Gedenkstätte Rumbula

Memoriāls Rumbulā


Im Wald von Rumbula, acht Kilometer von Riga entfernt, erschossen SS-Angehörige mit Hilfe lettischer Kollaborateure Ende 1941 annähernd 25.500 Juden. Die meisten von ihnen stammten aus dem Ghetto Riga. An der Erschießungsstelle erinnert ein Denkmal an die Ermordeten.

Geschichte

Ab November 1941 deportierte die SS tausende Juden aus dem Deutschen Reich ins sogenannte Reichskommissariat Ostland. Da das Rigaer Ghetto zu diesem Zeitpunkt bereits vollkommen überfüllt war, sollte für die Neuankommenden Platz geschaffen werden. Zuvor hatte Heinrich Himmler den Höheren SS- und Polizeiführer Ostland Friedrich Jeckeln bereits mit der Liquidierung des Rigaer Ghettos bis zum 30. November 1941 beauftragt.
Als Ort für die geplanten Massenerschießungen der Rigaer Ghettobewohner entschied sich Jeckeln für ein ungefähr 150 Meter breites Feld in einem Waldstück unweit der Bahnstation Rumbula. Sowjetische Kriegsgefangene aus dem Stalag (Stammlager) 350 bei Salaspils mussten an diesem Ort mehrere Gruben ausheben.
Ende November 1941 begann die SS mit den Erschießungen. Für die Bewachung der Juden beim Marsch von Riga nach Rumbula setzte Jeckeln hauptsächlich lettische Kollaborateure ein. Bei zwei großen »Aktionen« Ende November und Anfang Dezember 1941 ermordeten ausgewählte SS-Angehörige beinahe alle Juden des Ghettos. Nur wenige lettische Juden, die zu Zwangsarbeit genötigt wurden, blieben zunächst am Leben.
Bei der ersten »Aktion« ließ Jeckeln zudem um die 1.000 Juden aus Berlin erschießen, obwohl diese nach Anweisung Himmlers ursprünglich ins Ghetto gebracht werden sollten.

Opfergruppen

Im Wald von Rumbula starben ungefähr 25.500 lettische Juden aus dem Rigaer Ghetto und 1.000 deportierte Juden aus Berlin.

