Seit 1997 erinnert ein Denkmal im jüdischen Viertel an die Bürger Antwerpens, die während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg deportiert wurden.
Um die 25.000 Juden befanden sich unmittelbar vor dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht im Mai 1940 in Antwerpen, die Mehrheit von ihnen Einwanderer und Flüchtlinge. Während der ersten Monate der Besatzung lebten die Juden relativ unbehelligt weiter, bis im Oktober 1940 die Besatzungsbehörden die ersten antijüdischen Maßnahmen ergriffen. Dabei wurden Juden mit belgischer Staatsbürgerschaft, die nur etwa acht Prozent der im Land lebenden Juden besaßen, von der belgischen Verwaltung vertreten und dadurch zunächst besser geschützt. In Antwerpen fanden am 10. und dann am 14. April 1941 die einzigen antijüdischen Pogrome in Belgien statt, als flämische Nationalistischen zuerst jüdische Geschäfte zerstörten und dann in zwei Synagogen und in das Haus eines Rabbiners eindrangen, um religiöse Gegenstände und Möbel zu verbrennen. Im Sommer 1941 wurden jüdische Geschäfte enteignet. Am Ende des Jahres ordnete die deutsche Verwaltung die Gründung der »Association des Juifs en Belgique« (deutsch: »Verband der Juden in Belgien«) an, die alle Juden erfasste. Ab Mai 1942 wurden Juden zum Tragen des gelben Sterns gezwungen. Kurz danach organisierte die Sicherheitspolizei die ersten Deportationen in Konzentrationslager im Osten und zur Zwangsarbeit in Frankreich. Viele Juden entzogen sich der Einberufung zum so genannten Arbeitseinsatz. Deshalb organisierte die SS ab August und September 1942 mit Hilfe der belgischen Polizei und von Kollaborateuren mehrere Razzien in Antwerpen, bei denen ausländische Juden verhaftet und deportiert wurden. Die wenigen belgischen Juden Antwerpens verhafteten die Deutschen in der Nacht vom 3. September 1943. Die aus Antwerpen verschleppten Juden wurden über das Sammellager Mechelen deportiert. Ziel der Transporte war vor allem Auschwitz, wo die SS fast alle Deportierten ermordete.
Schätzungsweise 3.300 Juden gelang es, sich in Antwerpen und Umgebung zu verstecken. Viele waren in der Widerstandsbewegung tätig.
Insgesamt 24.916 Juden und etwa 350 Sinti und Roma deportierten SS und Gestapo aus Belgien. Ein großer Teil der jüdischen Bevölkerung Antwerpens bestand aus Einwanderern und Flüchtlingen aus Osteuropa, nur sehr wenige von ihnen überlebten. Viele nichtjüdische Bürger und Widerstandskämpfer wurden zudem aus Belgien verschleppt, vor allem zur Zwangsarbeit in Frankreich.
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Das »Monument voor de gedeporteerde Antwerpse Burgers« (Deutsch: »Denkmal für die deportierten Bürger Antwerpens«) entstand im Auftrag des »Forum der Joodse Organisaties« (»Forum der Jüdischen Organisationen«) nahe der Eisenbahnlinie im jüdischem Viertel. Es wurde in Zusammenarbeit mit der Stadt Antwerpen verwirklicht und am 27. Mai 1997 eingeweiht. Das vom Künstler Willem Bierwerts entworfene Denkmal soll, unter anderem durch die Darstellung einer brennenden Thorarolle, auch an das Pogrom vom 14. April 1941 erinnern.
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.
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Belgiëlei 2
2018 Antwerpen