Zentralmuseum des Großen Vaterländischen Krieges

Центральный музей Великой Отечественной войны


Im »Park des Sieges« auf dem Moskauer »Verbeugungsberg« erinnern unter anderem das Museum des Großen Vaterländischen Krieges und das Denkmal »Tragödie der Völker« an das Leid und die Verluste der Sowjetunion, vor allem aber an den Heldenmut der Soldaten der Roten Armee zwischen 1941 und 1945.

Geschichte

Am 1. September 1939 überschritt die deutsche Wehrmacht die Grenze zum Nachbarland Polen, ab dem 17. September marschierte die Rote Armee von Osten ein. Gemeinsam besiegelten das Deutsche und die Sowjetunion die vierte polnische Teilung und teilten weitere Gebiete Osteuropas unter sich auf. Dieses Zweckbündnis, geschlossen im sogenannten Hitler-Stalin-Pakt am 23. August 1939, zerbrach, als deutsche Einheiten in den frühen Morgenstunden des 22. Juni 1941 die Sowjetunion angriffen und einen Vernichtungskrieg ohne Beispiel begannen. Moskaus Diktator und oberster Heerführer, Generalissimus Josef Stalin, rief zur Abwehr auf und nannte diesen Kampf in Anlehnung an den siegreichen russischen Verteidigungskrieg gegen Napoleon 1812, der »Vaterländischer Krieg« genannt wird, »Großen Vaterländischen Krieg«. Nach riesigen Verlusten in den ersten Kriegsmonaten erholte sich die Rote Armee allmählich, vor allem gelang es der Sowjetunion, große Teile der Kriegsproduktion ins Hinterland zu verlagern. Hinter der Front störten Partisanen die Nachschublinien der Wehrmacht. Die sowjetischen Siege in Stalingrad (Winter 1942/43) und Kursk (Juli 1943) beendeten schließlich den deutschen Vormarsch und leiteten die Wende des Krieges im Osten ein. Sowjetische Gegenoffensiven führten letztendlich zur bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8./9. Mai 1945 in Berlin-Karlshorst und zum Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa. Die folgenden Jahrzehnte hielt die Supermacht Sowjetunion große Teile Osteuropas besetzt.

Opfergruppen

Während des Zweiten Weltkrieges fanden etwa 27 Millionen sowjetische Bürger den Tod, darunter 18 Millionen Zivilisten. Schätzungsweise 3 Millionen sowjetische Kriegsgefangene gab die nationalsozialistische Führung dem Hungertod preis.

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In der Russischen Föderation ist der 9. Mai – der Gedenktag an den Sieg der Sowjetunion im Großen Vaterländischen Krieg gegen den »Hitlerfaschismus« – der bedeutendste Feiertag, der aus der sowjetischen Vergangenheit übernommen wurde. Am 23. August 1939 hatte die Sowjetunion unter Josef Stalin (1878–1953) zunächst einen »Nichtangriffspakt« mit dem Deutschen Reich geschlossen. Beide Regime verständigten sich darin über ihre »Interessensphären« in Ostmitteleuropa und beschlossen unter anderem die gemeinsame Teilung Polens. Ab dem 22. Juni 1941 marschierten die deutsche Wehrmacht und ihre Verbündeten in sowjetisches Territorium ein. Bei Kriegsende 1945 waren auf dem besetzten sowjetischen Gebiet nach neueren Schätzungen insgesamt bis zu 28 Millionen Tote in Armee und Bevölkerung zu beklagen. Die sowjetische Erinnerungskultur ist im heutigen Russland wieder dominierend. Ihre Sinnbilder – wie die monumentalen Denkmäler in Sankt Petersburg oder Wolgograd – sind noch immer beliebt und weiterhin Schauplatz großer Gedenkveranstaltungen am 9. Mai. Diese Erinnerungsstätten sind allerdings weniger Orte der Trauer und des Totengedenkens als vielmehr der Heldenverehrung. Der Opfer wurde lange Zeit gar nicht, später als »Opfer des Faschismus« gedacht. Die Wirkungsmacht dieser Sicht auf die Vergangenheit lässt sich beispielhaft am Konflikt um eine 1995 aufgestellte Skulptur vor dem Museum des Großen Vaterländischen Kriegs in der Hauptstadt Moskau ablesen. Das Denkmal »Tragödie der Völker« ist den etwa zwanzig Millionen zivilen Opfer der Jahre 1941 bis 1944 in der Sowjetunion gewidmet und sollte einen Wendepunkt in der Erinnerungskultur Russlands markieren. Nach heftiger Kritik an der auch in der Bevölkerung als zu pessimistisch empfundenen Aussage musste das Denkmal hinter das Gebäude versetzt werden. Zugleich gab es aber auch nichtstaatliche Menschenrechtsorganisationen wie »Memorial«, die sich mit verdrängten Kapiteln der Geschichte beschäftigten, wie mit den Gefangenen der Roten Armee und Zwangsarbeitern im Zweiten Weltkrieg. Sie galten nach ihrer Rückkehr als Verräter, wurden pauschal der Kollaboration mit den Deutschen verdächtigt und erneut in Lagern inhaftiert. Auch im Rahmen des staatlich-offiziellen Gedenkens gab es immer wieder engagierte lokale Kulturämter, die besondere Denkmäler und eine die Opfer einbeziehende Gedenkkultur durchsetzten. Dass an einigen Orten, häufig mit geringsten finanziellen Mitteln, kleine Erinnerungsstätten entstanden sind, ist oft auch dem Engagement von Privatpersonen oder von jüdischen Gemeinden zu verdanken. Etwa 100.000 sowjetische Juden auf dem Gebiet der heutigen Russischen Föderation waren nach 1941 vor allem Massenerschießungen der SS-Einsatzgruppen und ihrer Helfer zum Opfer gefallen. Zu Sowjetzeiten wurde an sie als »friedliche Bürger« erinnert. Erst seit Anfang der 1990er Jahre ging man dazu über, an offiziellen Denkmälern zusätzliche Tafeln anzubringen und die jüdischen Opfer zu benennen oder durch eine Übersetzung der Inschrift ins Hebräische ins Gedächtnis zu rufen. In Ansätzen gab es auch russische Forschung zum Holocaust. 2012 eröffnete in Moskau das auch von internationalen Experten anerkannte Jüdische Museum und Toleranzzentrum. Gleichzeitig wurde das politische Regime in Russland immer nationalistischer, in der Staatspropaganda dominiert ein offen revisionistisches Geschichtsnarrativ, das mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine noch aggressiver wurde. Währenddessen wurden wichtige zivilgesellschaftliche Organisationen, darunter auch »Memorial«, massiv unterdrückt.

