Gedenkpark »Kragujevacer Oktober«

Спомен парк »Крагујевачки октобар«


In Kragujevac, einer der größten Städte Serbiens im Zentrum des Landes erinnern ein Gedenkpark und die Gedenkstätte »21. Oktober« an die etwa 2.300 Zivilisten, die am 21. Oktober 1941 von Soldaten der deutschen Wehrmacht erschossen wurden.

Geschichte

Im April 1941 marschierten die deutsche Wehrmacht und ihre Verbündeten in Jugoslawien ein. Das Land wurde in Besatzungszonen aufgeteilt: Die deutschen Truppen besetzten den größten Teil des heutigen Serbien. Gegen die Besatzer formierte sich bald Widerstand, verschiedene Partisanengruppen kämpften gegen die Wehrmacht. Der Kommandierende General der Wehrmacht in Serbien, Franz Böhme, gab am 10. Oktober 1941 den Befehl heraus, dass Angriffe auf deutsche Soldaten von der Zivilbevölkerung »gesühnt« werden müssten. Danach wurden für jeden getöteten deutschen Soldaten hundert serbische Zivilisten, für jeden verwundeten Deutschen fünfzig Zivilisten erschossen. Mitte Oktober 1941 griffen Partisanenverbände bei Kragujevac ein deutsches Bataillon an, dabei kamen zehn Wehrmachtssoldaten ums Leben, 26 wurden verwundet. Das angegriffene Bataillon traf am 18. Oktober 1941 in Kragujevac ein. Zusammen mit den in Kragujevac stationierten Truppen des Infanterieregiments 724 und ihrem Kommandanten Major Paul König wurden sofort »Sühnemaßnahmen« eingeleitet: Die Wehrmacht verhaftete in der Stadt angebliche Kommunisten und alle jüdischen Männer, insgesamt 66 Personen. Darauf brannten die Angehörigen der Infanterieregimenter 724 und 749 zunächst in der Umgebung von Kragujevac mehrere Dörfer ab. Dabei erschossen sie 422 Männer. Am 20. Oktober kehrten die Truppen in die Stadt zurück. Um auf die nach dem Befehl von Böhme geforderte Zahl von 2.300 Zivilisten zu kommen, verhafteten die Wehrmachtssoldaten wahllos serbische Männer in der Stadt. Die Soldaten drangen auch in Schulen ein und trieben Schüler und Lehrer zusammen. Die etwa 3.000 Verhafteten wurden in einem Kasernenhof festgehalten. Am Morgen des 21. Oktober 1941 begannen die Soldaten, die Männer und Jungen in der Nähe des Stadtrands zu erschießen bis die Zahl der Ermordeten 2.300 betrug.

Opfergruppen

In Kragujevac erschossen Wehrmachtssoldaten etwa 2.000 Einwohner der Stadt. Unter den Opfern waren auch viele Kinder und Jugendliche im Alter von zwölf bis 18 Jahren. Unter den Opfern waren auch etwa 200 Roma, die sich zufällig zum Zeitpunkt der Massenerschießung in der Stadt aufhielten.

