Museum des Zweiten Weltkriegs

Muzeum II Wojny Światowej


Das Museum des Zweiten Weltkriegs in Danzig wurde 2017 nach rund achtjähriger Planungs- und Bauzeit offiziell eröffnet. Neben dem militärischen Widerstand wird das Leiden der polnischen Bevölkerung unter deutscher und zeitweise sowjetischer Besatzung im Zweiten Weltkrieg dargestellt.

Geschichte

Der Zweite Weltkrieg begann offiziell am 1. September 1939 um 4.45 Uhr mit dem Beschuss der Westerplatte bei Danzig. Die Stadt, die bis 1920 zu Preußen gehörte, war nach dem Ersten Weltkrieg aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrages aus dem deutschen Reichsgebiet ausgegliedert worden und erhielt den Status eines autonomen Freistaates. Die Nationalsozialisten richteten ihre Propaganda schon früh auf Danzig aus und sprachen davon, die Stadt »heim ins Reich« zu holen. Beim Angriff der Wehrmacht am 1. September 1939 stießen die deutschen Angreifer insbesondere im Gefecht um das polnische Postamt auf erheblichen Widerstand der polnischen Verteidiger. Auch im Kampf um die Westerplatte, eine Stellung des polnischen Militärs, kapitulierten die Verteidiger erst nach sieben Tagen.

Zeitgleich mit dem Angriff auf die Westerplatte attackierte die deutsche Luftwaffe am 1. September 1939 gegen 4.30 Uhr die polnische Kleinstadt Wieluń. Diese war militärisch völlig unbedeutend und hatte keine Verteidigungsanlagen. Schätzungen zufolge kamen bei der Bombardierung Wieluńs mehr als 1.000 Menschen ums Leben. Der Angriff gilt unter Historikern als das erste Kriegsverbrechen des deutschen Überfalls auf Polen.

Etwa zwei Wochen später, am 17. September 1939, begann die sowjetische Besetzung Ostpolens mit dem Einmarsch der Roten Armee.

Opfergruppen

Am 1. September 1939 begann mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen der Zweite Weltkrieg. In den sechs Kriegsjahren verloren rund 60 Millionen Menschen ihr Leben.

Schätzungen zufolge töteten die Deutschen in Polen zwischen 1,8 und 1,9 Millionen nichtjüdische Zivilisten und mehr als 100.000 Soldaten. Darüber hinaus ermordeten die Deutschen mindestens drei Millionen polnische Juden.

