• Staatliches Museum in Majdanek
Zwischen Herbst 1941 und Juli 1944 befand sich am südöstlichen Stadtrand von Lublin das
Konzentrations- und Vernichtungslager Majdanek. In diesem Lager wurden sowohl jüdische als auch nichtjüdische Häftlinge zur Zwangsarbeit gezwungen, erschossen und seit Herbst 1942 teilweise in Gaskammern ermordet. Die Gedenkstätte, die nach dem Krieg auf dem Lagergelände entstand, war eine der ersten in Europa überhaupt, die am historischen Ort an die Opfer nationalsozialistischer Verbrechen erinnerte.
Bild:Lublin, 24. Juni 1944, Luftbild des Lagers Majdanek, Państwowe Muzeum na Majdanku
Lublin, 24. Juni 1944, Luftbild des Lagers Majdanek, Państwowe Muzeum na Majdanku

Bild:Lublin, 2009, Mausoleum, Thorbjörn Hoverberg
Lublin, 2009, Mausoleum, Thorbjörn Hoverberg
Das Konzentrationslager Majdanek im gleichnamigen Stadtteil Lublins wurde auf Befehl Heinrich Himmlers im Herbst 1941 unter dem Namen »Kriegsgefangenenlager der Waffen SS Lublin« errichtet. Nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941 sollte es als Produktionsstätte für die SS dienen. In den etwa dreißig Monaten seines Bestehens hatte das »Konzentrationslager Lublin«, wie es seit Februar 1943 offiziell hieß, unterschiedliche Funktionen und unterstand verschiedenen Befehlsketten innerhalb des nationalsozialistischen Lagersystems. Die SS benutzte es als Zwangsarbeitslager und zeitweise als Vernichtungs- und Durchgangslager. Von 1941 bis 1944 existierten in Majdanek an die 270 »Arbeitskommandos«, die vor allem mit dem Ausbau des Lagers beschäftigt waren. Ab Herbst 1942 wurden jedoch auch Juden zur Vernichtung in das Lager deportiert, nachdem Odilo Globocnik, SS- und Polizeiführer im Distrikt Lublin, die Einbindung Majdaneks in die »Aktion Reinhardt« veranlasste, den Plan zur Ermordung der Juden im Generalgouvernement. Neben den anderen Vernichtungslagern Belzec, Sobibor und Treblinka wurden ab Herbst 1942 auch in Majdanek Juden in Gaskammern ermordet.
Vom Ende 1943 bis zur Befreiung durch die Rote Armee im Juli 1944 wurden nur noch wenige Juden nach Majdanek deportiert. Die Häftlinge befanden sich lediglich vorübergehend dort, bevor sie in verschiedene Lager im Reichsgebiet weitergeschickt wurden. Vor dem Einmarsch der Roten Armee versuchte die Lagerleitung die Spuren des Massenmords zu beseitigen. So mussten Häftlinge die Massengräber öffnen und die verwesenden Leichen verbrennen. Kurz vor der Auflösung des Lagers wurden mehrere Gebäude in Brand gesteckt, dennoch fand die Rote Armee bei ihrem Einmarsch den größten Teil des Lagergeländes in einem gut erhaltenen Zustand vor.
Bild:Lublin, 24. Juni 1944, Luftbild des Lagers Majdanek, Państwowe Muzeum na Majdanku
Lublin, 24. Juni 1944, Luftbild des Lagers Majdanek, Państwowe Muzeum na Majdanku

Bild:Lublin, 2009, Mausoleum, Thorbjörn Hoverberg
Lublin, 2009, Mausoleum, Thorbjörn Hoverberg
Anfangs waren nur Männer in Majdanek inhaftiert, ab Oktober 1942 gab es einen gesonderten Bereich für Frauen. Die schwere körperliche Arbeit, die mangelhafte Ernährung und die katastrophalen hygienischen Bedingungen führten dazu, dass viele Häftlinge innerhalb von kurzer Zeit starben. Arbeitsunfähige wurden erschossen. Im Winter 1941 und im Sommer 1942 wurden viele an Typhus erkrankte Häftlinge von Angehörigen der Lager-SS im nahe gelegenen Krępiecki-Wald ermordet. Andere Kranke ließ die SS ohne Betreuung und Verpflegung in einer Sterbebaracke, dem »Gammelblock«, sterben.
Die ersten Opfer, die Angehörige der SS in den im Herbst 1942 errichteten Gaskammern ermordeten, waren kranke Häftlinge, Juden wie Nichtjuden. Bei neu eintreffenden Transporten wurden vor allem jüdische Kinder, Alte und Kranke ermordet. Von den 15.000 Juden, die die SS aus dem Warschauer Ghetto nach Majdanek deportierte, ermordeten sie im April und Mai 1943 4.000 bis 5.000 mit Kohlenmonoxyd oder Zyklon B. Die übrigen Juden wurden vorerst zur Arbeit eingeteilt.
Am 3. November 1943 erschossen SS- und Polizeiangehörige unter dem Decknamen »Aktion Erntefest« 18.000 Juden aus dem Distrikt Lublin, Häftlinge aus Majdanek und anderen Zwangsarbeitslagern. Begleitet von Tanzmusik wurden die Opfer durch Schüsse in den Hinterkopf oder durch Maschinengewehrsalven auf dem Lagergelände und im Krępiecki-Wald erschossen.
Aufgrund lückenhafter Dokumentation ist es unmöglich, die genaue Anzahl der Häftlinge oder der Ermordeten in Majdanek zu nennen. Nach neuesten Forschungen kamen mindestens 78.000 Menschen in Majdanek um, von denen etwa 60.000 Juden waren. Unter den nichtjüdischen Opfern waren vor allem Polen und Weißrussen.
Bild:Lublin, 1944, Gaskammern in Majdanek, aufgenommen in den Tagen nach der Befreiung des Lagers, Państwowe Muzeum na Majdanku
Lublin, 1944, Gaskammern in Majdanek, aufgenommen in den Tagen nach der Befreiung des Lagers, Państwowe Muzeum na Majdanku

