• Holocaustdenkmal von Neumarkt am Mieresch
Seit 2003 erinnert eine Skulpturengruppe in der Innenstadt an die ermordeten Juden von Neumarkt am Mieresch und ihrer Umgebung.
Bild:Neumarkt am Mieresch, o.D., Historische Ansicht des Großen Tempels, gemeinfrei
Neumarkt am Mieresch, o.D., Historische Ansicht des Großen Tempels, gemeinfrei

Bild:Neumarkt am Mieresch, Holocaustdenkmal, 2012, Jutka Simon
Neumarkt am Mieresch, Holocaustdenkmal, 2012, Jutka Simon
Neumarkt am Mieresch (rumänisch: Târgu Mureș, ungarisch: Marosvásárhely) ist eine der bedeutendsten Städte Siebenbürgens. Nach dem Zerfall Österreich-Ungarns fiel die Stadt an Rumänien, bis 1940 Ungarn den nördlichen Teil Siebenbürgens wiederbekam.
Eine jüdische Gemeinde gab es in der Stadt seit 1849, ihre Mitglieder kamen ursprünglich überwiegend aus den umliegenden Dörfern. 1870 kam es, wie auch anderswo in Ungarn, zur Spaltung der Gemeinde in eine orthodoxe und eine liberalere, »status quo ante« genannte Gemeinde. Vor allem Mitglieder der letzteren Gruppe waren gewillt, sich der ungarischen Mehrheitsgesellschaft anzupassen. Später gab es auch eine starke zionistische Strömung, während es unter den Orthodoxen mehrere chassidische Gruppen gab. Laut Volkszählung von 1941 hatte das mehrheitlich ungarische Neumarkt am Mieresch 5.693 jüdische Einwohner bei einer Gesamtbevölkerung von 45.000.
Nach der Eingliederung der Stadt in Ungarn galten auch sofort die ungarischen Judengesetze. Zwischen 1940 und 1944 wurden bis zu 1.500 Männer zum Arbeitsdienst bei der Armee einberufen und zum großen Teil an die Ostfront geschickt, von denen die meisten nicht zurückkamen.
Wenige Wochen nach dem Beginn der deutschen Besatzung im März 1944 begann die systematische Plünderung jüdischen Besitzes und die Vorbereitung der späteren Deportation der Juden aus Neumarkt am Mieresch. Am 3. Mai mussten alle Juden aus der Stadt und ihrer Umgebung in ein Ghetto umziehen, das in einer leer stehenden Ziegelei eingerichtet wurde. Die ungarischen Behörden und die deutsche SS deportierten Ende Mai und Anfang Juni 1944 die Juden schließlich in drei Transporten, die durch Kaschau und Krakau fuhren, ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.

Bild:Neumarkt am Mieresch, o.D., Historische Ansicht des Großen Tempels, gemeinfrei
Neumarkt am Mieresch, o.D., Historische Ansicht des Großen Tempels, gemeinfrei

Bild:Neumarkt am Mieresch, Holocaustdenkmal, 2012, Jutka Simon
Neumarkt am Mieresch, Holocaustdenkmal, 2012, Jutka Simon
Hunderte von Männern aus Neumarkt am Mieresch starben als Arbeitsdienstler zwischen 1940 und 1944, vor allem bei der ungarischen Armee an der Ostfront.
7.559 Juden wurden aus dem Ghetto in Neumarkt am Mieresch nach Auschwitz-Birkenau deportiert, die meisten ermordete die SS direkt nach ihrer Ankunft durch Giftgas. Die Gesamtzahl der Überlebenden aus Neumarkt in Mieresch ist unbekannt.
Bild:Neumarkt am Mieresch, 2012, Holocaustdenkmal, Jutka Simon
Neumarkt am Mieresch, 2012, Holocaustdenkmal, Jutka Simon

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Neumarkt am Mieresch wieder zu Rumänien. Im Jahr 1947 lebten 2.240 Juden dort, wobei viele aus anderen Regionen stammten. Während der Zeit der kommunistischen Diktatur wanderten viele Juden aus, so dass die jüdische Gemeinde 1992 nur noch 155 Mitglieder hatte.
In der Stadt steht nach wie vor eine der größten Synagogen Siebenbürgens. Auch »Großer Tempel« genannt, wurde sie 1900 von der »status quo ante«-Gemeinde eröffnet, vor wenigen Jahren wurde sie restauriert.
Am 4. Mai 2003 wurde im Neumarkt am Mieresch ein Holocaustdenkmal eingeweiht. Es war eines der ersten Holocaustdenkmäler in Rumänien und stammt vom Bildhauer Márton Izsák. Auf dem Sockel des Denkmals steht die Inschrift »Erinnere Dich an den Holocaust« in englischer und hebräischer Sprache. Ursprünglich befand sich dort eine weitere, umstrittene Tafel in rumänischer Sprache, die darauf hinwies, dass die Verbrechen durch die »faschistische ungarische Regierung« verübt worden seien. Diese Tafel wurde nach der Renovierung des Denkmals im Herbst 2013 nicht mehr angebracht.
Bild:Neumarkt am Mieresch, 2012, Detailansicht des Holocaustdenkmals, Jutka Simon
Neumarkt am Mieresch, 2012, Detailansicht des Holocaustdenkmals, Jutka Simon

Bild:Neumarkt am Mieresch, 2013, Der Große Tempel heute, Jutka Simon
Neumarkt am Mieresch, 2013, Der Große Tempel heute, Jutka Simon
Name
Memorial Holocaustului al Târgu Mureș / Marosvásárhelyi Holokauszt-emlékmű
Adresse
Strada Călăraşilor / Strada Morii
540320 Târgu Mureș
Öffnungszeiten
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.