Museum der Konferenz von Jalta

Лівадійський палац


Im Liwadija-Palast im Badeort Jalta auf der Halbinsel Krim erinnert ein Museum an die Konferenz der Alliierten, die im Februar 1945 die Neuordnung Europas in der Nachkriegszeit zum Thema hatte.

Geschichte

Nach dem Kriegseintritt der USA 1941 und der sich abzeichnenden Niederlage Deutschlands durch die Kriegswende im Winter 1942/43 trafen sich die Regierungschefs der drei Hauptalliierten USA, Großbritannien und Sowjetunion ab 1943 zu mehreren Konferenzen. Bei diesen Treffen wurde vor allem über den Nachkriegsstatus Deutschlands und der Staaten Osteuropas beraten. Die zweite dieser Gipfeltreffen fand auf sowjetischem Gebiet statt, im Seebad Jalta auf der Halbinsel Krim. Vom 4. bis 11. Februar 1945 trafen sich die Staats- und Regierungschefs Winston Churchill, Franklin D. Roosevelt und Josef Stalin im Liwadija-Palast in Jalta, der ehemaligen Sommerresidenz des letzten russischen Zaren. Die Alliierten beschlossen dort die prinzipielle Aufteilung Deutschlands nach dem Krieg, einigten sich aber noch nicht über Grenzverläufe. Wichtigster Tagesordnungspunkt der Konferenz war die Zukunft Polens: Die Alliierten verabschiedeten die Grenzverschiebung Polens Richtung Westen entlang der Curzon-Linie. Diese Linie von Grodno über Brest bis Przemyśl war bereits 1919 als Ostgrenze Polens vorgeschlagen worden. Zum Ausgleich sollte Polen Gebiete im Norden und Westen zu Lasten des Deutschen Reichs erhalten. Zudem verständigten sich Churchill, Roosevelt und Stalin auf die Gründung der Vereinten Nationen sowie den Kriegseintritt der Sowjetunion gegen Japan nach der deutschen Kapitulation. Die Interessen der drei Mächte waren zwar zu unterschiedlich, um in den Fragen der territorialen Neuordnung Europas konkrete Ergebnisse zu bringen, die Verhandlungen liefen dennoch darauf hinaus, dass allen voran die Sowjetunion versuchte, ihren Einfluss in Osteuropa aufrechtzuerhalten und auszubauen.

Opfergruppen

Die Konferenz von Jalta 1945 diente dazu, die Richtlinien für die Neuregelung der europäischen Staaten nach Ende des Zweiten Weltkriegs zu entwickeln. Zwar wurden noch keine konkreten Beschlüsse gefasst, dennoch legte die Konferenz den Grundstein für die weiteren Entwicklungen, wie etwa die Westverschiebung Polens und die Vertreibung von Millionen Deutscher aus den ehemaligen Ostgebieten sowie die Umsiedlung von Millionen Polen aus der heutigen Ukraine. Ebenso deutete sich bereits an, dass die Sowjetunion die besetzten Staaten Osteuropas unter ihren Einfluss bringen würde.

