Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau

Państwowe Muzeum Auschwitz-Birkenau


Auschwitz, das größte nationalsozialistische Konzentrations- und Vernichtungslager, ist zum Symbol des Holocaust geworden. Hier ermordeten Angehörige der SS während des Zweiten Weltkrieges etwa eine Million Juden und zehntausende politische Häftlinge aus Polen, sowjetische Kriegsgefangene, Sinti und Roma. Etwa 70 Kilometer westlich von Krakau (polnisch: Kraków) ließ die SS seit 1940 nach und nach einen Lagerkomplex mit 38 Außenlagern errichten. Heute erinnert das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau an die Opfer.

Geschichte

Vor dem Ersten Weltkrieg gehörte die südpolnische Kleinstadt Oświęcim zu Österreich-Ungarn. In unmittelbarer Nähe Oberschlesiens gelegen, besetzte die deutsche Wehrmacht bereits am 4. September 1939 die Stadt. Sie wurde bald in Auschwitz umbenannt und im Oktober 1939 dem Deutschen Reich angegliedert. Die Region wurde von Beginn an »germanisiert«, örtliche Gefängnisse waren schnell mit polnischen Intellektuellen, Geistlichen und politischen Gegnern überfüllt. Auf einem ehemaligen Kasernengelände errichtete die SS im Frühjahr 1940 das Konzentrationslager »Auschwitz I« (Stammlager) zur Internierung politischer Gefangener aus Polen. Später wurden auch sowjetischer Kriegsgefangene hierher verschleppt. Anfangs mussten die Häftlinge das Lager ausbauen oder Zwangsarbeit in SS-eigenen Betrieben leisten. Tausende wurden erschossen, andere erhängt oder bei medizinischen Experimenten zu Tode gequält. Bevor ab Oktober 1941 das Vernichtungslager, »Auschwitz II-Birkenau« etwa drei Kilometer vom Stammlager entfernt errichtet wurde, ermordete die SS Anfang September 1941 850 sowjetische Kriegsgefangene, Polen und Juden erstmals mit dem Giftgas Zyklon B. In Birkenau ließ die SS Ende 1941 Gaskammern bauen, wo ab Frühjahr 1942 Juden aus ganz Europa systematisch mit Zyklon B ermordet wurden. An der Rampe führte die SS »Selektionen« durch. Als arbeitsfähig eingestufte Häftlinge mussten Zwangsarbeit leisten, etwa im nahe gelegenen Buna-Werk der IG Farben, »Auschwitz III-Monowitz«. Alte, Schwache und Kinder trieb die SS in die Gaskammern. Als die Rote Armee näher rückte, befahl Heinrich Himmler im November 1944 die Morde einzustellen und die Gaskammern sowie die Krematorien zu sprengen. Mitte Januar 1945 trieb die SS 58.000 Häftlinge auf verschiedenen Marschrouten bei eisiger Kälte auf Todesmärsche Richtung Westen. Spezielle Mordkommandos ermordeten noch am 20. Januar mehrere hundert Häftlinge, Zeugen des Massenmords, bevor die sowjetischen Truppen Auschwitz am 27. Januar 1945 erreichten.

Opfergruppen

Als am 27. Januar 1945 die Rote Armee das Lager befreite, fand sie etwa 7.000 kranke und erschöpfte Häftlinge vor. Bis zu diesem Zeitpunkt waren über eine Million Menschen systematisch ermordet worden, andere kamen wegen der unmenschlichen Lebensbedingungen in den Lagern zu Tode.
Während in den ersten zwei Jahren das Stammlager hauptsächlich ein Konzentrationslager zur Internierung von politischen Gefangenen aus Polen und Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion war, wurde seit dem Frühjahr 1942 Birkenau zum Zentrum des systematischen Massenmords an den europäischen Juden.
Etwa 100.000 Juden wurden zur Zwangsarbeit eingeteilt und als Häftlinge registriert, nur 30.000 von ihnen überlebten. Etwa 960.000 Juden aus Ungarn, Polen, Frankreich, den Niederlanden, aus Griechenland und anderen deutsch besetzen Ländern Europas sind unmittelbar nach ihrer Ankunft ermordet worden, etwa die Hälfte davon im letzten Kriegsjahr. Im Lagerkomplex Auschwitz ermordete die SS darüber hinaus 70.000 bis 75.000 Polen, 21.000 Sinti und Roma, 15.000 sowjetische Kriegsgefangene und 10.000 bis 15.000 Häftlinge anderer Herkunft.

