Im Juni 1944 gelang es Partisanen, im Apennin eine sieben Gemeinden umfassende »Partisanenrepublik Montefiorino« auszurufen. Seit 1979 befindet sich ein Museum in der Burg von Montefiorino, von der aus die Partisanenrepublik geführt wurde.
Nach der Niederlage der deutschen Truppen in der Schlacht um Monte Cassino und der Befreiung Roms im Frühjahr 1944 erstarkte der bewaffnete Widerstand gegen die deutsche Besatzung in Norditalien. Am 17. Juni 1944 gelang es Partisanen, die mittelalterliche Burg von Montefiorino in der Provinz Modena zu besetzen. Hier hatten zuvor die italienischen Faschisten einen Stützpunkt. Die Kämpfer riefen auf der Burg die »Partisanenrepublik Montefiorino« aus, die sieben Gemeinden und etwa 600 km² umfasste. Auf ihrem Gebiet befanden sich einem Bericht an das Kommando der Partisanen vom 17. Juli 1944 zufolge 5.600 Partisanen und 50.000 Zivilisten. Viele Einwohner hatten bereits seit Ende 1943 die Partisanen unterstützt. Die provisorische Regierung unter Mario Ricci, genannt Armando, ließ die Familienoberhäupter der Gemeinden ihre Bürgermeister frei wählen. Unter der Selbstverwaltung wurden Straßen und Brücken repariert, Lebensmittelpreise festgesetzt, Handelsbeziehungen zu benachbarten Gemeinden aufgebaut und ein Krankenhaus eingerichtet. Die Republik unterhielt Kontakte zu den Alliierten und diente als Ausgangspunkt für Militäraktionen. Die Rechtsprechung übernahm ein eigenes Tribunal, das zahlreiche Todesurteile verhängte, von denen einige bis heute umstritten sind.
Nach etwa sechs Wochen, zwischen dem 30. Juli und dem 1. August 1944 wurde die Partisanenrepublik durch deutsche Truppen zerschlagen und das zuvor evakuierte Dorf Montefiorino niedergebrannt. Der kurzlebigen Partisanenrepublik wurde sowohl während als auch nach dem Partisanenkampf große historische und symbolische Bedeutung beigemessen. Sie stellte den ersten Versuch dar, in dem von der deutschen Wehrmacht besetzten Italien ein Gebiet – welches sich obendrein in unmittelbarer Nähe zur »Gotenlinie«, der befestigten Verteidigungslinie der deutschen Streitkräfte, befand – zu besetzen und selbst zu verwalten.
Das Museum erinnert an alle Partisanen und Zivilisten, die in »Vergeltungsaktionen« während der deutschen Okkupation ermordet wurden. Insbesondere wird an die Zivilisten erinnert, die am 18. März 1944 in Monchio, Susano und Costrignano ermordet wurden. In diesen drei in der Region Montefiorino gelegenen Ortschaften töteten Mitglieder der Fallschirm-Panzer-Division 1. »Hermann Göring« unter Leitung von Kurt Christian von Loeben, begleitet von Mitgliedern der faschistischen »Republikanischen Nationalgarde« 136 wehrlose Menschen, unter ihnen viele Frauen und Kinder. Diese Massaker ließen den Widerstand gegen die deutsche Besatzung in der Bevölkerung erstarken und waren ein wichtiger Grund für die tatkräftige Unterstützung der späteren Partisanenrepublik.
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Nachdem die von deutschen Truppen niedergebrannte Burg restauriert worden war, schlossen sich in der 1970er Jahren Wissenschaftler, Gemeinden und Partisanenverbände zusammen, um am historischen Ort ein »Museum der Partisanenrepublik von Montefiorino« zu gründen. Das Museum wurde 1979 eröffnet und wird von der Gemeinde Montefiorino und dem historischen Institut Modena getragen. In den sechs Ausstellungsräumen werden Waffen, Dokumente, Uniformen und Alltagsgegenstände aus der Zeit der Partisanenkämpfe gezeigt. Den Besuchern stehen Berichte der Protagonisten auf Video sowie einige Amateuraufnahmen von der Befreiung Modenas und der Präsenz der Partisanen entlang der »Gotenlinie« zur Verfügung. Die Ausstellung informiert auch über andere von den Besatzern befreite Zonen in Norditalien. Die Räume können auch über einen zweiten, »poetischen Pfad« erschlossen werden: auf diesem bringen Gedichte, die der Bologneser Dichter Roberto Roversi aus Briefen zum Tode verurteilter italienischer Widerstandskämpfer zusammenstellte, dem Besucher die persönliche Dimension des Geschehens nahe.
In Monchio, nur wenige Kilometer von der Burg Montefiorino entfernt, erinnert ein »Park des Widerstandes« und in seiner Mitte ein Denkmal an die Opfer des Massakers vom 18. März 1944. Es besteht aus 14 Steinskulpturen verschiedener italienischer und ausländischer Bildhauer.
Bibliothek, Didaktik-Raum, Veröffentlichung einer Karte der Gedenkorte der »Partisanenrepublik Montefiorino«
Besuch nach Vereinbarung, feste Öffnungszeiten nur an Wochenenden und Feiertagen: vormittags 10.00 bis 13.00 und nachmittags 15.00 bis 18.00
http://www.resistenzamontefiorino.it
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