Erfahre mehr über Ukraine

Die Ukraine, die zweitgrößte Republik der ehemaligen Sowjetunion, war einer der Hauptschauplätze des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust. Die Zahl der ukrainischen Todesopfer wird auf fünf bis sechs Millionen Menschen geschätzt, darunter Hunderttausende Juden. Mitte September 1939, nach der sowjetischen Besetzung Ostpolens entsprechend einem deutsch-sowjetischen Geheimabkommen – dem Hitler-Stalin-Pakt –, kamen die südöstlichen Regionen Polens zur Sowjetukraine. Repressionen gegen die einheimische Bevölkerung gehörten fortan zum Alltag. Im Sommer 1941 traf der deutsche Angriff auf die Sowjetunion zunächst genau diese Gebiete. Schon in den ersten Tagen wurde die jüdische Bevölkerung als angebliche Stütze der Sowjetmacht Ziel blutiger Übergriffe. Sie gingen häufig von national gesinnten Ukrainern aus, die den Vormarsch der Wehrmacht zunächst begrüßten. Bald darauf begannen deutsche SS-Einsatzgruppen und verbündete rumänische Einheiten mit Massenerschießungen von Juden. Die Schlucht von Babij Jar (ukrainisch Babyn Jar) nahe Kiew, wo deutsche Einheiten und ukrainische Miliz an zwei Tagen im September 1941 mehr als 33.700 Juden ermordeten, ist heute ein weltweites Symbol für den Völkermord an den Juden. Auch die nichtjüdische Bevölkerung geriet ins Visier der Verfolger. In der nationalsozialistischen Rassenideologie galten Ukrainer wie alle »Slawen« als »Untermenschen«. Die Besatzer plünderten das Land, verschleppten weit über eine Million Zivilisten zur Zwangsarbeit und verübten öffentliche Geiselmorde. Ab 1943 tobte nicht nur ein Partisanenkrieg gegen die Wehrmacht, sondern auch der Kampf der nationalistischen »Ukrajinska Powstanska Armija« (Ukrainische Aufstandsarmee = UPA) gegen die Sowjets und die polnische Bevölkerung der Westukraine. Weit über 100.000 Polen fanden hierbei den Tod. 1944 wurde die Ukraine wieder sowjetisch und umfasst seitdem auch ehemals ostpolnische Regionen. Die UPA setzte ihren Kampf bis Mitte der 1950er Jahre fort. Die sowjetischen Behörden verschleppten rund 300.000 Ukrainer nach Sibirien, um diesen Widerstand zu brechen. Die Gedenkkultur war an der sowjetischen Symbolsprache ausgerichtet. Es entstanden monumentale Gedenkanlagen zur Feier des »Sieges« im Großen Vaterländischen Krieg. Erst in jüngerer Zeit trat neben die Heldenverehrung auch das Opfergedenken. In der Westukraine hat sich zudem eine Erinnerungskultur an den Kampf der UPA entwickelt, der als Unabhängigkeitskampf interpretiert wird. Eine Aufarbeitung der Kollaboration mit den deutschen Besatzern und des Antisemitismus hat erst um 2000 begonnen. Die Massenerschießungen an Juden wurden, mit wenigen Ausnahmen, bis in die 1980er Jahre übergangen. Erst die Regierung der unabhängigen Ukraine erkannte 1991 Babyn Jar als »Symbol jüdischen Märtyrertums« an. Die Ukraine war auch lange nach der Erlangung der Unabhängigkeit auf der Suche nach ihrer eigenen Identität. Die Dokumentation der sowjetischen Verbrechen – wie die staatlich herbeigeführte Hungerkatastrophe 1932/33 mit Millionen Toten (Holodomor) – hat größere Bedeutung als die Aufklärung über den Holocaust. Dennoch entstanden überall im Land neue Gedenkorte in Erinnerung an die ermordeten Juden, wie etwa die Gedenkstätte Drobizkij Jar in Charkiw oder das Holocaustmuseum in Odessa. An zahlreichen Massengräbern entstanden neue Denkmäler, teils mit Unterstützung aus Deutschland. In Kiew sollte bei der ehemaligen Massenerschießungsstätte Babyn Jar eine große Holocaustgedenkstätte mit weltweiter Ausstrahlung entstehen. Diese Pläne wurden mit dem großangelegten russischen Angriff auf die Ukraine vom 24. Februar 2022 auf Eis gelegt. Welche Auswirkungen der Verteidigungskrieg in Zukunft auf die Holocausterinnerung haben wird, bleibt abzuwarten.

Erinnerung

Ein erster Sommerpalast der russischen Zarenfamilie entstand in Jalta, genauer gesagt im Vorort Liwadija, ab 1862. Nachdem das Gebäude wegen starker Schäden durch Grundwasser abgerissen werden musste, ließ Zar Nikolaus II. (1868 – 1918) 1910 den heutigen »Weißen Palast« erbauen.
1974 wünschte US-Präsident Nixon während seines offiziellen Staatsbesuchs der Sowjetunion den Tagungsort der Konferenz von Jalta zu besichtigen. Aus diesem Anlass wurde ein Museum im Erdgeschoss des Liwadija-Palasts eingerichtet, das sich der Konferenz von 1945 widmet. Nach dem Zerfall der Sowjetunion, als die Ukraine unabhängig wurde, wurde auch das Obergeschoss mit den ehemaligen Zarengemächern wieder zugänglich gemacht. Auch nach der völkerrechtswidrigen Annexion der Halbinsel Krim durch Russland im Jahre 2014 ist das Museum weiterhin offen. Es gibt häufig Sonderausstellungen und Veranstaltungen mit Bezug auf die Konferenz von Jalta, aber auch auf die Weltkriege und die Zarendynastie der Romanows.

Angebote

Ausstellung, Konferenzräume, Bibliotheken, Parkanlagen, Wechselausstellungen

Öffnungszeiten

Täglich 10.00 bis 16.00

Kontakt

http://ливадийский-дворец.рф

livadia-palace@mail.ru

ul. Baturina 44-а
Jalta