Holocaustgedenkzentrum für die Juden aus Mazedonien

Memorijalniot Zentar na Holokaustot na Evreite od Makedonija


Am 10. März 2011, 68 Jahre nach der Verhaftung und anschließenden Verschleppung der mazedonischen Juden durch das bulgarische Besatzungsregime, wurde in der Hauptstadt Skopje ein nationales Holocaustgedenkzentrum eingeweiht.

Geschichte

Die Mehrheit der mazedonischen Juden stellten Sepharden; sie stammten von jüdischen Flüchtlingen ab, die um 1500 von der iberischen Halbinsel auf den Balkan gekommen waren. Die meisten lebten in den drei größeren Städten Skopje, Štip und Bitola. 1918 wurde Mazedonien Teil des neuen südslawischen Staates, dem späteren Jugoslawien. Juden genossen zwischen den beiden Weltkriegen volle Bürgerrechte.
Nach dem deutsch-italienischen Angriff im April 1941 wurde Jugoslawien zerschlagen, Mazedonien von Bulgarien, einem Verbündeten des Deutschen Reichs, besetzt und später angegliedert. Auf deutschen Druck hin erklärte sich die bulgarische Regierung Anfang 1943 bereit, die jüdische Bevölkerung ihrer Besatzungsgebiete an den SS-Apparat auszuliefern. Am 11. März 1943 nahm die bulgarische Polizei knapp 7.400 Juden in ganz Mazedonien fest und internierte sie in den Lagerhallen einer Tabakfabrik in Skopje. Elf Tage später kamen 155 Gefangene frei: vorrangig ausländische Staatsbürger sowie Ärzte und Apotheker, auf deren Fachwissen der bulgarische Staat nicht verzichten wollte. Die übrigen wurden Ende des Monats in drei Transporten der bulgarischen Staatsbahn in das besetzte Polen verschleppt und dort von SS-Angehörigen im Vernichtungslager Treblinka ermordet.

Opfergruppen

Über 7.100 mazedonische Juden, darunter 2.300 Kinder, wurden Ende 1943 von bulgarischen Behörden in das deutsch besetzte Polen verschleppt und von SS-Einheiten im Vernichtungslager Treblinka durch Motorabgase ermordet. Nur etwa zwei Prozent der mazedonischen Juden entgingen diesem Schicksal.

Erfahre mehr über Nordmazedonien

Nach den Balkankriegen 1912/13 und dem Zerfall des Osmanischen Reiches kam die historische Region Makedonien zu je einem Drittel an Serbien, Griechenland und Bulgarien. Nach 1918 brachte Serbien seinen Teil –das Gebiet der heutigen Republik Nordmazedonien – in das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen ein, das 1929 den Namen Jugoslawien erhielt. Im April 1941 wurde Jugoslawien von deutschen Truppen und ihren italienischen, ungarischen und bulgarischen Verbündeten erobert und der Staat in einzelne annektierte, besetzte und scheinsouveräne Gebiete zerschlagen. Nordmazedonien fiel an Bulgarien, lediglich sein Westteil – mit einer großen albanischen Minderheit – wurde an das italienisch verwaltete Albanien angeschlossen. Wenngleich sich Zar Boris III. von Bulgarien (1894–1943) weigerte, bulgarische Juden an Deutschland auszuliefern, verhafteten seine Behörden im nordmazedonischen Besatzungsgebiet Anfang März 1943 über 7.100 einheimische Juden, unter ihnen 2.000 Kinder, und übergaben sie der SS. Fast alle wurden in Treblinka auf dem Gebiet des deutsch besetzten Polen durch Motorabgase erstickt. Wie in allen Teilen des früheren jugoslawischen Staates gab es auch auf nordmazedonischem Gebiet Kampfgruppen, die entweder auf Seiten der kommunistischen Partisanenbewegung unter Führung von Marschall Josip Broz Tito (1892–1980) kämpften oder die Besatzungsmächte unterstützten. Im August 1944 rief die siegreiche »Volksbefreiungsarmee« Titos die Gründung einer eigenständigen Teilrepublik Mazedonien im jugoslawischen Bundesstaat aus und verkündete, dass es neben Serben, Kroaten, Bosniern, Slowenen und Montenegrinern eine gleichgestellte mazedonische Nation gebe. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges entstanden – wie überall im Land – auch auf nordmazedonischem Gebiet zahlreiche Partisanendenkmäler. In Skopje, Stip und Bitola, wo vor dem Krieg die meisten Juden gelebt hatten, entstanden Holocaustgedenkzeichen, wie das am 11. März 1960 eingeweihte Denkmal in Bitola. Es befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Denkmal »Estreja Ovadija Mara«, das an die jüdischen Widerstandskämpfer erinnert. Auf dem Gelände der ehemaligen Tabakfabrik in der Hauptstadt Skopje, die Sammellager und Ausgangspunkt für die Deportation der nordmazedonischen Juden gewesen war, erinnert eine Gedenktafel an diese Ereignisse. Seit 2011 gibt es ein großes Holocaustgedenkzentrum in Skopje. Nach einem jahrelangen Streit mit Griechenland wurde die Republik Mazedonien 2019 in Republik Nordmazedonien unbenannt.

Erinnerung

Derzeit leben etwa 200 Juden in Mazedonien, die meisten in Skopje.
Auf Initiative des 2002 gegründeten nationalen Holocaustfonds konnte 2005 der Grundstein für ein Gedenkzentrum der mazedonischen Juden im früheren jüdischen Viertel der Hauptstadt Skopje gelegt werden. Ziel der Einrichtung ist es, »die Erinnerung an die Juden Mazedoniens zu bewahren und dabei nicht nur der Toten zu gedenken, sondern sich auch ihr Schicksal und ihre ausgelöschten Lebenswelten ins Gedächtnis zu rufen«.
Der 16 Millionen Euro teure Bau wurde am 10. März 2011, am Vorabend des 68. Jahrestages der Festnahme der mazedonischen Juden durch das bulgarische Besatzungsregime, feierlich eröffnet. Symbolischer Höhepunkt der Zeremonie war das Einlassen dreier Urnen mit der Asche in Treblinka ermordeter Juden aus Mazedonien im Gedenkzentrum.
Der Komplex umfasst neben einem Museum auch ein Kunstzentrum und ein Hotel.

Öffnungszeiten

Dienstags bis freitags 9.00 bis 19.00
Samstags und sonntags 9.00 bis 15.00

Kontakt

http://www.holocaustfund.org.mk

info@holocaustfund.org.mk

+389 (0)2 329 8025

11ti Mart
1000 Skopje