Erinnerung

Bereits 1942 war ein Wettbewerb für einen »Erinnerungskomplex zu Ehren unseres Sieges« in Moskau ausgerufen worden. 1961 wurde dann der »Park des Sieges« (Park Pobjedy) auf dem Moskauer »Verbeugungsberg« (Poklonnaja gora) angelegt. Zunächst war der Park dem Sieg über Napoleon 1812 gewidmet, doch mit dem Erlass des sowjetischen Kulturministeriums über die Errichtung eines Zentralen Museums des Großen Vaterländischen Krieges vom März 1986 erhielt er eine zweite Bestimmung. Dieses Großprojekt wurde dann – trotz des Zusammenbruchs des Kommunismus und der Auflösung der Sowjetunion in der Zwischenzeit – am 9. Mai 1995, dem 50. Jahrestag des Kriegsendes (im russischen Sprachgebrauch: des Sieges), in Anwesenheit von 55 Staatschefs aus aller Welt, unter anderen US-Präsident Bill Clinton, feierlich eröffnet.
Das Museum des Großen Vaterländischen Krieges ist Teil eines Erinnerungsembles im 9 Hektar großen »Park des Sieges«. Im Museum gibt es eine »Halle der Namen«, die Erinnerungsbücher mit den Namen von über 26 Millionen Toten aus der Sowjetunion enthält, und einen Gedenkraum für verdiente Soldaten und die zwölf »Heldenstädte« der Sowjetunion. Direkt am Museum steht das Denkmal »Tragödie der Völker« für die zivilen Opfer. Unter anderem wird ein aus Bronze nachgebildeter Berg von Kleidungsstücken Ermordeter gezeigt. Diese Skulptur, ursprünglich vom Präsidenten der Russischen Akademie der Künste, Surab Zereteli, für Israel entworfen, wurde 1995 zunächst vor dem Eingang aufgestellt, aber nach heftiger Kritik an der als zu pessimistisch empfundenen Aussage hinter das Museum umgesetzt. Ebenfalls von Zereteli stammt ein über 140 Meter hoher Obelisk, der vor dem Hauptgebäude als Symbol des Sieges steht. In der Anlage befinden sich zudem drei als Mahnmale gedachte Gotteshäuser: eine russisch-orthodoxe Kirche, eine Moschee und eine Synagoge.

Angebote

Jährliche Gedenkfeiern am 9. Mai, dem »Tag des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg«, Führungen, Dauerausstellung, Wechselausstellungen

Öffnungszeiten

Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 22.00 (Einlass bis 20.30)

Kontakt

http://www.poklonnayagora.ru/

info@victorymuseum.ru

+7 (0)499 449-81-81

Poklonnaja Gora
121293 Moskwa