Seit April 2012 informiert eine überarbeitete Dauerausstellung im Potsdamer Schloss Cecilienhof über die Potsdamer Konferenz, die dort im Sommer 1945 zwischen den Siegermächten stattfand.
Geschichte
Kaiser Wilhelm II. ließ 1912 ein Schloss im Norden der preußischen Residenzstadt Potsdam anlegen. 1917 wurde das Schloss Cecilienhof im Neuen Garten für den ältesten Sohn des Kaisers, Kronprinz Wilhelm, fertiggestellt. Namensgeberin war Wilhelms Frau Cecilie von Preußen. Das Schloss wurde im Stil eines englischen Landhauses erbaut, kennzeichnend dafür sind die vielen verarbeiteten Holzstreben und die unterschiedlichen Schornsteine. Das großzügige Schloss verfügt über 176 Zimmer, seine tatsächliche Größe ist durch die Anlage vieler Innenhöfe von außen nicht ersichtlich. Auch nach der Abdankung des Kaisers 1918 blieben Wilhelm und Cecilie von Preußen dort bis 1945 wohnen. Mit dem Ende des Krieges mussten die Bewohner das Schloss verlassen.
Im Sommer 1945 begann die sowjetische Besatzungsmacht damit, das Schloss für eine Konferenz der drei Hauptalliierten Großbritannien, Sowjetunion und USA vorzubereiten, die Inneneinrichtung wurde auf den Geschmack der drei Regierungschefs abgestimmt. Im Innenhof wurde ein Beet aus roten Geranien in Form eines fünfzackigen Sterns bepflanzt.
Die Verhandlungen zwischen den Staats- und Regierungschefs Josef Stalin, Harry S. Truman, und Winston Churchill beziehungsweise seinem Nachfolger Clement Attlee fanden vom 17. Juli bis 2. August 1945 in Potsdam statt. Die Konferenz knüpfte thematisch an das vorangegangene Treffen im Februar 1945 in Jalta an. Hauptverhandlungspunkte waren die Demilitarisierung und die Verwaltung Deutschlands sowie die Entnazifizierung. Strittig waren jedoch die Fragen nach Reparationszahlungen von Deutschland und die Westgrenze Polens. Letzen Endes legten die drei Regierungschefs sich auf die Flüsse Oder und Neiße als deutsch-polnische Grenze fest, obwohl es die Umsiedlung und de facto die Vertreibung von Millionen Deutscher bedeutete. Zudem folgte aus den Verhandlungen in Potsdam die Aufteilung Deutschlands in vier Besatzungszonen.
Opfergruppen
In der direkten Folge der Potsdamer Konferenz wurden Millionen Deutsche aus Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn zum Teil gewaltsam vertrieben. Die Konferenzteilnehmer hatten sich zwar auf eine Überführung in »ordnungsgemäßer und humaner Weise« geeinigt, in der Realität musste die deutsche Bevölkerung jedoch binnen kürzester Zeit und unter gewaltsamen Bedingungen ihre Heimatorte verlassen.
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Deutschland
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann die staatliche Verfolgung der Gegner des Regimes, von Juden, als »Zigeuner« bezeichneten Roma, Patienten sowie zahlreichen anderen Gruppen. Antisemitismus wurde erstmals Bestandteil der Regierungspolitik eines modernen Staates, die Verfolgung aller Gruppen schrittweise verschärft. Dabei griffen staatliche Verordnungen, Gewalttaten von Anhängern des Regimes und die Hetze der Presse ineinander. Der Terror gegen Juden im November 1938 (»Kristallnacht«) mit etwa hundert Toten bildete den Scheitelpunkt hin zur vollständigen Ausgrenzung und Ermordung der jüdischen Minderheit.
Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 gerieten weite Teile Europas unter deutsche Herrschaft. Insbesondere im Osten entstand ein vielgliedriges System von Lagern und Mordstätten, in dem die SS bis zu sechs Millionen Juden, unter ihnen etwa 165.000 deutsche Juden, ermordete. Die Zahl der übrigen Deutschen, die in Folge des Krieges ihr Leben verloren, wird auf etwa sieben Millionen geschätzt, darunter fast 3,5 Millionen Zivilisten. Etwa 28 Millionen Einwohner der besetzten Sowjetunion (Soldaten und Zivilbevölkerung) und drei Millionen nichtjüdische Polen kamen gewaltsam zu Tode; an sie wird in Deutschland bis heute kaum erinnert.
Deutschland wurde 1945 von den Alliierten besetzt; 1949 entstanden die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit sehr unterschiedlichen Gedenkkulturen. In der DDR dominierte die Selbstinterpretation als »antifaschistischer« deutscher Nachfolgestaat. Die Orte der ehemaligen Konzentrationslager (KZ) Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen wurden zu »Nationalen Mahn- und Gedenkstätten« und stellten vor allem den kommunistischen Widerstand dar.
In der Bundesrepublik dominierte zunächst die Erinnerung an die Opfer der alliierten Bombenangriffe, von Flucht und Vertreibung. Das Gedenken an die nationalsozialistische Verfolgung, den Holocaust oder den Widerstand war einzelnen Gruppen überlassen, Täter und Tatbeteiligungen – außerhalb juristischer Prozesse – kein Gegenstand öffentlicher Diskussion. Das änderte sich ab Mitte der 1960er Jahre, als nach intensiver Debatte die Verjährung für Mord aufgehoben wurde. Gleichzeitig entstanden Erinnerungsstätten an Orten ehemaliger KZ (1965: Dachau und Neuengamme; 1966: Bergen-Belsen) und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1968 in West-Berlin. Erst in den 1980er Jahren entwickelte sich durch lokale Initiativen eine vielfältige, oft kleinteilige Erinnerungslandschaft.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden eine gesamtstaatliche Gedenkstättenkonzeption entwickelt und Orte der Erinnerung umfangreich überarbeitet. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin konnte 2005 der Öffentlichkeit übergeben werden. Eine umfangreiche Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen und ihrer Täter, die Topographie des Terrors, wurde im Mai 2010 eröffnet; das Ausstellungszentrum »Flucht, Vertreibung, Versöhnung« folgte 2021. Mittlerweile erinnern zentrale Denkmäler in Berlin auch an weitere Opfergruppen: An die ermordeten Sinti und Roma, an die Opfer im Rahmen der NS-»Euthanasie« ermordeten Patienten und an die verfolgten Homosexuellen.
Die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in den früheren Ostgebieten fielen nach Kriegsende einem doppelten Vergessen anheim. Die Erinnerung blieb für Jahrzehnte auf landsmannschaftliche Verbände in der BRD beschränkt und schloss die Zeit von 1933 bis 1945 meist aus. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nehmen sich jedoch deutsche, polnische, litauische und russische Initiativen auch dieses Teils der deutschen Vergangenheit an.
Erinnerung
Die Postdamer Konferenz markiert aufgrund der beschlossenen Aufteilung in Besatzungszonen und der Entfremdung zwischen den Konferenzteilnehmern für viele Historiker den Beginn des Kalten Krieges und der deutschen Teilung. Das Gebäude selbst wurde von der 1949 gegründeten DDR als Schulungszentrum des Demokratischen Frauenbundes (DFD) genutzt. 1960 wurde in einem Flügel ein Hotel eingerichtet, das bis heute besteht. 1990 wurde das Schloss Cecilienhof als Weltkulturerbe anerkannt und steht unter der Verwaltung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Eine Dauerausstellung über die Geschichte des Gebäudes und der Potsdamer Konferenz wurde 2012 eröffnet.
Angebote
Dauerausstellung, Führungen
Öffnungszeiten
April bis Oktober: Dienstag bis Sonntag: 10.00 bis 18.00
November bis März: Dienstag bis Sonntag 10.00 bis 17.00
Montags geschlossen
Besichtigung nur in Verbindung mit Führung / Audioguide-Führung