Mahnmal gegen Krieg und Faschismus

Mahnmal gegen Krieg und Faschismus


Im Auftrag der Stadt Wien gestaltete der Bildhauer Alfred Hrdlicka am Albertinaplatz im Zentrum Wiens das »Mahnmal gegen Krieg und Faschismus«. Die Enthüllung des Mahnmals fand am 24. November 1988 statt.

Geschichte

Am 12. März 1938 rückte die deutsche Wehrmacht unter dem Jubel zahlreicher Einwohner in die Republik Österreich ein. Am folgenden Tag wurde der »Anschluss« des Landes an das Deutsche Reich ausgerufen. Einheimische Nationalsozialisten begannen umgehend mit der Verfolgung von Regimegegnern und Juden. Allein bei den ersten Verhaftungswellen 1938 wurden etwa 70.000 Menschen zeitweise in Haft genommen.

Opfergruppen

Das Mahnmal ist allen Opfern von Krieg und Faschismus gewidmet.
Die über den Platz verteilten Elemente des Mahnmals thematisieren unterschiedliche Aspekte der österreichischen Geschichte während des Nationalsozialismus: Im Krieg gefallene österreichische Soldaten, das Schicksal der Gefangenen in den Konzentrationslagern, zivile Kriegsopfer, die Anfänge der Judenverfolgung 1938 und die veränderten politischen Verhältnisse nach 1945.

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Am 12. März 1938 rückte die deutsche Wehrmacht unter dem Jubel zahlreicher Einwohner in die Republik Österreich ein. Am folgenden Tag wurde der »Anschluss« des Landes an das Deutsche Reich proklamiert, das fortan »Ostmark« hieß. Einheimische Nationalsozialisten begannen umgehend mit der Verfolgung der jüdischen Minderheit und von Regimegegnern. Ab Mai 1938 besaßen die deutschen antijüdischen Gesetze auch im eingegliederten Österreich Gültigkeit. Bis Ende 1939 gelang über 126.000 Juden, meist aus Wien, die Flucht. Bereits im Herbst 1939 begannen erste Deportationen österreichischer Juden in das besetzte Polen. Bis 1945 verschleppte die SS fast 48.600 Juden aus Österreich und 16.600 weitere, die in anderen Ländern Zuflucht gefunden hatten, in den besetzten Osten, wo sie fast ausnahmslos ermordet wurden. Über 40.000 nichtjüdische Zivilisten fanden den Tod, darunter über 8.000 aus dem Burgenland verschleppte Sinti und Roma. 1945 teilten die Alliierten das Land in vier Besatzungszonen auf. Die sowjetische Besatzungsmacht errichtete ein »Befreiungsdenkmal« in Wien. Die Vertreter der provisorischen Allparteienregierung Österreichs aus Sozialisten, Kommunisten und Volkspartei nutzten dessen Übergabe am 19. August 1945, um Österreich als »das erste freie Land, das der Hitlerischen Aggression zum Opfer gefallen ist«, zu bezeichnen. Diese Haltung fand für Jahrzehnte breiten Widerhall in Politik und Bevölkerung. In den 1960er Jahren begannen allerdings heftige Auseinandersetzungen über die Beteiligung von Österreichern am Nationalsozialismus. Sie fanden bei einer Demonstration im März 1965 ihren Tiefpunkt, als ein rechtsextremer Student dem ehemaligen KZ-Häftling Ernst Kirchweger (*1898) tödliche Verletzungen zufügte. Kirchweger war das erste politische Todesopfer in Österreich nach 1945. In der Folgezeit wurden in der österreichischen Öffentlichkeit vermehrt Stimmen laut, die vor einer Verharmlosung der Jahre 1938 bis 1945 warnten. Mehrfach erschütterten Skandale um politisch Verantwortliche und deren Vergangenheit das Land, so während der »Waldheim-Debatte« zwischen 1986 und 1992. Der Vorwurf, der österreichische Bundespräsident und ehemalige UNO-Generalsekretär Kurt Waldheim (1918–2007) sei an Kriegsverbrechen auf dem Balkan beteiligt gewesen, spaltete das Land. Waldheim konterte, er habe »wie hunderttausend andere Österreicher« lediglich seine Pflicht getan. Erst Anfang der 1990er gestand der damalige Bundeskanzler Franz Vranitzky (*1937) eine österreichische Mitschuld am Holocaust ein. Bereits 1963 nahm das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands seine Arbeit auf, das die Geschichte des Holocaust und den Rechtsextremismus in Österreich untersucht sowie eine kleine Ausstellung zeigt. Die 1970 in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen eröffnete Dauerausstellung blieb für lange Zeit fast die einzige zur Geschichte des Nationalsozialismus in Österreich. 1983 beschloss der Wiener Gemeinderat, ein »Mahnmal gegen Krieg und Faschismus« zu errichten. Das durch den Bildhauer Alfred Hrdlicka (*1928) entworfene Erinnerungszeichen wurde 1991 eingeweiht, das »Mahnmal für die österreichischen jüdischen Opfer der Shoa« folgte 2000. Zeichen des staatlichen Umdenkens in Österreich sind Gesetze zur Entschädigung geraubten Eigentums, Entschädigungszahlungen an ehemalige Zwangsarbeiter sowie eine Historikerkommission, die zwischen 1998 und 2003 den Vermögensentzug während des Nationalsozialismus untersuchte. 2009 wurden ehemalige Deserteure der Wehrmacht juristisch rehabilitiert, 2014 ein Denkmal für sie eingeweiht.

