Holocaustmuseum Sered

Múzeum holokaustu v Seredi


Am Ort des ehemaligen Zwangsarbeits- und Durchgangslagers Sered erinnert seit 2016 ein Holocaustmuseum an das Schicksal der jüdischen Häftlinge und die Opfer des Holocaust aus der Slowakei. Es ist das erste Museum seiner Art in der Slowakei.

Geschichte

In der Kleinstadt Sered (slowakisch: Sered’) 60 km östlich von Pressburg befand sich zwischen 1941 und 1945 eines der drei großen Zwangsarbeitslager für Juden in der mit dem Deutschen Reich verbündeten Slowakei. Es wurde Ende 1941 auf dem Gelände einer Armeekaserne eingerichtet, nachdem die slowakische Regierung ein Zwangsarbeitssystem für Juden einführte. Bewacht wurde das Lager von Angehörigen der Hlinka-Garde. Mit dem Beginn der Massendeportationen im Frühjahr 1942 benutzten die slowakischen Behörden das Lager vorwiegend als Durchgangslager, mit insgesamt fünf Transporten wurden etwa 4.500 Juden von Sered aus ins besetzte Polen verschleppt.
Mit dem vorläufigen Ende der Deportationen 1942 konsolidierte sich das Alltagsleben im Arbeitslager. Gegen Ende des Jahres 1943 betrug die Zahl der Häftlinge etwa 1.300. Sie stellten Güter sowohl für staatliche Stellen als auch für den zivilen Markt her. Freizeitaktivitäten und kulturelle Veranstaltungen waren möglich, gleichzeitig formierte sich eine Widerstandsbewegung. Als der Slowakische Nationalaufstand im August 1944 begann, gelang es vielen Häftlingen auszubrechen und sich den Aufständischen in der Mittelslowakei anzuschließen.
Nach der Niederschlagung des Aufstands und der Besetzung der Westslowakei durch deutsche Truppen benutzte die SS Sered wieder als Durchgangslager. Vor allem Juden, die das SS-Einsatzkommando 14 in Pressburg und Umgebung verhaftete, wurden hierher gebracht. Bis März 1945 wurden 13.500 Juden aus Sered deportiert, hauptsächlich nach Auschwitz und nach Theresienstadt. Am 1. April befreite die sowjetische Armee das Lager.

Opfergruppen

Aus Sered wurden 1942 etwa 4.500 und zwischen 1944 und 1945 weitere 13.500 Juden deportiert. Nur wenige überlebten. Insgesamt etwa 70.000 Juden aus der Slowakei kamen im Holocaust um.

