitglieder der jüdischen Untergrundorganisation bei der Auflösung des Ghettos Widerstand geleistet. Hinter der Stele befindet sich ein Fragment eines Güterwaggons, der an die Deportationen erinnert. Die Inschrift auf der Gedenktafel in hebräischer, englischer und polnischer Sprache lautet: »In Erinnerung an über 30.000 Juden, die seit Ewigkeiten und Generationen hier siedelten, vertrieben und ermordet von Nazi-Deutschen in den Jahren des Zweiten Weltkrieges 1939–1945. Führung und Einwohner der Stadt Bendzin, August 2005.«
Zwischen Sommer 1943 und September 1944 existierte ein Außenlager des Konzentrationslagers Auschwitz im Bendziner Stadtteil Lagischa (polnisch: Łagischa) mit etwa 1.000 Häftlingen. An sie erinnert ein Gedenkstein vor dem örtlichen Elektrizitätswerk.

Öffnungszeiten

Die Denkmäler sind jederzeit zugänglich.

Kontakt

Plac Bohaterów Getta / ul. Józefa Podsiadły
41-200 Będzin