Denkmal vor dem Choraltempel

Monumentul de Templul Coral


Seit 1991 erinnert im Hof vor dem Bukarester Choraltempel, einer der größten Synagogen der Stadt, ein Denkmal an die rumänischen Opfer des Holocaust. Das Denkmal ist in erster Linie Bukarester Juden gewidmet, die bei dem Pogrom im Januar 1941 ermordet oder 1942 nach Transnistrien deportiert wurden.

Geschichte

In Bukarest lebten 1941 etwa 102.000 Juden, unter ihnen viele Flüchtlinge aus anderen Teilen Rumäniens, die vor der antisemitischen Stimmung im Land in einer großen jüdischen Gemeinde Schutz suchten. Im Januar 1941 versuchte die mit General Ion Antonescu zusammen regierende faschistische Eiserne Garde, durch einen Staatsstreich die alleinige Macht an sich zu reißen. In den chaotischen Tagen des Putschversuchs gingen die Anhänger der Eisernen Garde gezielt gegen Bukarester Juden vor: Sie verhafteten und misshandelten Juden, zerstörten Synagogen und jüdisches Eigentum. Bei dem Pogrom vom 20. bis 24. Januar 1941 kamen etwa 120 Juden in Bukarest ums Leben. Der Choraltempel wurde, wie viele andere Synagogen auch, stark beschädigt. Nach der Niederschlagung des Putschversuchs verschärfte die Regierung Antonescus ihre Judenpolitik: Viele jüdische Männer mussten ab Herbst 1941 Zwangsarbeit leisten, 1942 zwangen rumänische Behörden über 28.000 jüdische Männer zum Arbeitseinsatz. Hunderte von Juden aus Bukarest wurden in das Gebiet Transnistrien, den rumänisch besetzten Teil der Ukraine, deportiert. Dort mussten sie unter katastrophalen Bedingungen in Ghettos und Lagern leben und Zwangsarbeit leisten.
Angesichts der sich abzeichnenden Niederlage im Krieg änderte gegen Ende des Jahres 1943 die Regierung Antonescu ihre Politik: Die rumänischen Juden wurden entgegen früherer Planungen nicht an die Deutschen ausgeliefert, die nach Transnistrien deportierten, noch lebenden Juden konnten auf Druck der jüdischen Gemeinden ab Ende 1943 in ihre Heimatorte zurückkehren.
Um dem Angriff der Roten Armee auf Rumänien zuvorzukommen wurde Antonescu im August 1944 durch König Michael gestürzt. Rumänien wechselte die Fronten und verbündete sich mit der Sowjetunion.

Opfergruppen

Der größte Teil der Bukarester Juden überlebte den Holocaust, da Rumänien die Juden nicht wie geplant an die Deutschen auslieferte und sich nach einem Regimewechsel mit der Sowjetunion verbündete. Mindestens 120 Bukarester Juden kamen jedoch bei dem Pogrom im Januar 1941 um. Tausende jüdische Männer mussten Zwangsarbeit leisten, viele Hundert Juden wurden nach Transnistrien verschleppt. Wie viele Juden aus Bukarest dort starben ist nicht klar. Insgesamt kamen während des Holocaust etwa 285.000 Juden um, die vor dem Zweiten Weltkrieg in Rumänien lebten.