Bild:Lublin, o.D., Asche im Mausoleum, Ronnie Golz
Lublin, o.D., Asche im Mausoleum, Ronnie Golz
Am 24. Juli 1944 erreichten sowjetische und polnische Soldaten das zwei Tage zuvor aufgegebene Konzentrationslager. Ein Großteil des Lagers wurde zu einer Kaserne umfunktioniert, viele noch erhaltene Gebäude bald abgerissen. Auch die Bevölkerung vor Ort beteiligte sich an dem Abriss der Baracken und nutzte das Holz als Baumaterial.
Unmittelbar nach der Befreiung des Lagers wurde eine sowjetisch-polnische Kommission mit der Erforschung der Geschichte des Lagers beauftragt. Diese Kommission gab die Zahl der Opfer mit 1,5 Millionen an.
Bereits im November 1944 wurde das »Staatliche Museum Majdanek« gegründet. Somit wurde Majdanek zur ersten KZ-Gedenkstätte überhaupt. Nach dem Abzug der Militärs 1949 übernahm das Museum das gesamte Lagergelände. 1962 eröffnete eine Dauerausstellung, die stark dem ideologischen Muster der damaligen kommunistischen Staatspropaganda folgte.
Am 1. September 1969 wurde ein von Wiktor Tołkin und Jerzy Dembek entworfenes »Ehrenmal des Kampfes und Martyriums« eingeweiht, das bis heute die Gedenkstätte dominiert. Der »Weg der Ehre und des Martyriums« führt durch die Mitte des Lagergeländes und verbindet das Mahnmal mit einem Kuppelbau, dem Mausoleum. Hier wird die Asche von Ermordeten aufbewahrt.
Heute erhält das Museum insgesamt siebzig Originalgebäude. Zudem können teilrekonstruierte Krematorien und Gaskammern besichtigt werden. 1996 eröffnete eine neue Dauerausstellung.
Bild:Lublin, 2009, Mahnmal aus dem Jahr 1969, Thorbjörn Hoverberg
Lublin, 2009, Mahnmal aus dem Jahr 1969, Thorbjörn Hoverberg

Bild:Lublin, o.D., Vom Mahnmal führt ein Weg zum Mausoleum, Ronnie Golz
Lublin, o.D., Vom Mahnmal führt ein Weg zum Mausoleum, Ronnie Golz
Bild:Lublin, 2009, Blick auf das ehemalige Lagergelände, Thorbjörn Hoverberg
Lublin, 2009, Blick auf das ehemalige Lagergelände, Thorbjörn Hoverberg
Bild:Lublin, 2009, Stacheldraht und Wachturm, Thorbjörn Hoverberg
Lublin, 2009, Stacheldraht und Wachturm, Thorbjörn Hoverberg
Bild:Lublin, 2009, Ansicht des Denkmals, Thorbjörn Hoverberg
Lublin, 2009, Ansicht des Denkmals, Thorbjörn Hoverberg
Bild:Lublin, 2009, Baracke mit Schuhen, Thorbjörn Hoverberg
Lublin, 2009, Baracke mit Schuhen, Thorbjörn Hoverberg
Bild:Lublin, 2009, Krematorium, Thorbjörn Hoverberg
Lublin, 2009, Krematorium, Thorbjörn Hoverberg
Name
Państwowe Muzeum na Majdanku
Adresse
ul. Droga Męczenników Majdanka 67
20-325 Lublin
Telefon
+48 (0)8171 028 33
Fax
+48 (0)8171 028 65
Web
http://www.majdanek.eu
E-Mail
centrum@majdanek.pl
Öffnungszeiten
Gelände: April-Oktober 09.00-18.00, November-März 09.00-16.00, am 1. November geschlossen
Ausstellung, Installation: April-Oktober 09.00- 17.00, November-März, montags, an Feiertagen geschlossen
Besucherservice: April-Oktober 09.00-17.00, November-März 09.00-16.00, montags, an Feiertagen geschlossen
Angebot
Dauerausstellung, Führungen, historische Workshops, Jugendbegegnungen, Bibliothek, Archiv, Sonderausstellungen, Publikationen