Erfahre mehr über Lettland

1940 wurde das seit 1918 unabhängige Lettland gemäß einem deutsch-sowjetischen Vertrag – dem so genannten Hitler-Stalin-Pakt – von der Roten Armee besetzt. Am 22. Juni 1941, als deutsche Truppen die Sowjetunion angriffen, lebten noch etwa 70.000 Juden im Land. Über 23.000 waren – wie Zehntausende andere Letten – kurz zuvor vom sowjetischen Geheimdienst NKWD nach Sibirien verschleppt worden oder hatten in das Landesinnere fliehen können. Der kämpfenden Wehrmacht folgte die SS-Einsatzgruppe A, die unter aktiver Beihilfe von Angehörigen des lettischen »Selbstschutzes« zwischen Juli und Anfang Dezember 1941 etwa 30.000 Juden erschoss. Die Ortskommandanturen der Wehrmacht richteten noch im Spätsommer 1941 zwei Ghettos ein: in der Hauptstadt Riga mit 30.000 und in Dünaburg (Daugavpils) mit 14.000 jüdischen Häftlingen. In zwei großen Massenerschießungen Ende 1941 im Wald von Rumbula bei Riga ermordeten deutsche und lettische Sondereinheiten 25.500 Juden aus dem dortigen Ghetto. Das leergeräumte »Große Ghetto« in Riga war ab Dezember 1941 Ziel von Deportationszügen mit 25.000 deutschen, österreichischen und tschechischen Juden. Anfang 1942 fanden erneut Massenerschießungen im Wald von Bikernieki bei Riga statt, denen Tausende Juden zum Opfer fielen. Bis Kriegsende kamen 95 Prozent der jüdischen Vorkriegsbevölkerung Lettlands und etwa 120.000 nichtjüdische Zivilisten gewaltsam zu Tode. Mit der Rückeroberung Lettlands durch die Rote Armee 1944 wurde das Gebiet erneut Teilrepublik der Sowjetunion. Es entstanden zahlreiche Denkmäler zur Erinnerung an den »Sieg« im »Großen Vaterländischen Krieg«. Erst 1990/91 erkämpfte Lettland seine staatliche Unabhängigkeit von Moskau auch gegen sowjetische Panzer. Anschließend wurden viele sowjetische Monumente abgebaut, die jahrzehntelange Besatzung und der Widerstand rückten ins Zentrum der nationalen Erinnerung. Die Annexion Lettlands durch die Sowjetunion 1940/41 sowie 1944 bis 1990 und die deutsche Besetzung wurden gleichgesetzt; wie in Litauen und Estland Okkupationsmuseen eingerichtet, deren inhaltlicher Schwerpunkt die Jahre des sowjetischen Terrors ist. Während des Krieges hatten um die 160.000 Letten – freiwillig oder gezwungen – in der Lettischen Legion der Waffen-SS gedient und waren bei Massenerschießungen, Brandschatzungen und der Bewachung von Lagern, aber auch im Krieg und gegen Partisanen eingesetzt. Zu sowjetischen Zeiten ausgegrenzt und verfolgt, wurden die früheren »Legionäre« nach 1990/91 von vielen als Freiheitskämpfer gegen die kommunistische Fremdherrschaft angesehen und geehrt. Gegen diese einseitige Sichtweise regte sich Protest im Ausland. Ende 1998 wurde eine internationale Historikerkommission zum Thema »Verbrechen gegen die Menschlichkeit während der zwei Okkupationen 1940–1956« beim Präsidenten der Republik eingerichtet. Stätten des Gedenkens an den Holocaust gibt es vor allem auf dem Gelände des früheren Konzentrationslagers Salaspils seit 1967 und seit 2001 in Bikernieki. Im Wald von Rumbula stellten jüdische Dissidenten bereits 1962 einen Davidstern zur Erinnerung auf. Das Gedenkzeichen wurde von den sowjetischen Behörden beseitigt und durch ein Ehrenmal für die »Opfer des Faschismus« ersetzt. Im November 2002 konnte ein neues Denkmal eingeweiht werden. In der Hauptstadt Riga gründeten Holocaustüberlebende 1989 ein jüdisches Museum. 2005/06 entstand auf den Fundamenten der ehemaligen Choralsynagoge in Riga eine Gedenkstätte zur Erinnerung an alle Opfer des Holocaust und an alle Juden, die auf lettischem Boden ermordet wurden. Seit 2010 gibt es ein Museum des Rigaer Ghettos.

Erinnerung

1962 stellten jüdische Dissidenten an der Erschießungsstelle Rumbula ohne offizielle Genehmigung einen Davidstern zur Erinnerung an die ermordeten Juden auf. Daraufhin beseitigten die sowjetischen Behörden das Denkmal. Nach zunehmendem öffentlichem Druck stellten sie ein Ehrenmal auf, das auf Russisch, Lettisch und Jiddisch den »Opfern des Faschismus, 1941 bis 1944« gewidmet war. Erst im Jahr 1990 stellte die Gruppe »Memorial« einen Gedenkstein auf, der eindeutig Juden als Opfer benennt.
Nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Lettlands 1991 und nach langen Debatten um die Inschrift wurde auf Initiative der lettischen Regierung am 29. November 2002 ein offizielles Denkmal am Ort der Massenerschießungen eingeweiht. Im Zentrum des Denkmals steht eine stilisierte Menora. Um sie herum sind Steine aus Granit angebracht, die die Namen von Ermordeten als Inschrift tragen. Die Massengräber auf dem Gelände sind durch Steine markiert.

Öffnungszeiten

Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.

Kontakt

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