• Gedenkort Haaren 1940-1945
Im ehemaligen Priesterseminar in der Gemeinde Haaren im Süden der Niederlande erinnern eine Gedenktafel und eine Ausstellung an das Geisel- und Polizeigefängnis, das zwischen 1942 und 1944 vor Ort bestand.

Bild:Haaren, 1941/42, Gebäudekomplex des ehemaligen Priesterseminars, Image bank WW2 – NIOD
Haaren, 1941/42, Gebäudekomplex des ehemaligen Priesterseminars, Image bank WW2 – NIOD

Bild:Haaren, 2006, Gedenktafel und ein Relief von Cephas Stauthamer am Haupttor zum Gebäudekomplex in Haaren, Andreas Pflock
Haaren, 2006, Gedenktafel und ein Relief von Cephas Stauthamer am Haupttor zum Gebäudekomplex in Haaren, Andreas Pflock
Als Antwort auf die steigende Anzahl von Sabotageakten in Westeuropa gingen die deutschen Besatzungsbehörden dazu über, prominente Bürger zur Geisel zu nehmen. In den Niederlanden nahmen sie im Mai 1942 450 Zivilisten fest und warnten die Öffentlichkeit, dass weitere Akte des Widerstands mit der Erschießung von Geiseln beantwortet würden. Die erste Gruppe von Geiseln wurde in Sint-Michielsgestel interniert. Eine zweite Gruppe von 800 Personen wurde im Juli 1942 verhaftet und im Priesterseminar der römisch-katholischen Kirche in Haaren untergebracht. Dort waren bereits zuvor 238 Geiseln aus Niederländisch-Indien (dem heutigen Indonesien) interniert worden.
Nach einem Anschlag auf einen Wehrmachtszug erschossen die Besatzer im August 1942 fünf Geiseln, Angehörige der niederländischen Oberschicht. Im Oktober folgte eine weitere Geiselerschießung, dem 15 Kommunisten und Sozialisten zum Opfer fielen. Von ihnen stammten drei aus den Geisellagern und zwölf aus dem »polizeilichen Durchgangslager« Amersfoort. Die Exekutionen riefen große Empörung unter Niederländern hervor; gleichzeitig schätzte auch das Besatzungsregime selbst die Politik der Geiselerschießungen als weitgehend wirkungslos ein. Bereits im Dezember 1942 wurde sie aufgegeben und viele Geiseln auf freien Fuß gesetzt.
Parallel zum Geisellager richteten Sicherheitspolizei und Sicherheitsdienst ein Polizeigefängnis im Priesterseminar von Haaren ein. Hier wurden ebenfalls ab Mai 1942 Widerstandskämpfer festgehalten, bis sie in der Nähe hingerichtet oder in Konzentrationslager in Deutschland verschleppt wurden. Die Lebensbedingungen im Gefängnis waren ungleich schlechter als im Geisellager. Am 5. September 1944 wurde das Lager aufgelöst und viele der verbliebenen Häftlinge ins Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt.
Bild:Haaren, 1941/42, Gebäudekomplex des ehemaligen Priesterseminars, Image bank WW2 – NIOD
Haaren, 1941/42, Gebäudekomplex des ehemaligen Priesterseminars, Image bank WW2 – NIOD

Bild:Haaren, 2006, Gedenktafel und ein Relief von Cephas Stauthamer am Haupttor zum Gebäudekomplex in Haaren, Andreas Pflock
Haaren, 2006, Gedenktafel und ein Relief von Cephas Stauthamer am Haupttor zum Gebäudekomplex in Haaren, Andreas Pflock
Im Geisellager in Haaren wurden insgesamt etwa 1.050 Zivilisten festgehalten, in Sint-Michielsgestel 450. Acht Geiseln wurden bei »Vergeltungsmaßnahmen« von der deutschen Sicherheitspolizei erschossen.
Das Polizeigefängnis durchliefen etwa 3.100 Häftlinge. Viele von ihnen wurden in der Nähe erschossen, andere in Konzentrationslager in Deutschland deportiert. Unter anderen wurden im September 1944 47 Agenten des britischen Geheimdienstes SOE (»Special Operations Executive«) ins Konzentrationslager Mauthausen überstellt und dort erschossen.
Bild:Haaren, 1941, Geiseln aus den Niederlanden und Niederländisch-Indien beim Essen, Image bank WW2 – NIOD
Haaren, 1941, Geiseln aus den Niederlanden und Niederländisch-Indien beim Essen, Image bank WW2 – NIOD

Bild:Haaren, 2006, Relief am Haupttor, Andreas Pflock
Haaren, 2006, Relief am Haupttor, Andreas Pflock
Nach der Befreiung am 27. Oktober 1944 dienten die Gebäude des ehemaligen Priesterseminars als Hauptquartier der kanadischen Truppen. Von 1946 bis 1968 bezogen wieder Priesterseminaristen die Räume, danach entstand dort ein Heim für geistig Behinderte. Bereits 1947 wurden in Haaren eine Gedenktafel und ein Relief von Cephas Stauthamer am Haupttor des Gebäudekomplexes angebracht. Auf Initiative von Überlebenden wurde am 13. Mai 2000 der »Gedenkplaats Haaren« um eine Dauerausstellung zur Geschichte des Geisellagers und des Polizeigefängnisses ergänzt. Diese befindet sich im Kapellengang und im Vorraum zur Kapelle.
Im Foyer des Seminargebäudes in Sint Michielsgestel befindet sich seit 14. August 1948 ebenfalls eine Gedenktafel.

Bild:Haaren, 2006, Gebäude des ehemaligen Priesterseminars, Andreas Pflock
Haaren, 2006, Gebäude des ehemaligen Priesterseminars, Andreas Pflock

Bild:Haaren, 2006, Ausstellung zur Geschichte des Lagers 1941-1944, Andreas Pflock
Haaren, 2006, Ausstellung zur Geschichte des Lagers 1941-1944, Andreas Pflock
Name
Gedenkplaats Haaren 1940-1945
Adresse
Raamse Akkers 15
5076 PC Haaren
Telefon
+31 411 628 100
Fax
+31 411 628 199
Web
http://www.gedenkplaats-haaren.nl
E-Mail
ceesvanroessel@planet.nl
Öffnungszeiten
Ausstellung und Stadtmuseum: jeden ersten Mittwoch im Monat 10.00 bis 16.00.
Juli und August Rundgang an jedem Mittwoch um 10.00.
Angebot
Führungen nach Absprache.