Erfahre mehr über Polen

Mit dem Angriff auf Polen und der Besetzung des Landes durch deutsche Truppen im Westen und durch die Rote Armee im Osten begann im September 1939 der Zweite Weltkrieg. Unmittelbar nach dem Einmarsch setzten in beiden Teilungsgebieten Verfolgung und Terror ein. Deutsche Verbände verübten Massaker an Angehörigen der geistigen Eliten, jüdischen und nichtjüdischen Zivilisten sowie Patienten. Ab Ende 1939 errichtete die deutsche Verwaltung Ghettos, in denen die jüdische Bevölkerung unter elenden Bedingungen zusammengedrängt wurde. 1941, nach dem Angriff auf die Sowjetunion, geriet auch Ostpolen unter deutsche Herrschaft. SS-Einsatzgruppen ermordeten zunächst systematisch jüdische Männer, später auch Frauen und Kinder. Im Herbst 1941 begannen lokale deutsche Dienststellen im früheren Westpolen mit der Vorbereitung von Massentötungen jüdischer Ghettohäftlinge durch Giftgas. Bis 1945 wurden etwa drei Millionen polnische Juden in den Vernichtungsstätten Kulmhof, Belzec, Treblinka und Sobibor, in Majdanek und Auschwitz ermordet, verhungerten in den Ghettos oder wurden erschossen. 1943 erhoben sich die jüdischen Bewohner des Warschauer Ghettos zu einem Aufstand, den die SS blutig niederschlug. Polnische Soldaten kämpften auf Seiten der Alliierten an allen Fronten des Weltkriegs. Partisanengruppen, darunter die patriotische »Armia Krajowa« (Heimatarmee), bildeten die größte Widerstandsbewegung im besetzten Europa. Am 1. August 1944 begann der Warschauer Aufstand, die umfangreichste Erhebung von Zivilisten gegen die Deutschen im besetzten Europa. Er scheiterte, auch weil die Rote Armee – bereits am anderen Weichselufer stehend – nicht eingriff. Die Zahl der Toten wird auf bis zu 250.000 geschätzt. Insgesamt kamen etwa drei Millionen nichtjüdische Polen unter deutscher Besatzung gewaltsam zu Tode. Nachdem die Rote Armee bereits im Januar 1944 (ost-)polnischen Boden erreicht hatte, wurden die Truppen der Armia Krajowa vom sowjetischen Geheimdienst entwaffnet, ihre Offiziere erschossen oder verschleppt. Die Millionen Toten der Besatzungszeit, die dauerhafte Annexion Ostpolens durch die Sowjetunion, die Eingliederung ostdeutscher Gebiete und der daraus resultierende Bevölkerungsaustausch verursachten in Polen ein schweres politisches und gesellschaftliches Trauma. In der Erinnerungskultur stand das Gedenken an die Ermordung der europäischen Juden in deutschen Vernichtungslagern auf polnischem Boden zunächst im Hintergrund. So galt Auschwitz – im Ausland längst zum Symbol des Holocaust geworden – über Jahrzehnte vor allem als »Ort polnischen Martyriums«. Veränderungen gibt es allerdings seit Beginn des 21. Jahrhunderts. Dazu mögen auch die heftigen Debatten um den ostpolnischen Ort Jedwabne beigetragen haben. Das Massaker an etwa 340 Juden am 10. Juli 1941, das bis dahin »Gestapo und Hitler-Polizei« zugeschrieben worden war, hatten polnische »Nachbarn« ohne deutschen Zwang verübt. Die Diskussionen im In- und Ausland um eine polnische Mittäterschaft führten 2001 dazu, dass sich Staatspräsident Aleksander Kwaśniewski (*1954) bei den Opfern entschuldigte. Forderungen von Fachleuten, etwa aus dem Institut des Nationalen Gedenkens, sich den schwierigsten Kapiteln der Vergangenheit zu stellen, wurden lauter. Zu diesen zählen auch antijüdische Pogrome 1946/47 und der staatliche Antisemitismus im sozialistischen Nachkriegspolen. Der polnische Staat investiert sehr viel in Erinnerungspolitik, auch in Großprojekte mit internationaler Ausstrahlung. Das Museum des Warschauer Aufstandes wurde bereits 2004 eröffnet. Das POLIN Museum der Geschichte der polnischen Juden eröffnete auf dem Gebiet des ehemaligen Warschauer Ghettos 2013, ein Museum des Warschauer Ghettos soll 2024 folgen. In Danzig gibt es seit 2017 das Museum des Zweiten Weltkrieges. Die ehemaligen deutschen Vernichtungslager Belzec und Sobibor wurden nach der Jahrtausendwende in moderne Gedenkstätten umgewandelt. Auch in der Kultur ist eine immer intensivere Beschäftigung mit dem jüdischen und multikulturellen Erbe Polens zu beobachten.

Erinnerung

Das Ende des Zweiten Weltkriegs bedeutete für die mehrheitlich deutsche Bevölkerung Danzigs Flucht und Vertreibung. Danzig wurde mit der Republik Polen (seit 1952 Volksrepublik Polen) Teil des von der Sowjetunion kontrollierten Ostblocks. Die offizielle Geschichtsdarstellung betonte die Unterdrückung des polnischen Volkes durch die deutschen Besatzer, während die sowjetische Besatzung als »Befreiung« galt. Die kommunistischen Machthaber erklärten die Ereignisse vom September 1939 als Versagen der Regierungen der Zweiten Polnischen Republik. Soldaten, die in der Zweiten Republik gedient hatten, wurden in der Zeit des Stalinismus bis 1956 verfolgt.

Dennoch blieb Danzig einer der zentralen Erinnerungsorte an den Zweiten Weltkrieg in Polen. So findet hier jedes Jahr am 1. September die offizielle Gedenkfeier mit dem polnischen Staatspräsidenten statt. Die Entscheidung, das Museum des Zweiten Weltkriegs in Danzig zu errichten, wurde 2008 von der Regierung Donald Tusks getroffen. Die Eröffnung fand 2017 statt. Seit seiner Gründung gab es heftige politische Debatten um die Ausstellungen des Museums. Insbesondere die Rolle der polnischen Nation im europäischen Kontext des Zweiten Weltkriegs steht dabei oft im Mittelpunkt.

Angebote

Dauerausstellung und Sonderausstellungen, Ausstellung für Kinder, öffentliche Führungen, Angebote für Gruppen und Schulen (Schwerpunktführungen, Workshops), Bildungsweg Westerplatte, regelmäßige Veranstaltungen, Digitalangebot, Bibliothek, Publikationen, Konferenzzentrum, Kino, Restaurant, Café

Öffnungszeiten

Von September bis Juni:
Dienstag 10.00 bis 16.00
Mittwoch bis Sonntag 10.00 bis 18.00

Juli und August:
Dienstag 10.00 bis 16.00
Mittwoch bis Sonntag 10.00 bis 20.00

Montag geschlossen

Kontakt

https://muzeum1939.pl/de

info@muzeum1939.pl

+48 58 760 09 60

plac Władysława Bartoszewskiego 1
80-862 Gdańsk