Erfahre mehr über Polen

Mit dem Angriff auf Polen und der Besetzung des Landes durch deutsche Truppen im Westen und durch die Rote Armee im Osten begann im September 1939 der Zweite Weltkrieg. Unmittelbar nach dem Einmarsch setzten in beiden Teilungsgebieten Verfolgung und Terror ein. Deutsche Verbände verübten Massaker an Angehörigen der geistigen Eliten, jüdischen und nichtjüdischen Zivilisten sowie Patienten. Ab Ende 1939 errichtete die deutsche Verwaltung Ghettos, in denen die jüdische Bevölkerung unter elenden Bedingungen zusammengedrängt wurde. 1941, nach dem Angriff auf die Sowjetunion, geriet auch Ostpolen unter deutsche Herrschaft. SS-Einsatzgruppen ermordeten zunächst systematisch jüdische Männer, später auch Frauen und Kinder. Im Herbst 1941 begannen lokale deutsche Dienststellen im früheren Westpolen mit der Vorbereitung von Massentötungen jüdischer Ghettohäftlinge durch Giftgas. Bis 1945 wurden etwa drei Millionen polnische Juden in den Vernichtungsstätten Kulmhof, Belzec, Treblinka und Sobibor, in Majdanek und Auschwitz ermordet, verhungerten in den Ghettos oder wurden erschossen. 1943 erhoben sich die jüdischen Bewohner des Warschauer Ghettos zu einem Aufstand, den die SS blutig niederschlug. Polnische Soldaten kämpften auf Seiten der Alliierten an allen Fronten des Weltkriegs. Partisanengruppen, darunter die patriotische »Armia Krajowa« (Heimatarmee), bildeten die größte Widerstandsbewegung im besetzten Europa. Am 1. August 1944 begann der Warschauer Aufstand, die umfangreichste Erhebung von Zivilisten gegen die Deutschen im besetzten Europa. Er scheiterte, auch weil die Rote Armee – bereits am anderen Weichselufer stehend – nicht eingriff. Die Zahl der Toten wird auf bis zu 250.000 geschätzt. Insgesamt kamen etwa drei Millionen nichtjüdische Polen unter deutscher Besatzung gewaltsam zu Tode. Nachdem die Rote Armee bereits im Januar 1944 (ost-)polnischen Boden erreicht hatte, wurden die Truppen der Armia Krajowa vom sowjetischen Geheimdienst entwaffnet, ihre Offiziere erschossen oder verschleppt. Die Millionen Toten der Besatzungszeit, die dauerhafte Annexion Ostpolens durch die Sowjetunion, die Eingliederung ostdeutscher Gebiete und der daraus resultierende Bevölkerungsaustausch verursachten in Polen ein schweres politisches und gesellschaftliches Trauma. In der Erinnerungskultur stand das Gedenken an die Ermordung der europäischen Juden in deutschen Vernichtungslagern auf polnischem Boden zunächst im Hintergrund. So galt Auschwitz – im Ausland längst zum Symbol des Holocaust geworden – über Jahrzehnte vor allem als »Ort polnischen Martyriums«. Veränderungen gibt es allerdings seit Beginn des 21. Jahrhunderts. Dazu mögen auch die heftigen Debatten um den ostpolnischen Ort Jedwabne beigetragen haben. Das Massaker an etwa 340 Juden am 10. Juli 1941, das bis dahin »Gestapo und Hitler-Polizei« zugeschrieben worden war, hatten polnische »Nachbarn« ohne deutschen Zwang verübt. Die Diskussionen im In- und Ausland um eine polnische Mittäterschaft führten 2001 dazu, dass sich Staatspräsident Aleksander Kwaśniewski (*1954) bei den Opfern entschuldigte. Forderungen von Fachleuten, etwa aus dem Institut des Nationalen Gedenkens, sich den schwierigsten Kapiteln der Vergangenheit zu stellen, wurden lauter. Zu diesen zählen auch antijüdische Pogrome 1946/47 und der staatliche Antisemitismus im sozialistischen Nachkriegspolen. Der polnische Staat investiert sehr viel in Erinnerungspolitik, auch in Großprojekte mit internationaler Ausstrahlung. Das Museum des Warschauer Aufstandes wurde bereits 2004 eröffnet. Das POLIN Museum der Geschichte der polnischen Juden eröffnete auf dem Gebiet des ehemaligen Warschauer Ghettos 2013, ein Museum des Warschauer Ghettos soll 2024 folgen. In Danzig gibt es seit 2017 das Museum des Zweiten Weltkrieges. Die ehemaligen deutschen Vernichtungslager Belzec und Sobibor wurden nach der Jahrtausendwende in moderne Gedenkstätten umgewandelt. Auch in der Kultur ist eine immer intensivere Beschäftigung mit dem jüdischen und multikulturellen Erbe Polens zu beobachten.