Erinnerung

Am 30. September 1983 beschloss der Wiener Gemeinderat, den Bildhauer Alfred Hrdlicka mit der Errichtung eines »Mahnmals gegen Krieg und Faschismus« am Wiener Albertinaplatz zu beauftragen. Hrdlicka gestaltete ein fünfteiliges, begehbares Mahnmal. Am 24. November 1988 fand dessen Enthüllung statt. 1991 stellte Hrdlicka das Mahnmal endgültig fertig.
Zwei Teile bilden zusammen das »Tor der Gewalt«. Auf Granitblöcken aus dem ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen befinden sich zwei Figurengruppen. Eine Gruppe erinnert an die im Krieg gefallenen österreichischen Soldaten und eine an das Schicksal der Opfer in den Konzentrationslagern. Ein weiterer Marmorblock, der eine Männergestalt zeigt, gedenkt der Bombenopfer in der Bevölkerung. Die Bronzeplastik »Der straßenwaschende Jude« erinnert an eine der bekanntesten Aktionen zu Beginn der Judenverfolgung in Österreich. Nach dem »Anschluss« an das Deutsche Reich 1938 kam es im ganzen Land zu so genannten »Reibeaktionen«: In vielen Orten und Städten zwangen örtliche NSDAP-Angehörige jüdische Einwohner Straßen, Hauswände oder Zäune zu waschen. Zahlreiche Passanten und Schaulustige sahen den Aktionen zu.
Einen weiteren Teil des Mahnmals bildet der »Stein der Republik«, ein über sieben Meter hoher Granitblock. In den Stein sind Teile der österreichischen Regierungserklärung vom 27. April 1945 eingraviert, um symbolisch den politischen Neubeginn des Landes darzustellen.
2009 wurde der nördliche Teil vom Albertinaplatz, wo sich das Mahnmal befindet, in Helmut-Zilk-Platz umbenannt. Helmut Zilk (1927–2008), langjähriger Bürgermeister der Stadt, hatte sich seinerzeit stark für die Entstehung des Mahnmals eingesetzt.

Öffnungszeiten

Das Mahnmal ist jederzeit zugänglich.

Kontakt

http://www.nachkriegsjustiz.at

gewaltverbrechen@nachkriegsjustiz.at

+43 (0)1 534 369 031 5

Helmut-Zilk-Platz
1010 Wien