Maximilian-Kolbe-Museum für die Opfer des Faschismus
Музей жертв фашизма имени Максимилиана Кольбэ
Im Jahr 1993 richteten Mitglieder der »Vereinigung der ehemaligen minderjährigen Häftlinge der Konzentrationslager in Deutschland« in Petrosawodsk ein Museum ein, das das Schicksal der Häftlinge in deutschen Konzentrationslagern zeigt.
Geschichte
Die Stadt Petrosawodsk in der damaligen sowjetischen Teilrepublik Karelien war von Oktober 1941 bis Juni 1944 von finnischen Truppen besetzt, die mit der deutschen Wehrmacht im Krieg gegen die Sowjetunion zusammenarbeiteten. Während dieser Zeit übergaben die finnischen Behörden mindestens 2.600 sowjetische Kriegsgefangene an den SS-Sicherheitsdienst und die Gestapo. Unter diesen Gefangenen waren etwa siebzig Juden. Über ihr Schicksal ist fast nichts bekannt.
Auch der damals 16-jährige Wadim Misko wurde nach Deutschland deportiert und überlebte verschiedene Konzentrationslager. Nach dem Krieg rief er die »Vereinigung der ehemaligen minderjährigen Häftlinge der Konzentrationslager in Deutschland« ins Leben.
Opfergruppen
Das Museum ist den minderjährigen Häftlingen in den Konzentrationslagern des »Dritten Reiches« gewidmet - vor allem denen, die als Jugendliche aus der Sowjetunion deportiert worden waren.
Erfahre mehr über
Russische Föderation
In der Russischen Föderation ist der 9. Mai – der Gedenktag an den Sieg der Sowjetunion im Großen Vaterländischen Krieg gegen den »Hitlerfaschismus« – der bedeutendste Feiertag, der aus der sowjetischen Vergangenheit übernommen wurde. Am 23. August 1939 hatte die Sowjetunion unter Josef Stalin (1878–1953) zunächst einen »Nichtangriffspakt« mit dem Deutschen Reich geschlossen. Beide Regime verständigten sich darin über ihre »Interessensphären« in Ostmitteleuropa und beschlossen unter anderem die gemeinsame Teilung Polens. Ab dem 22. Juni 1941 marschierten die deutsche Wehrmacht und ihre Verbündeten in sowjetisches Territorium ein. Bei Kriegsende 1945 waren auf dem besetzten sowjetischen Gebiet nach neueren Schätzungen insgesamt bis zu 28 Millionen Tote in Armee und Bevölkerung zu beklagen.
Die sowjetische Erinnerungskultur ist im heutigen Russland wieder dominierend. Ihre Sinnbilder – wie die monumentalen Denkmäler in Sankt Petersburg oder Wolgograd – sind noch immer beliebt und weiterhin Schauplatz großer Gedenkveranstaltungen am 9. Mai. Diese Erinnerungsstätten sind allerdings weniger Orte der Trauer und des Totengedenkens als vielmehr der Heldenverehrung. Der Opfer wurde lange Zeit gar nicht, später als »Opfer des Faschismus« gedacht. Die Wirkungsmacht dieser Sicht auf die Vergangenheit lässt sich beispielhaft am Konflikt um eine 1995 aufgestellte Skulptur vor dem Museum des Großen Vaterländischen Kriegs in der Hauptstadt Moskau ablesen. Das Denkmal »Tragödie der Völker« ist den etwa zwanzig Millionen zivilen Opfer der Jahre 1941 bis 1944 in der Sowjetunion gewidmet und sollte einen Wendepunkt in der Erinnerungskultur Russlands markieren. Nach heftiger Kritik an der auch in der Bevölkerung als zu pessimistisch empfundenen Aussage musste das Denkmal hinter das Gebäude versetzt werden.
Zugleich gab es aber auch nichtstaatliche Menschenrechtsorganisationen wie »Memorial«, die sich mit verdrängten Kapiteln der Geschichte beschäftigten, wie mit den Gefangenen der Roten Armee und Zwangsarbeitern im Zweiten Weltkrieg. Sie galten nach ihrer Rückkehr als Verräter, wurden pauschal der Kollaboration mit den Deutschen verdächtigt und erneut in Lagern inhaftiert. Auch im Rahmen des staatlich-offiziellen Gedenkens gab es immer wieder engagierte lokale Kulturämter, die besondere Denkmäler und eine die Opfer einbeziehende Gedenkkultur durchsetzten. Dass an einigen Orten, häufig mit geringsten finanziellen Mitteln, kleine Erinnerungsstätten entstanden sind, ist oft auch dem Engagement von Privatpersonen oder von jüdischen Gemeinden zu verdanken. Etwa 100.000 sowjetische Juden auf dem Gebiet der heutigen Russischen Föderation waren nach 1941 vor allem Massenerschießungen der SS-Einsatzgruppen und ihrer Helfer zum Opfer gefallen. Zu Sowjetzeiten wurde an sie als »friedliche Bürger« erinnert. Erst seit Anfang der 1990er Jahre ging man dazu über, an offiziellen Denkmälern zusätzliche Tafeln anzubringen und die jüdischen Opfer zu benennen oder durch eine Übersetzung der Inschrift ins Hebräische ins Gedächtnis zu rufen. In Ansätzen gab es auch russische Forschung zum Holocaust. 2012 eröffnete in Moskau das auch von internationalen Experten anerkannte Jüdische Museum und Toleranzzentrum. Gleichzeitig wurde das politische Regime in Russland immer nationalistischer, in der Staatspropaganda dominiert ein offen revisionistisches Geschichtsnarrativ, das mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine noch aggressiver wurde. Währenddessen wurden wichtige zivilgesellschaftliche Organisationen, darunter auch »Memorial«, massiv unterdrückt.
Erinnerung
Das 1993 gegründete Museum dokumentiert kurz die Geschichte seines Namensgebers Maximilian Kolbe. Der polnische Franziskanerpater wurde 1941 verhaftet und in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Als ein Mithäftling, der eine Familie hatte, in einer Vergeltungsaktion ermordet werden sollte, trat Kolbe an dessen Stelle und wurde wenig später durch eine Phenolinjektion getötet. Papst Johannes Paul II. sprach Kolbe 1982 heilig. Mit seiner sonstigen Ausstellung gilt die Einrichtung als erstes Holocaustmuseum auf dem Gebiet der Russischen Föderation.