Erfahre mehr über Serbien

Nach dem Ersten Weltkrieg ging das Königreich Serbien im gemeinsamen Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen auf, das 1929 von Alexander I. (1888–1934) aus der serbischen Königsfamilie Karađorđević in eine – meist von serbischen Offizieren gestützte – Diktatur umgewandelt wurde und den Namen Jugoslawien erhielt. Im April 1941 wurde dieser Staat von deutschen Truppen und ihren italienischen, ungarischen und bulgarischen Verbündeten erobert und in einzelne annektierte, besetzte und scheinsouveräne Gebiete zerschlagen. Die serbische Batschka fiel an Ungarn und Südserbien an Bulgarien, während die übrigen serbischen Landesteile unter deutsche Besatzung gerieten. Der Widerstand wurde von der Kommunistischen Partei Jugoslawiens (Partisanen) und von königstreuen serbischen Milizen (Tschetniks) unter General Dragoljub Mihailović (1893–1946) getragen; beide Gruppen bekämpften sich auch gegenseitig. Ab Herbst 1941 weitete die deutsche Militärverwaltung ihren Kampf gegen den Untergrund zu einem regelrechten Krieg gegen die Zivilbevölkerung aus. Für jeden getöteten deutschen Soldaten sollten hundert, für jeden verwundeten fünfzig Serben ermordet werden. Binnen weniger Wochen erschossen Angehörige der Wehrmacht als »Vergeltung« nahezu alle jüdischen Männer und Tausende männliche Roma. Auch der kommunistische Widerstand in Serbien wurde zerschlagen oder vertrieben, so dass sich fortan die Tschetniks allein gegen die Fremdherrschaft zur Wehr setzten. Im Oktober 1944 marschierten die Rote Armee und in deren Windschatten Einheiten der »Volksbefreiungsarmee« unter Führung von Marschall Josip Broz Tito (1892–1980) in Serbien ein. Das Gebiet wurde eine von sechs Teilrepubliken im neuen Bundesstaat Jugoslawien. Tito wurde kommunistischer Staatschef und ließ Zehntausende früherer Gegner und Zivilisten – darunter Tschetniks – verfolgen und ermorden. Die staatliche Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg wurde vom Partisanenkampf geprägt; überall entstanden entsprechende Denkmäler, ebenso an Orten von Massenerschießungen von Zivilisten wie Kragujevac. Zugleich nutzte Tito dieses Gedenken, um Gegensätze zwischen den einzelnen Völkern Jugoslawiens, zwischen verschiedenen Formen des Widerstands, des Terrors und der Kollaboration zu überdecken. Die Erinnerung an die Opfer des Holocaust und des Massenmordes an Roma weist immer noch Lücken auf. Nach dem Tod Titos, besonders von 1989 bis 2000 unter Präsident Slobodan Milošević (1941–2006), wandte sich die Erinnerung in Serbien vom »Kroaten« Tito ab; ihm und seinen kommunistischen Partisanen gewidmete Denkmäler wurden abgeräumt, Straßen umbenannt. Statt dessen erlebten die seit 1944/45 geächteten königstreuen Tschetniks und ihr Anführer Mihailović eine starke Aufwertung. Noch während der Auflösung Jugoslawiens begann die serbisch dominierte Jugoslawische Volksarmee im Sommer 1991 einen Krieg gegen Kroatien, der bis Ende 1995 andauerte. Dabei wurde auch die dortige Gedenkstätte Jasenovac durch serbische Einheiten besetzt und stark beschädigt, das Museum geplündert. Im Januar 2009 fand das erste von Serben organisierte Seminar zur Geschichte des Holocaust statt. Diese Veranstaltung stand im Zusammenhang mit einer Feier, bei der Christen und Juden des Massakers an mindestens 3.775 Juden, Roma und Serben Ende Januar 1942 durch ungarische Einheiten in Neusatz (Novi Sad) gedachten. Der wichtigste authentische Ort des Holocaust in Serbien ist das ehemalige Messegelände Sajmište in Belgrad, wo 1942 bis zu 7.500 Juden mit Motorabgasen ermordet worden waren und später das »Anhaltelager Semlin« stand. 2020 beschloss das serbische Parlament, auf dem verfallenden Gelände eine angemessene Gedenkstätte einzurichten.

Erinnerung

In Kragujevac wurde 1953 der Gedenkpark »Kragujevacer Oktober« errichtet. Die Architekten Mihailo Mitrović und Radivoje Tomić legten einen über sechs Kilometer langen Rundweg an, an dem sich zahlreiche Denkmäler von namhaften Künstlern befinden. Das bekannteste Monument ist das Denkmal für die hingerichteten Schüler und Lehrer, es ist auch als »Gebrochener Flügel« bekannt. Darüber hinaus wurde 1976 die Gedenkstätte und Museum »21. Oktober« nach einem Entwurf der Architekten Ivan Antić und Ivanka Raspopović eröffnet. Das fensterlose rote Backsteingebäude umfasst 33 verschieden hohe Türme und beherbergt eine Ausstellung. Der Grundriss des Gebäudes hat die Form eines christlichen Kreuzes.
Ende 1979 ist die Gedenkstätte zum Kulturerbe erklärt worden.
Für Deutsche war der Besuch der Gedenkstätte zunächst verboten. Erst Ende der 1950er Jahre waren Besucher aus der damaligen DDR willkommen, und es dauerte weitere zwei Jahrzehnte, bis die erste Delegation aus der Bundesrepublik die Gedenkstätte besucht hat.
Im Gedenken an die ermordeten Schüler und Lehrer wird an der Gedenkstätte seit 1971 die »Große Schulstunde« abgehalten, an der regelmäßig auch prominente Künstler mitwirken.
Im Krieg von 1999 war das Gebäude beschädigt worden, so dass das Museum zwischenzeitlich geschlossen und renoviert werden musste.

Angebote

Dauerausstellung, Archiv, Bibliothek

Öffnungszeiten

Vom 15. April bis 31. Oktober Montags bis Samstags täglich 8.00 bis 18.00,
an staatlichen Feiertagen und Sonntagen 9.00 bis 16.00

Vom 1. November bis 14. April täglich 9.00 bis 16.00

Am 1. Januar geschlossen.

Kontakt

http://www.spomenpark.rs/

info@spomenpark.rs

+381 (0) 34 335 607

Desankin venac b.b.
34000 Kragujevac