Erinnerung

Im Sommer 1945 übergab die Rote Armee das Lagergelände den polnischen Behörden. Die Erinnerung an das Lager wurde zunächst überwiegend von ehemaligen politischen Häftlingen getragen. Sie gründeten im Februar 1946 einen Verein, führten Besucher durch das Gelände, schützten es vor Vandalismus und legten ein Archiv an.
Am 2. Juli 1947 wurde die Gedenkstätte offiziell eröffnet. Sie konzentrierte sich auf das Gelände des Stammlagers. Bei der inhaltlichen Ausrichtung der Gedenkstätte wie auch in der Ausstellung stand das Schicksal der polnischen Gefangenen und die Opferrolle der polnischen Nation im Vordergrund. Die systematische Ermordung der Juden wurde in verschiedene nationale Verfolgungsgeschichten eingebettet und insgesamt wenig beleuchtet. Zwischen 1960 und 1985 erarbeiteten 13 Staaten eigene Ausstellungen in den Gebäuden des ehemaligen Stammlagers.
Auf dem Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers bei Birkenau (polnisch: Brzezinka) wurde 1967 ein Mahnmal, ein polnisch-italienischer Gemeinschaftsentwurf, eingeweiht. Dennoch war das ehemalige Vernichtungslager Auschwitz II – Birkenau als Gedenkort lange vernachlässigt und erst in den Jahren nach den politischen Veränderungen 1989 immer mehr in die Arbeit des Museums eingebunden.
Im Herbst 1989 leitete der erste nichtkommunistische Ministerpräsident Polens seit 1945, Tadeusz Mazowiecki, eine Umstrukturierung der Gedenkstätte Auschwitz ein. Auch Holocaustforscher wurden in die Arbeit eingebunden. Alte Inschriften in Birkenau, die die Zahl der dort ermordeten mit vier Millionen angaben, wurden entfernt. Zum ersten Mal wurde dagegen in der Darstellung deutlich, dass die meisten der über eine Million Opfer des Lagerkomplexes Auschwitz Juden waren.

Angebote

Dauerausstellung, Führungen, Publikationen, Vorträge, Seminare, Konferenzen, Workshops, Archiv, Forschungen

Öffnungszeiten

Dezember täglich 7:30 bis 14:00
Januar, November täglich 7:30 bis 15:00
Februar täglich 7:30 bis 16:00
April, Mai, September täglich 7:30 bis 18:00
Juni, Juli, August täglich 7:30 bis 19:00
Am 1. Januar, 25. Dezember und Ostersonntag geschlossen

Kontakt

http://www.auschwitz.org

muzeum@auschwitz.org

+48 (0)33 844 8100

ul. Więźniów Oświęcimia 20
32-603 Oświęcim