Erfahre mehr über Slowakei

Nach dem Ende der Habsburger Monarchie 1918 schlossen sich Slowaken und die tschechischen Länder Böhmen, Mähren sowie Tschechisch-Schlesien zur Tschechoslowakei zusammen. Bis zum Frühjahr 1939 wurde diese Republik in mehreren Schritten durch das benachbarte nationalsozialistische Deutschland zerschlagen. Im Herbst 1938 erhielt die Slowakei einen Autonomiestatus mit einer eigenen Regierung, fast zugleich verlor sie Grenzgebiete an Ungarn. Im März 1939 erklärte sie ihre Unabhängigkeit und wurde zu einem Satellitenstaat des Deutschen Reiches unter Führung der nationalistischen Hlinka-Partei und dem Präsidenten Jozef Tiso (1887–1947), einem katholischen Priester. Ihr militärischer Arm nahm polizeiliche Aufgaben wahr und ging gegen Juden, Tschechen, die politische Linke und andere Gegner vor. Das Regime schuf ein Zwangsarbeitssystem, das auch viele Roma erfasste. Als erste verbündete Regierung stimmte Preßburg (Bratislava) im Herbst 1941 dem deutschen Plan zur Deportation von Juden nach Osteuropa zu. Allein 1942 wurden 60.000 aus der Slowakei in deutsche Vernichtungslager verschleppt. Insgesamt fanden etwa 75.000 slowakische Juden während des Holocaust den Tod. Der bevorstehende Einmarsch der Roten Armee führte im Spätsommer 1944 zum Nationalaufstand gegen das Regime der Hlinka-Partei. Die Erhebung schlugen deutsche Armee- und SS-Einheiten nieder; sie forderte etwa 20.000 Tote. Nach dem Krieg wurde die Slowakei erneut Teil der ab 1948 kommunistischen Tschechoslowakei. Die Erinnerung an den Nationalaufstand stand im Zentrum des kollektiven Gedächtnisses. Er wurde als Widerstand dargestellt, der die sozialistische Gesellschaft ermöglicht hatte. In Neusohl (Banská Bystrica), dem Zentrum des Nationalaufstands, entstand ab 1947 ein Erinnerungsort, der mehrfach erweitert wurde. Die Verantwortung für die Kollaboration mit Deutschland wurde ausschließlich den Anhängern der Hlinka-Partei zugeschrieben. 1993 trennten sich der tschechische und der slowakische Teil des Landes. Eine eigene staatliche Tradition jenseits der Existenz in den Jahren 1939 bis 1945 hatte die Slowakei nicht. Die heutige Gedenkkultur spiegelt dies wider: Neben den Sozialisten berufen sich nun auch die bürgerlichen Kräfte auf den Slowakischen Nationalaufstand. Sie verknüpfen mit ihm die – nach 1948 bitter enttäuschte – Hoffnung auf eine demokratische und an westlichen Werten orientierte Ordnung. Die nationalslowakischen Kräfte setzen sich von beiden Richtungen ab: Sie identifizieren sich mit der staatlichen Unabhängigkeit 1939–1945, verstehen den Aufstand, der die Besetzung des Landes zur Folge hatte, als Verrat und verehren Tiso. In diesem Lager gibt es kaum Bereitschaft, der deportierten Juden zu gedenken. Zuweilen sieht man die slowakische Kollaboration als Ergebnis deutschen Zwangs, dem man nachgeben musste, wollte man den slowakischen Staat nicht gefährden. Gegen diese Tendenzen arbeiten liberal eingestellte Wissenschaftler an. Sie verweisen auf die slowakische Beteiligung an den Verschleppungen und auf die Verfolgung der Roma. Seit den 1990er Jahren wurden an einzelnen Orten kleinere Gedenktafeln für die verfolgten und ermordeten Juden angebracht. Teilweise handelt es sich allerdings um Orte in den ab 1938 ungarisch besetzten Gebieten, aus denen nach dem Einmarsch der Wehrmacht im März 1944 deutsche SS-Einheiten Juden deportiert hatten. Der wichtigste Ort der Erinnerung an die aus der Slowakei deportierten Juden ist das Holocaustmuseum auf dem Gelände des ehemaligen Zwangsarbeitslagers Sered, das 2016 eröffnet wurde.

Erinnerung

Fast 70 Jahre war das Gelände des ehemaligen Lagers Teil einer Armeekaserne. Damit war der historische Ort für Besucher unzugänglich. Erst 1998 wurde vor dem Kasernentor ein einfaches Denkmal aufgestellt, das an das Lager und das Schicksal seiner Insassen erinnerte.
Nach jahrelanger Planung konnte 2016 auf dem ehemaligen Lagergelände das Holocaustmuseum Sered als Zweigstelle des Slowakischen Nationalmuseums eröffnet werden. Die Dauerausstellung ist in zwei der fünf erhaltenen Baracken des ehemaligen Lagers untergebracht. Sie thematisiert unter anderem die Verstrickung der Slowakei in den Holocaust, die Lebensbedingungen der Häftlinge im Lager, die Deportationen in Vernichtungslager im deutsch besetzten Polen, die Morde nach dem slowakischen Nationalaufstand von 1944 sowie das Schicksal von Überlebenden. Es ist das erste Museum in der Slowakei, das dem Holocaust gewidmet ist.

Angebote

Dauerausstellung, wechselnde Ausstellungen

Öffnungszeiten

September bis Juni montags bis donnerstags 8.00 bis 15.00, freitags 8.00 bis 12.00, sonntags 9.00 bis 16.00, samstags geschlossen
Juli-August: sonntags bis freitags 9.00 bis 16.00

Kontakt

http://www.snm.sk/?visiting-21

holocaust.museum@snm.sk

+421 31 24 51 103

Kasárenská ulica 1005
92601 Sered