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Das Königreich Rumänien fand in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen zu keiner politischen Stabilität und sah sich von Gebietsansprüchen der Nachbarn bedroht. Das Land suchte die Nähe zum nationalsozialistischen Deutschland. In den Grenzfragen unterstützte die Berliner Führung jedoch Ungarn, Bulgarien und den zwischenzeitlichen Verbündeten Sowjetunion. Im Laufe des Jahres 1940 musste Rumänien dem Verlust großer Teile seines Territoriums zustimmen. Dies führte zur innenpolitischen Radikalisierung. König Karl (1893–1953) übertrug General Ion Antonescu (1882–1946) unbeschränkte Befugnisse, musste dann jedoch zugunsten seines Sohnes Michael (1921–2017) abdanken. Die rechtsradikale »Garda de Fier« (Eiserne Garde), mit der Antonescu verbündet war, begann sofort mit der Verfolgung der Juden. 1941 beteiligte sich Rumänien am deutschen Angriff auf die Sowjetunion. Unter rumänischer Regie wurden bis zu 155.000 Juden und 25.000 Roma aus der Bukowina und Bessarabien in besetzte ukrainische Gebiete (»Transnistrien«) deportiert. Zehntausende überlebten Massenmorde, Lagerhaft und Zwangsarbeit, Hunger und Krankheiten nicht. Die Juden in Nordsiebenbürgen (seit 1940: Ungarn) litten derweil unter den dortigen antisemitischen Verordnungen. Allerdings blieben sie mehrheitlich von gewalttätiger Verfolgung verschont, bis im Frühjahr 1944 die Wehrmacht dort einmarschierte und die SS in Zusammenarbeit mit ungarischen Behörden mit Deportationen nach Auschwitz begann. Die Gesamtzahl der ermordeten rumänischen Juden bezieht sich also auf verschiedene Gebiete: 50.000 Juden aus Bessarabien und der Bukowina sowie etwa 20.000 Juden aus dem Innern Rumäniens wurden ermordet, etwa 120.000 siebenbürgische Juden Opfer der ungarisch-deutschen Besatzung. Im August 1944 führte die Offensive der Roten Armee zu einem Bündniswechsel Rumäniens. Michael I. entmachtete Antonescu. Das Land fiel unter sowjetischen Einfluss. 1946 wurde der Diktator hingerichtet, 1947 dankte der König ab. In der ersten Zeit nach 1945 gedachte man zunächst der Befreiung durch die Rote Armee. In Bukarest entstand ein Denkmal für die gefallenen sowjetischen Soldaten. Die Zeit als deutscher Bündnispartner blieb in der Erinnerung ausgespart. Unter Nicolae Ceaușescu (1918–1989), der das Land mit seinem Geheimdienst ab 1965 regierte, wurde die »Befreiung vom faschistischen Joch« als Verdienst rumänischer Helden dargestellt. Mit dem Ende seines Regimes 1989 erschienen vielen Rumänen entgegengesetzte Sichtweisen attraktiv: Der Angriff auf die Sowjetunion 1941 wurde nun häufiger als Kampf gegen den Bolschewismus gesehen. Das Ansehen Antonescus stieg. Für einen Teil der Rumänen erhielt wiederum der im Exil lebende König größere Bedeutung und wurde zum Symbol der Demokratie, da er den Diktator gestürzt hatte und später von den Kommunisten vertrieben wurde. Für die Erinnerung an den Holocaust blieb in der Nachkriegszeit kein Platz. Die meisten Überlebenden hatten das Land bereits in den 1950er Jahren verlassen. Das Gedenken war Sache der jüdischen Gemeinden: Sie errichteten 1977 ein kleines Forschungszentrum und 1978 ein kleines Museum in Bukarest sowie einige Denkmäler. Im Jahr 2004 nahm eine Kommission zur Erforschung des Holocaust und der rumänischen Verbrechen ihre Arbeit auf, die vom rumänischstämmigen Überlebenden und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel (1928–2016) geleitet wurde. Ein Nationales Institut setzt die Forschungen seit 2005 fort. 2009 wurde ein zentrales Holocaustdenkmal in Bukarest eingeweiht, dass auch an rumänische Roma erinnernt, die nach Transnistrien deportiert wurden. Sonst gibt es allerdings wenig Erinnerung an die etwa 12.500 Opfer dieser Gruppe.

Erinnerung

Der während des Pogroms beschädigte Choraltempel wurde bereits 1945 renoviert. Im selben Jahr diente die Synagoge als Krankenhaus und Notunterkunft für jüdische Flüchtlinge aus Rumänien und Ungarn. Später wurde die Synagoge wieder für Gottesdienste genutzt. 1947 lebten in Bukarest etwa 150.000 Juden, viele davon waren Flüchtlinge. In den folgenden Jahren wanderten viele Juden nach Israel aus, sodass die Zahl der Gemeindemitglieder stetig sank. Im Jahr 2000 lebten nur noch etwa 3.500 Juden in Bukarest. Im Hof vor dem Choraltempel stellte die jüdische Gemeinde 1991, nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes, ein Denkmal für die Opfer des Holocaust auf. Damit war es eines der ersten Holocaustdenkmäler in Bukarest überhaupt. Es besteht aus einer bronzenen Menora auf einem Sockel. An einer Mauer am Hof der Synagoge sind Gedenktafeln angebracht, die die Zahlen der Opfer in den verschiedenen Regionen Rumäniens dokumentieren.

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Bukarest